Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Défī; Defiance; Defibreur; Deficĭente pecunĭa; Defĭcit; Defigurieren; Défilé

869

Défi – Défilé

Defferbach) durchflossen. Erst im obersten Theil, wo es von den Gletschern des Hochgall (3440 m) und den Ausläufern des Dreiherrnspitz (Rödtspitze 3492 m) eingesäumt wird, nimmt es einen großartigen Charakter an. Die Bewohner (2847) wandern zum Teil als Uhren-, Teppich- und Strohhuthändler in der Welt umher, werden aber, zurückgekehrt, wieder Bauern.

Défī (frz.), Herausforderung.

Defiance (spr. dĕfeiänß), Hauptstadt des gleichnamigen County im nordamerik. Staate Ohio, südwestlich von Toledo, an der Mündung des Anglaize in den Maumee, am Eriekanal, ist Eisenbahnknotenpunkt, hat (1890) 7694 E., Fabrikation von Faßdauben und Reifen, Wagen, Papier, Cement, Öfen und Mehl.

Defibreur (spr. -bröhr), s. Holzstoff.

Deficĭente pecunĭa, bei Geldmangel; deficiente pecu- deficit omne -nia, («Wo es an Geld fehlt, fehlt es an allem»), Scherzvers mit Auseinanderreißung des Wortes pecunia (aus Rabelais’ Gargantua und Pantagruel, Ⅲ, 41).

Defĭcit (lat., eigentlich «es fehlt»), im allgemeinen Bezeichnung für das Zurückbleiben der Gesamteinnahmen gegen die Ausgaben in einer bestimmten Rechnungsperiode. Der durch die kaufmännische Bilanz sich ergebende Verlust ist mithin ein D., für welches sich der Name Unterbilanz indessen mehr eingebürgert hat. Auch spricht man von einem D., wenn der wirkliche Stand einer Kasse hinter den Ausweisen der Bücher zurückbleibt (gewöhnlich «Defekt» genannt). Besondere Verbreitung hat die Bezeichnung D. in der Finanzwirtschaft erlangt. Hier ist unter D. im weitern Sinne der Überschuß der Ausgaben über die Einnahmen einer bestimmten Finanzperiode zu verstehen. Ist das Gleiche bereits im Voranschlag des Staatshaushaltes vorhanden, so liegt ein budgetmäßiges D. vor; ergiebt es sich erst (durch Erhöhung der vorausgesetzten Ausgaben oder durch Verminderung der erwarteten Einnahmen oder durch beides) während der Durchführung des Haushaltsplanes, so spricht man von einem wirtschaftlichen D. Zieht sich das D. durch mehrere Finanzperioden hin, so ist ein chronisches D. vorhanden. Das D. kann im außerordentlichen oder im ordentlichen Etat vorkommen. Ersteres entsteht, wenn der Überschuß der ordentlichen Einnahmen zur Deckung des außerordentlichen Bedarfs nicht genügt. Letzteres, das D. im eigentlichen und engern Sinne, tritt ein, wenn die ordentlichen Ausgaben durch die ordentlichen Einnahmen des Staates nicht gedeckt werden können. Ist auch ein D. selbst bei geordneten Finanzverhältnissen nicht unter allen Umständen zu vermeiden, so muß doch die Finanzpolitik dahin gerichtet sein, daß das Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben nicht gestört wird, bez. daß das eingetretene D. möglichst bald beseitigt werde, damit es nicht chronisch wird. Zu dem Zwecke ist entweder Ermäßigung der Ausgaben oder Erhöhung der Einnahmen oder beides nötig. Die Erschließung neuer oder die bessere Ausnutzung vorhandener Einnahmequellen ist bei den steigenden Ausgaben das wichtigste Gegenmittel, zumal die Veräußerung von Staatsgütern bald ihre Grenze erreicht und die Aufnahme neuer Anleihen um so schwieriger wird, je länger das D. anhält. Die Ausgabe von Papiergeld zur Deckung des D. ist nicht zu empfehlen.

Entsteht das D. nur durch außerordentliche Ausgaben, so ist noch darauf zu achten, ob diese Ausgaben den Charakter staatswirtschaftlicher Kapitalanlagen haben, also den Staat entweder in den Besitz einer dauernden Einnahmequelle setzen, oder ihm andere bleibende Vorteile verschaffen. Unter dieser Voraussetzung wird die Deckung des D. normalerweise durch Anleihen zu beschaffen sein. Dasselbe wird dann in der Regel gar nicht oder doch nicht vollständig wirklich zu Tage kommen, indem man es bei der Aufstellung des Budgets vorausgesehen und zugleich schon für entsprechende außerordentliche Einnahmen gesorgt hat. Ist dagegen das D. durch außerordentliche Ausgaben anderer Art, z. B. durch einen plötzlich eingetretenen Notstand, eine Mobilmachung oder auch durch einen außergewöhnlichen plötzlichen Ausfall in den ordentlichen Einnahmen erzeugt, so wäre es theoretisch vielleicht am wünschenswertesten, das Gleichgewicht mittels außerordentlicher Steuerzuschläge herzustellen; praktisch aber dürfte es am zweckmäßigsten sein, eine Anleihe aufzunehmen, die in einem mäßigen Zeitraume, nötigenfalls mit Hilfe von Steuerzuschlägen, zu amortisieren wäre. (S. Budget und Staatsschulden.)

Defigurieren (lat.), verunstalten, entstellen; Defiguration, Verunstaltung.

Défilé, Engpaß, Engweg, Engnis, militär. Bezeichnung für einen gangbaren Weg durch ungangbares Gelände, wie Brücken und Dämme, die über Gewässer oder durch Weichlandstrecken führen, Gebirgsthäler, Hohlwege, Dorfstraßen, Waldwege u. s. w. Da das D. eine Entwicklung in breiter Front unmöglich macht, so sind Truppen, die ein D. passieren, genötigt, die Gefechtsformation aufzugeben und in die Marschformation überzugehen; das Durchschreiten eines D. verzögert daher sowohl den Vor- wie den Rückmarsch und versetzt die Truppe in einen Zustand taktischer Schwäche, welche zunimmt, je länger und schmaler das D. ist. Diese Schwäche wird sich am gefährlichsten in dem Augenblick fühlbar machen, wenn das das D. durchschreitende Korps gezwungen ist, unter den Augen des Feindes sich aus dem jenseitigen Ausgange des D. zu entwickeln (zu débouchieren), da hier die Gefahr nahe liegt, daß die nach und nach einzeln aus dem D. heraustretenden Abteilungen von der versammelten Macht des Feindes angegriffen, in ihrer Vereinzelung geschlagen und in das D. zurückgeworfen werden. Die Verteidigung eines D. wird daher in den meisten Fällen am zweckmäßigsten aus einer rückwärts gelegenen Bereitschaftsstellung bewirkt werden. Eine Aufstellung im D. selbst wird in der Regel nur bei längern D. genommen werden. Eine solche Aufstellung gestattet zwar zunächst, den überlegenen Gegner mit geringen Streitkräften aufzuhalten, ist aber stets der Gefahr der Umgehung ausgesetzt, da schließlich jedes D. umgangen werden kann (wie schon das Beispiel des Thermopylenkampfes, dieses berühmtesten Défilégefechtes aller Zeiten, bewiesen hat). Die Verteidigung in das D. zu verlegen wird daher nur dann ratsam sein, wenn es sich um vorübergehenden Zeitgewinn handelt, wie z. B. bei Deckung eines Rückzugs oder um den eigenen hinter dem D. zur Zeit noch vereinzelten Streitkräften die Möglichkeit der Versammlung zu verschaffen. Soll dagegen mit der Verteidigung des D. eine endgültige Waffenentscheidung verbunden werden, so ist, wie oben gesagt, die Verteidigung hinter das D. zu verlegen und dieses selbst nur dazu zu benutzen, die Entscheidung unter möglichst günstigen taktischen Bedingungen, d. h.