853
Dechamps (Victor) - Dechend
(für Ath) in der Zweiten Kannuer, wo er sich als !
Redner und tüchtiger Geschäftsmann erwies. D.
wurde 1842 Gouverneur der Provinz Luxemburg
und 1843 Minister der öffentlichen Arbeiten. Al5
solcher wirtte er besonders für die Vollendung des
belg. Eisenbahnnetzes und war entschiedener An-
hänger der sog. gemischten, d. b. aus liberalen und
latb. Elementen zusammengesetzten Regierungsver- !
fassung. Er übernahm 1845) die Leitung des Aus-
wärtigen, welcken Posten er bis zum Sieg der Libe-
ralen (Aug. 1847) behauptete. Vor seinem Rücktritt '
wurde er von den Bürgern Charlerois in die Kam-
mer gewählt, und behauptete sich bis 1864 auf der ,
Seite der lach. Opposition mit Ausnahme der I. >
1857-59. D. gründete 1837 mit de Decker (s. d.) ,
die kath. "Rkvuo cl6 Druxoile^", die bis 1850 !
bestand und die er, wie später die noch bestehende
ultramontane "Ilevuo zM^i-aie", mit gediegenen
Aussätzen unterstützte. Er starb 19. Juli 1875 auf
seiuem Laudsitz bei Manage.
Dechamps (spr.-schang), Victor, Kardinal-Erz-
bifchof von Meckeln, Bruder des vorigen, geb.
6. Tcz. 1810 zu Melle, schloß sich der von Lauien-
nais (s. d.) vertretenen theol. Richtung an, bis er
sich 1832 dem theol. Studium in Touruai, Mcckcln
und Löwen zuwandte. Hierauf trat er in das Rc-
demptoristcnlloster zu St. Trond, das er bald mit
dem Ordenshaus Wittem bei Aachen vertauschte.
Nach eiuer Pilgerfahrt uach Rom (1849-50) über-
nahm er die Leitung eines Ordenshaufes in Tour-
nai und beteiligte sich eine Zeit lang am Religions-
unterricht des nachmaligen Königs Leopold II. Er
wurde 1865 Vifchof von Namur, 1867 Erzbiscbof
in Accchcln und 1875 Kardinal zur Belohnung für
seine eifrige Beförderuug des Infallibilitätsdogmas.
D. hat eine große Anzahl polemifcher, apologetifcker
und ascctischer Schriften geschrieben, tbat sich beson-
ders hervor durch seine Angriffe gegen die Freimau-
rerei und in dem Kampf gegen das Sckulgefetz von
1879. Er starb 28. Sept. 1883 in Mecheln.
Dechanei oder Dekanei, der Amtsbezirk eines
Dekans (s. d.); auch dessen Amtswohnung.
Dechant, s. Detau.
Decharge (frz., spr. -schärsch'), Entlastung (s. d.) -
auck Löschung eines Postens im Sckuldbuche; bei
Schiffen das Aus- und Abladen.
Dechargenkasematten, D e ch argcngalcric n
(fpr. -fchar'fchen-), Kasematten, bei denen die einge-
wölbten Räume zwischen den Strebepfeilern einer
Dechargenmauer (s. d.) nock eine hintere Absckluß-
maucr erhalten. Durch Anbringen von Schieß-
scharten in der vordern Mauer werden die D. ver-
teidigungsfähig gemacht.
Dechargenmauer (spr. -scharschen-), De-
chargenrevetement (spr. -wätmäng), Ent-
lastung s mau er, Bekleidungsmaucr der Grabeu-
böschungenin stäudigen Vefestiguugen, ist so gebaut,
daß hinterderdieSturmsreibeitdes Walles bedingen-
den Mauer in bestimmten Abständen Strebepfeiler
angebracht sind, als Widerlager von senlrecht zur
Maucrflucht stehenden Gewölben. Diese Gewölbe
nehmen den Bodendruck des Erdwalls auf, der bei
anliegender Betleidungsmauer namentlich auf dem
untern Teil derselben lastet und eine größere Stärke
derselben bedingt als bei D. Auch ein Brescbelegen
durch feindliches Feuer ist bei einer D. erheblich
schwieriger, da ein Herabstürzen des Walles erst
dann stattfindet, wenn die Strebepfeiler zerstört
und die Gewölbe eingestürzt sind. ' ^.^ ^.
Dechargenrevetement (frz. i-evoteinont en
äkclilu'^e), f. Dechargenmaucr.
Dechargieren (frz., fpr. -schärsch-), entlasten,
von der Verantwortlichkeit bei der Rechnungsführung
freifprechen, f. Entlastung.
Dechen, Ernst Heinrich Karl von, Gcognost,
Mineralog und Bergmann, geb. 25. März 1800 zu
Berlin, besuchte 1818-19 die Universität daselbst,
widmete sich dann praktischen Arbeiten als Berg-
mann und war bis 1822 in Bochum und Essen bei
den Bergämtcrn thätig. Er kam 1823 wieder nach
Berlin und ward 1825 in der Abteilung für Berg-
wesen im Ministerium des Innern beschäftigt. Nach-
dem er hierauf 1826-27 eiue Reife durch England
und Schottland gemacht, ward er 1828 Oberdcrg-
amtsassessor in Bonn, 1831 vortragender Rat in
der Ministerialabteilung für das Bergwefen. Da-
neben erhielt er 1834 eine außerord. Professur für
Vergbaulundc an der Universität zu Berlin. 1841
wurde er zum Direktor des Oberbergamtcs zu Bonn
ernannt. 1864 fchied er aus dem Staatsdienst.
Er starb 15. Febr. 1889 zu Bonn. Um die Anerken-
nung der Geologie als einer felbständigen Wissen-
schaft hat D. sich hochverdient gemacht, wie er auch
einen sehr wesentlichen Einfluß auf das Empor-
blühcn des Bergbaues und der Hüttenindustrie in
Rheinland-Westfalen, ferner auf die Anlage der
ersten dortigen Eisenbahnen ausübte. Er schrieb:
"Geognost. Umrisse der Rhcinlande zwischen Basel
uud Mainz" (2 Bde., Essen 1825), denen sich eine
"Gcognost. Karte der Rheinlande zwischen Basel und
Mainz" (Berl. 1825) anschloß; die vielverbreitete
"Geognost. Karte von Deutschland, England, Frank-
reich und den Nachbarländern" (Berl/i839; 2. Be-
arbeitung 1869), "Sammlung der Höhenmessungen
in der Rheinprovinz" (Bonn 1852), "Gcognost. Ve-
schreibnng des Sicbengebirges" (ebd. 1852), "Geo-
gnost. Führer zu der Vulkanreihe der Vordereifel"
(ebd. 1861; 2. Aufl. 1886) und "Gcognost. Führer
zu dem Laacher See" (ebd. 1864), welche Schrif-
ten aus den "Verhandlungen" des Naturhistorischen
Vereins sür die preuß. Rheiulande und Westfalen
(seit 1847 unter der Präsidentschaft D.s) besonders
abgedruckt wurden; ferner: "Die nutzbaren Mine-
! ralien und Gcbirgsarten im Deutfchen Reich, nebst
! einer physiogr. und geognost. Übersicht des Gebietes"
- (Berl. 1873). Mit der geognost. Untersuchung der
! Rheinprovinz und Westfalens beauftragt, veröffent-
! lichte D. seit 1855 die vortreffliche "Geolog. Karte"
! dieser Provinzen, welche bis 1865 in 34 großen Sek-
tionen erschien. Zu derselben gehören die "Erläute-
rungen zur Geolog. Karte der Rheinprovinz und der
Provinz Westfalen" (2 Bde., Bonn 1870-84).
Außerdem stellte D. noch die längst vorbereitete
"Geolog. Karte von Deutschland" (2 Blatt, Berl.
1869; 2. Aufl. 1880) her. Von 1838 bis 1855 gab
er mit Karsten das damals sehr wichtige "Archiv für
Mineralogie,Gcognosic, Bergbau-und Hüttenkunde"
heraus. - Vgl. Laspeyres, Heinrich von D. Ein
Lebensbild (Bonn 1889).
Dechend, Hermann Friedrich Alexander von,
Reichsbankpräsident, geb. 2. April 1814 in Marien-
wcrder, studierte in Bonn und Berlin die Rechte,
wurde 1836 Auskultator, ging später zur Regierung
über und trat 1849 als Geh. Regierungsrat und
vortragender Rat in das Handelsministerium. 1851
wurde er Mitglied und 1863 Vicepräsident des
Hauptbankdircktoriums, 1864 Präsident der preuh.
Bank und 1876 der Reichsbauk, um deren Organi-