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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Decurio - Debitieren
mentlich aus Gallien, dann auch röm. Veteranen
überlassen wurde. Von dieser Steuer wurden die
Kolonisten (aber nicht ihre Besitzungen) ä6cum9.t68
genannt. Die neue Grenze ward gegen das freie
Germanien durch eine Befestigungslinie gesichert
(s. Pfahlgraben). Die ganze innerhalb dieser Gren-
zen liegende Landschaft wurde zur Provinz 6er-
mania LupErior geschlagen; seit Ende des 3. Jahrh,
n. Chr. nur noch unsicherer Besitz der Römer, ging
sie bis zur Mitte des 4. Jahrh, an die Alamannen
verloren. - Vgl. Müllenhoff, über den füdöstl.
Winkel des alten Germaniens (in seiner "Deutschen
Altertumskunde", Bd. 2, Verl. 1887).
Decurko, bei den alten Nömern der Vorsteher
einer Decurie, d. h. einer Abteilung von zehn
Personen. In zehn Decurien zerfiel in den ältesten
Zeiten Roms jede der zehn Curien, in welche jede
der drei alten Tribus eingeteilt war. Ein D. führte
auch im Kriege die zehn 6(iuit68 (Reiter), die ur-
sprünglich wahrscheinlich eine jede jener Decurien
zu stellen hatte; später nannte man D. auch den
Anführer einer etwas größern Reiterabteilung.
Auch auf die Geschworenen und Kollegien der ver-
schiedensten Avt ward die Einteilung in Decurien,
die wenigstens zum Teil ebenfalls ihre Decurionen
hatten, übertragen. Ferner wurden bei den Römern
die Mitglieder der Senate in den Municipalstädten
so genannt. Diese Decurionen hatten die Aussicht
über die innere städtische Verwaltung, und ihr Amt
war in der Zeit der Republik und ersten Kaiser mit
mancherlei Ebren und Vorteilen verbunden. Unter
den spätern Kaisern, namentlich seit Konstantin,
ward aber aus der ehrenvollen Mitgliedschaft im
Rate der Stadt ein lästiges Amt, ja eine drückende
Bürde, indem die Decurionen, als die Vorsteher
der städtischen Gemeinden, für die Erfüllung der
Lasten, die denselben auferlegt wurden, fo z. B.
für die Zahlung der Steuern, haften mußten und
deshalb sogar in der freien Verfügung über ihr
eigenes Vermögen befchränkt waren. Sie durften
liegende Güter weder verkaufen noch verschenken,
um ihren peluniären Verpflichtungen immer nach-
kommen zu können; ja sie durften ohne Erlaubnis
nicht einmal Reifen machen. Daher kam es, daß
die zum Amt eines D. Verpflichteten sich diesem
Stande zu entziehen suchten, und daß deshalb von
den Kaisern gegen solche Versuche verschiedene Vor-
kehrungen getroffen werden mußten.
Vson3sä.tiln (lat.), in Form einer röm. Zehn
(X), kreuzweise; Dekussation, Durchkreuzung;
dekussieren, kreuzweise durchschneiden.
vsonssis, altröm. Münze-^ 10 As, ein ge-
gossenes Kupserstück von bedeutender Größe, mit
einem Schiffsschnabel und dem Wertzeichen X auf
der einen, einem behelmten Kopfe (wahrscheinlich
der Göttin Noma) auf der andern Seite.
vs Ha.to (lat.), abgekürzt ä.ä., vom Tage der
Ausfertigung an. S. auch Datowechsel.
Dedeaghatsch, eine neue Stadt Thraziens
im türk. Wilajet und Sandfchak Adrianopel, am
Ägäischen Meere, westlich der Maritzamündung, an
Stelle des verschlammten Hafens Enos und an der
Linie D.-Demotika-Kuleli-Burgas (112,05 km) der
Türkischen Staatsbahnen, ist Ausfuhrplatz für das
Maritzathal, mit einer Reede (Hafenbau ist pro-
jektiert), Anlageplatz der Dampfer, Sitz mehrerer
Konsularagenten und hat etwa 1700 E.
De Decker, Pierre Jacques Francois, belg.
Staatsmann, s. Decker.
Dedekind, Friedr., Dichter, geb. 1525 zu Neu-
stadt an der Leine, wurde 1576 Pastor zu Lüneburg,
wo er 27. Febr. 1598 starb. Er verfaßte schon auf der
Universität sein bestes, viel gelesenes und übersetztes
Werk, den lat. "Grobianus" (s. d.; Franks. 1549,
in 1200 Distichen; 1554 um eine "Grobiana" ver-
mehrt), eine ironische Sittenlehre, die bessern will,
indem sie das Unflätige als normal mit allen ekel-
haften Details abschildert. Viel schwächer sind seine
spätern, deutsch verfaßten reformatorischen Tendenz-
dramen: "Der christliche Ritter" (Ülzen 1576), der
den Sieg der Gläubigen über Laster und Teufel
symbolisch darstellt, und "^a^iäta coQV6i-8N8"
(Lüneb. 1596), der die Leiden eines "bekehrten Ka-
tholiken" und seine Rettung durch Gott schildert: in
beiden überwiegt die Lehre über die Handlung.
Dedekind, Konstantin Christian, Dichter, geb.
2. April 1628 zu Rheinsdorf im Anhaltischen, gest.
als gekrönter Dichter, Mitglied des Elbschwanen-
ordens und kursächs. Steuerkassierer 1713 zu Dres-
den, schrieb Lieder und Opern geistlichen Inhalts
in der Weise der alten Mysterien, in der Form
dem schlechten Geschmacke seiner Zeit huldigend.
Sammlungen derselben sind: "Neue geistliche
Schauspiele" (Dresd. 1670) und "Heilige Arbeit
über Freud' und Leid der alten und neuen Zeit"
(ebd. 1676). Er übersetzte auch I. Kats "Eltern-
spiegel", "Masinissa und Sophonisbe" und war
auch als Komponist thätig.
Dedekind, Richard, Mathematiker, geb. 6. Okt.
1831 zu Braunschweig, habilitierte sich 1854 zu
Göttingen, wurde 1858 Professor am Polytechnikum
in Zürich und ist seit 1862 Professor an der Tech-
nischen Hochschule zu Braunschweig. D. hatte an der
Herausgabe der gesammelten Werke und des wissen-
schaftlichen Nachlasses von Riemann wesentlichen
Anteil; die angefügte Biographie Riemanns ist von
D. geschrieben. Auch gab er Noten zum Nachlaß
von Gauh (in dessen Werken, Bd. 2, Gott. 1863).
Dirichlets "Vorlesungen über Zahlentheorie" sind
von D. in 3. Aufl. (Braunfchw. 1881) herausgegeben
und mit Zusätzen versehen worden, die das Gebiet
wesentlich erweitern. D.s Arbeiten gehören meist
dem Gebiet der Analysis und der Zahlentheorie an.
Dedemsvaart, Kanal in der niederländ. Pro-
vinz Oberysscl, 41 km lang, erstreckt sich vom Zwarte
Vater bei Hasselt bis zur Vechte an der preuß.
Grenze. Er verdankt seinen Ursprung dem Baron
Wilh. Joh. van Dedem; 1809 - 11 waren 19 km
fertig gestellt, die weitere Fortsetzung erfolgte 1852
auf Kosten der Provinz. Die Vollendung des D. hat
die Vildung neuer blühender Dörfer, D. mit 4000 E.,
Slagharcn und Lütten, zur Folge gehabt und viel
zur Wohlfahrt der fog. Vennkolonien beigetragen.
Dedham(spr.deddämm), Hauptstadt des County
Norfolk im nordamerik. Staate Massachusetts, 16 km
südwestlich von Boston am Charles River malerisch
gelegen, hat (1890) 7123 E. und Industrie.
Dedignieren (lat.), stolz verachten, etwas seiner
unwürdig erachten; Dedignation, Verachtung,
Geringschätzung.
Dedikation (lat.), bei den Römern der feierliche
Akt der Einweihung eines öffentlichen Gebäudes,
durch den es dem Schutze einer Gottheit übergeben
wurde. Jetzt bedeutet D. foviel wie Widmung.
DoÄit (lat.), abgekürzt äät. und ät., er hat
gegeben, bezahlt.
Deditieren (nculat.), das v6äit (s. d.) hinzu-
schreiben, etwas als bezahlt anmerken.