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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Detrekö - Dettmer

Detrekö («Dietrichstein»), Name mehrerer Ortschaften im Preßburger und Neutraer Komitat Ungarns. Am bekanntesten ist die Burg D., deutsch Blasenstein (Plasenstein), eine malerische Ruine oberhalb der Kleingemeinde Detrekö-Váralja (d. i. Unter der Burg Dietrichstein), am westl. Abhang der Kleinen Karpaten, mit (1890) 714 slowak. E. Die alte Burg wurde auf einer steilen Höhe im 16. Jahrh. von den Fuggern erbaut; diese verkauften sie an Ferdinand Ⅰ., der sie dem Meinhard Balassa verlieh. Später erwarb dieselbe vom Fiskus der Palatin Graf Paul Pálffy, und jetzt gehört sie mit dem darunter befindlichen ansehnlichen Schlosse Neu-Blasenstein, Wildpark und Herrschaft der fürstl. Pálffyschen Familie. Unter dem Schloßberg eine sehenswerte Tropfsteinhöhle (114 m lang, 38 m hoch); östlich davon, in dem rauhen Seitenthale von Detrekö-Szent-Miklos (1118 slowak. E.), eine merkwürdige Knochenhöhle. Sie hat ihren Eingang hoch an der Thalwand; ihr gegenüber ist in der entgegengesetzten Bergwand eine dritte Höhle.

Detrektieren (lat.), verkleinern, schmälern, beeinträchtigen; Detrektation, Verkleinerung, Schmälerung, Beeinträchtigung.

Detrimént (lat.), Schade, Verlust.

De tripŏde dictum (lat., «vom Dreifuß herabgesprochen»), wie ein Orakel entscheidend gesprochen, da die Pythia in Delphi, wenn sie Orakelsprüche erteilte, auf einem Dreifuß saß.

Detrītus (lat.), zerriebenes Gestein, Gerölle.

Détroit (frz., spr. -trŏá), Enge, Meerenge.

Detroit (spr. dĕtreut), Hauptstadt des County Wayne im nordamerik. Staate Michigan am Westufer des Detroitflusses, 11 km vom St. Clair- und 29 km vom Eriesee, ist die bedeutendste Stadt des Staates und Knotenpunkt von 7 Eisenbahnen mit 3 am Flußufer gelegenen Bahnhöfen. D. hatte 1830: 2222, 1850: 21019, 1870: 79577, 1880: 116340, 1890: 205876 E. Die Stadt stellt ein mit der breiten Seite am Flußufer liegendes Rechteck dar. Schöne Straßen mit stattlichen öffentlichen Gebäuden und Geschäftshäusern gehen strahlenförmig von dem in der Nähe des Flusses befindlichen Stadthause mit anliegendem Parke aus und werden von andern rechtwinklig gekreuzt. D. hat zahlreiche Kirchen, ein schönes Stadthaus, Kriegerdenkmal, Bibliothek (100000 Bde.), 8 National-, 2 Staats- und 11 Sparbanken und Theater, den besten Hafen an den großen Seen mit großartigen Dockanlagen, bedeutende Eisen-, Kupfer-, Messing- und Tabakindustrie, Brauereien, Waggons- und Bleiweißfabriken, Handel mit Holz, Vieh, Häuten, Getreide und Wolle. Die Flotte belief sich (1889) auf 281 Fahrzeuge, darunter 149 Dampfer, mit 127430 t Gehalt. – D. wurde 1701 von Franzosen als Fort Ponchartrain gegründet und erhielt seinen gegenwärtigen Namen von der den Huron- mit dem Eriesee verbindenden Straße (détroit). Früher nur als Militärposten wichtig, entfaltete es sich seit Eröffnung der Dampfschiffahrt auf den Seen als wichtiger Handelsplatz.

Detroit, Karl, s. Mehemed Ali Pascha.

Detrompieren (frz., spr. -trongp-), den Irrtum benehmen, enttäuschen; Detrompement (spr. -trongp’máng), Enttäuschung.

Detrusorĭum (lat.), Schlundstößer, ein sondenförmiges Instrument aus Fischbein mit einem an seiner Spitze befestigten Schwämmchen, vermittelst dessen verschluckte und in der Speiseröhre festsitzende fremde Körper, welche nicht nach oben herausbefördert werden können, in den Magen hinabgestoßen werden.

Dette (frz., spr. dett), Schuld, Staatsschuld; D. publique (spr. püblík), öffentliche Staatsschuld.

Dettelbach, Stadt im Bezirksamt Kitzingen des bayr. Reg.-Bez. Unterfranken, 8 km nördlich von Kitzingen, rechts am Main, an der Linie Würzburg-Nürnberg der Bayr. Staatsbahnen, hat (1890) 2118 meist kath. E. (103 Israeliten), Post, Telegraph, Amtsgericht (Landgericht Würzburg), neue Mainbrücke, schönes Rathaus im altgot. Stil (1485), neugot. Wallfahrtskirche (1613), Pfründnerspital, Distriktskrankenhaus; Bierbrauerei, Landwirtschaft, Weinbau und Weinhandel. Dabei ein Franziskanerkloster mit berühmter Wallfahrtskirche.

Dettenried, s. Delle.

Dettingen. 1) D. an der Erms, Dorf im Oberamt Urach des württemb. Schwarzwaldkreises, in 394 m Höhe, überragt vom Dettinger Roßberg (703 m), an der Nebenlinie Metzingen-Urach (Ermsthalbahn) der Württemb. Staatsbahnen, hat (1890) 3322 evang. E., Post, Telegraph, schöne got. Kirche, Wasserleitung; Baumwollspinnerei und -Weberei, Papierfabrikation, Obst- und Weinbau. Hier beginnt das landschaftlich schöne Uracher Thal. – 2) D. am Main, Dorf im Bezirksamt Alzenau des bayr. Reg.-Bez. Unterfranken, 15 km von Aschaffenburg, rechts des Mains, an der Linie Frankfurt a. M.-Aschaffenburg der Hess. Ludwigsbahn, hat (1890) 768 E., Postexpedition, alte kath. Kirche, Blechwaren-, Essigfabrik und ist bekannt durch den 27. Juni 1743 von der pragmatischen Armee unter König Georg Ⅱ. von England über die Franzosen unter Marschall Noailles erfochtenen Sieg.

Dettmer, Friedrich, Schauspieler, Sohn des folgenden, geb. 25. Sept. 1835 zu Cassel, gab bereits als Knabe Violinkonzerte und debütierte 1852 als Ruben in «Uriel Acosta» in Hanau. 1853 fand er ein Engagement am Stadttheater zu Danzig, 1855 ein solches am Hoftheater zu Weimar. Noch in demselben Jahre wandte er sich nach Hamburg, ging aber schon 1856 an das Hoftheater nach Dresden, wo er mit kurzer Unterbrechung bis zu seinem am 24. Okt. 1880 erfolgten Tode eine erfolgreiche Thätigkeit entfaltete. Die meisten größern und kleinern deutschen Bühnen haben D., der sich durch feines, natürliches Spiel auszeichnete, als Gast gesehen. Außer ersten Helden und Liebhabern gab er auch erste Bonvivants, und wie als Bolz glänzte er auch als Faust, Fiesco, Petrucchio, Bolingbroke, Richard Ⅱ., Tell, Uriel Acosta, Percy u. s. w. In frühern Jahren war D. auch ein gern gehörter Baritonist.

Dettmer, Georg Wilhelm, Bassist, geb. 29. Juni 1808 zu Breinum bei Hildesheim, versuchte sich zuerst auf kleinern Bühnen; später gelang es ihm auch auf größern, wie in Hannover, Breslau, Cassel, Frankfurt a. M. u. s. w. Erfolge zu erzielen. Nachdem Spohr in Cassel D.s musikalische Ausbildung gefördert hatte, vervollkommnete er sich in seinem 1842 angetretenen Dresdener Engagement noch unter Miekschs Leitung und stand hier auf der Höhe seiner künstlerischen Leistungsfähigkeit. Er trat 1849 in den Verband des Stadttheaters in Frankfurt a. M. ein und starb 28. Mai 1874 daselbst. D. verfügte über eine sehr kräftige und umfangreiche Stimme, die er mit großem Fleiß ausgebildet hatte. Seine Hauptrollen, wie Sarastro, Marcel, Figaro, Falstaff, Bartolo, Kaspar, Osmin, Ber-^[folgende Seite]