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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Desfontaines (René Louiche) - Deshoulières
seinem 30. Ial)re verließ er den Orden, um sick
ganz der Litteratur zu widmen. Wegen eines ent-
ehrenden Vergehens eingesperrt, wurde er durch
Voltaires Einfluß zwar freigelassen, fedoch aus
Paris verwiesen. Erst 1731 erlaubte man ihm die
Rückkehr. Er wurde Mitarbeiter am "^mn-nai 66-;
8avaiit8" und gab mit Freron, Granet u. a. ver-
schiedene periodische kritische Schriften heraus: "1^0
Nouvelliäte äu?ai'iia336" (5 Bde., 1731-34), "0d-
86rv3,ti0U3 8ur 163 6crit3 Nioä6rii63" (1735), durch
die er sich Voltaire zum Feinde machte. Der Streit
mit diesem wurde von beiden Seiten mit Heftigkeit
und unter Schmähungen ausgefochten; D. schrieb
gegen Voltaire die "VoltailomaiiiL" (1738), doch
zog er in dem Kampfe den kürzern- Voltaire hatte
die Lacher auf feiner Seite und T. kam in den Ruf
eines verleumderischen Pamphletisten, wenn auch
seine zuerst in den "t)i)36rv3.ri0ii8" an Voltaire
geübte Kritik zwar streng, aber nicht ungerecht ge-
wesen war. Zu erwähnen ist noch seine Übersetzung
von Swifts "(nillivei-" (1727) und die des "Virgil"
(3 Bde., 1743). D. starb 16. Dez. 1745 zu Paris.
Desfontaiues (spr. däfongtähn), Rens Louiche,
franz. Botaniker, geb. 14. Febr. 1750 zu Tremblay
im Depart. Ille-et-Vilaine, studierte zu Paris Me-
dizin, unternabm 1783-86 botan. Forschungsreisen
in den Küstenländern Nordafrikas und wurde später
Professor am ^n-äin ä63 ?1iint68 zu Paris. Er
starb 16. Nov. 1833 zu Paris. Er schrieb: "^loia
atlantica 8iv61ii3wi'ia Miitarum ^ua6 iu ^aiite,
a^ro 'Ii.iii6taii0 ot ^lF6ri6N3i cr^cunt" (2 Bde.,
Par. 1798-1800), "V0VHA6 äan8 165 rez6iic68 60
1nni3 et ä'^lF6i-)> (ebd/1838).
Desfosfes (spr. däfosseh), Romain Joseph, franz.
Admiral, geb. 8. Dez. 1798 zu Gouesnon, trat 1807
in den Seedienst und wurde 1830 Schiffskapitän. Er
brachte 1844 einen Freundschafts- und Handelsver-
trag mit Maskat zu stände und knüpfte im Auftrage
der franz. Regierung 1846 Handelsverbindungen an
der afrik. Ostküste an. Nach der Februarrevolution
von 1848 wurde er Konteradmiral und war 31. Okt.
1849 bis 10. Jan. 1851 Marineminister. Hierauf
wurde er 1853 Viceadmiral und Mitglied des
Admiralitätsrats, 1854 Vorsitzender im Rat für
Marinebauten, 1855 Senator. Nachdem er im Nov.
1859 als Commandeur der Mittelmeerflotte die
Forts von Tetuan wegen einer Beleidigung der
franz. Flagge durch die Marokkaner bombardiert
batte, wurde er 1860 Admiral. Er starb 26. Okt.
1864 zu Paris.
Desgodins (spr. dägodäng), Abbe, franz. Mis-
sionar in Osttibet, wirkt seit 1855 in der Station
Vonga am Lohit, welcher am Ostende Assams auf
der linken Seite in den Brahmaputra mündet, also
in einer durchaus unbekannten Gegend, und studierte
auf häufigen Ausflügen Flora und Fauna sowie
Land und Leute; die Resultate veröffentlichte er in
Berichten im "Vniletiu cle 1^ 8oci6t6 äe ZEoZ'rHpliio
cle I>Hi-i3'), dieselben hat sein Neffe zusammengefaßt
in dem Werke "I^a mi33ion än I'idet" (1872). Über
feine spätern Reisen von Tibet nach der chines. Pro-
vinz Sze-tschuan berichtet ebenfalls das "Vullktin
äe 1H 800!6t6 ä6 F60Fi'HpIii6" (Par. 1879). In
zweiter völlig umgearbeiteter Auflage erschien 1885:
"1^6 ^idst, 6'api63 Ia coi'i68i>0!illanc6 ä63 ini88io-
QHii-63" (Paris), worin die zablreichen Erkundi-
gungen, die D. als Missionar 1873-80 im chines.-
tibetan. Grenzgebiete sammelte, verarbeitet sind.
1890 kehrte D. nach Paris zurück.
Desgoffe (spr. dägöff), Alexandre, franz. Maler,
geb. 2. März 1805 zu Paris, war Scdüler von
! Ingres und weilte 1837-42 in Italien, wo er be-
l sonders Landschaften, zumeist mit histor. Staffage,
malte; hervorzuheben sind: Argus die Io bewachend
(1838), Hercules und der nemei'fche Löwe, Die Cam-
pagna bei Rom, Thal der Nymphe Egeria (1839).
Nach feiner Rückkehr fchuf er die Landschaftsbilder:
See von Albano, Umgegend von Neapel (1859),
Golf von Neapel, Umgegend von Antibes (1868).
Vor allem aber machte er sich durch Gemälde reli-
giösen Inhalts bekannt; zu nennen sind: Cbristus
am Ölberg, Martyrium des heil. Mauritius, Joseph
von seinen Brüdern verkauft, Auferstehung Christi,
Die heil. Margarete (in St. Pierre zu Dijon),
Christus heilt die Blinden zu Jericho (1852; in der
Kirche St. Nikolas du Chardonnet zu Paris). Auch
hat D. den Lesesaal der Bibliothek Ste. Genevieve
und den der Nationalbibliothek zu Paris mit Male-
reien geschmückt. Er starb 29. Juli 1882 zu Paris.
Desk., bei naturwissenschaftlichen Namen Ab-
kürzung für Görard Paul Deshayes (s. d.).
Deshabillö (frz., spr. desabijeh), bequemes
Hauskleid für Damen.
Deshayes (fpr. daäh), Gs'rard Paul, franz.
Konchyliolog, geb. 13. Mai 1795 in Nancy, lebte
seit 1819 als Privatgelehrter in Paris, war Mit-
glied der ersten wissenschaftlichen Mission nach
Algerien und starb 9. Juni 1875 auf seinem Land-
gute in Voran (Depart. Oise) als Professor am
^aräin ä68 ?1ant63 in Paris, welche Stelle er erst
wenige Iabre vor seinem Tode erhalten hatte. D.'
bedeutendste Arbeiten beziehen sich auf die Mufcheln
des Pariser Tertiärbeckens, infolge deren er mit
Lyell die noch jetzt großenteils gültige Einteilung
der Tertiärschichten in Eocän, Miocän und Pliocän
aufstellte. Seine Hauptwerke sind: "D^criptiou
(168 C0<iui1i63 t083ii63 668 6Uvir0Q3 äs ?Hri8"
(3 Bde., Par. 1824-37), "'li'Hite 6l6M6lltair6 ä6
conciiMoloFie, ave^ I'a^plicatioii äs c6tt6 8cieiic6
^ 1a. ^03110316" (2 Bde., ebd. 1839), "v^cription
(163 Huiniaux 8LM3 V6rtödi'63 äsconvert^ äan8 1s
I)Ä33iii ä6 ?Hi'i3') (50 Lief., ebd. 1856-65).
Deshoulieres (fpr. desullähr), Antoinette,
franz. Dichterin, geb. wahrscheinlich 1. Jan. 1638
zu Paris, wo sie 2. Jan. in Et. Germain l'Aurerrois
getauft wurde, die Tochter eines am Hofe der Königin
Anna von Osterreich angestellten Edelmannes du Li-
gier de la Garde, verband mit einem einnehmenden
äußern und einem edeln Charakter ein vorzügliches
dichterisches Talent. Sie verstand Lateinisch, Ita-
lienisch und Spanisch; in den spätern Jahren ihres
Lebens war sie anhaltend krank und beschäftigte
sich mit Philosophie. Verschiedene gelehrte Gesell-
schaften nahmen sie unter ihre Mitglieder auf.
Schon 18. Juli 1651 heiratete sie Gui'llaume de
La Fon de Boisguerin D., der in den Unruhen
der Fronde die Partei des Prinzen Conde ergriffen
batte und deshalb bald nach feiner Vermählung
Frankreich verlassen mußte. Später folgte sie ihm
an den Hof des Prinzen nach Brüssel, wo sie eine
ausgezeichnete Stellung einnahm. Weil sie von der
span. Regierung heftig die Auszahlung des ihrem
Gemahl schuldigen Soldes forderte, wurde sie jedoch
in das Schloß Vilvorden eingefperrt, aus welchem
sie, nach achtmonatiger harter Gefangenschaft, ihr
Gatte entführte. Beide kehrten hierauf nach Frank-
reich zurück. Als Dichterin gelangte sie durch ihre
"Iäv1iL3" zu der Auszeichnung, von den Zeitgenossen