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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Deutschland und Deutsches Reich (Verkehrswesen)

und in Süddeutschland solche in untergeordnetem Maße die Donau nebst ihren reißenden Nebenflüssen mit dem Main, ergiebiger aber den Rhein mit Saône und Mosel verknüpfen. Im ganzen verfügte (1890) das Deutsche Reich über etwa 11400 km schiffbare Wasserstraßen. In folgender Tabelle ist die Entwicklung der Schiffahrt an den Hauptverkehrspunkten der deutschen Ströme dargestellt. Als wichtigere Verkehrspunkte sind die nachstehenden Orte für eine allgemeine Zusammenstellung besonders geeignet: Schmaleningken (für das Gebiet des Niemens), Königsberg i. Pr. (Pregel), Thorn (Weichsel), Cüstrin (Warthe), Breslau (Oder), Berlin (Spree), Hamburg, Magdeburg und Schandau (Elbe), Bremen (Weser), Koppelschleuse bei Meppen (Ems), Emmerich, Ruhrort, Köln und Mannheim (Rhein), Mannheim (Neckar), Güdingen (Saar), Altkirch-Zollgrenze (Rhein-Marne-Kanal)und für den Bromberger Kanal die zweite Schleuse.

An diesen Hauptverkehrspunkten gestaltete sich der Frachtschiffsverkehr (1886-91) folgendermaßen:

Im Jahr Zu Berg Beladen Zahl Unbeladen Zahl Tragfähigkeit der beladenen und unbeladenen Schiffe 1000 t Geladene Güter 1000 t Flöße 1000 t ZuThal Beladen Zahl Unbeladen Zahl Tragfähigkeit der beladenen und unbeladenen Schiffe Geladene Güter 1000 t Flöße 1000 t

1886 69344 26428 15877 9088 370 79567 13298 15478 10514 2044

1887 75926 26037 17386 10177 406 86395 12727 16603 11106 2376

1888 73491 32517 17304 11376 497 87890 11365 16503 12770 2736

1889 76165 29702 19841 12470 552 85481 14153 17516 11801 3248

1890 77147 33240 20609 13221 590 85079 15870 19240 13389 3275

1891 74617 35054 21802 13503 307 87953 16260 20553 13950 2189

Die Ziffern für zu Berg durchgegangene Flöße entfallen mit geringen Ausnahmen (Berlin) auf den Bromberger Kanal, diejenigen für zu Thal durchgegangene Flöße auf Schmaleningken, Königsberg, Thorn, Cüstrin, Schandau, Mannheim (Neckar und Rhein) und in geringerer Zahl auf Berlin, Breslau, Hamburg-Entenwärder, Magdeburg, Bremen, Köln und den Rhein-Marne-Kanal.

Näheres über den Schiffsverkehr findet sich unter den Einzelartikeln der Verkehrspunkte, der großen Flüsse, der Kanäle und der Deutschen Bundesstaaten.

III. Eisenbahnwesen s. Deutsche Eisenbahnen und die Übersichtskarte der Eisenbahnen im Deutschen Reiche.

IV. Post, Telegraphen- und Fernsprechwesen. Der größte Teil des Deutschen Reichs hat eine gemeinsame Reichspostverwaltung; nur Bayern und Württemberg haben auf Grund des Art. 52 der Reichsverfassung selbständige königl. Postverwaltungen behalten; aber auch in diesen Staaten steht dem Reiche ausschließlich die Gesetzgebung zu über die rechtlichen Verhältnisse des Post- und Telegraphenwesens dem Publikum gegenüber, über Portofreiheiten und Posttaxwesen u. s. w. Mit Österreich-Ungarn hat das Deutsche Reich 7. Mai 1872 einen Postvertrag und seit 5. Okt. 1871 einen Telegraphenvertrag abgeschlossen, denen zufolge das Tarifwesen einheitlich geregelt worden ist. Die oberste Leitung der Deutschen Reichspost liegt in den Händen des Reichspostamts (s. d.), welchem 40 Oberpostdirektionen (s. d.) unterstehen. Über die Organisation der königlich bayr. und württemb. Posten und Telegraphen s. Bayern, Verkehrswesen (Bd. 2, S. 560 b), und Württemberg, Verkehrswesen.

Das deutsche Reichspost- und Telegraphengebiet umfaßte Ende 1893 einschließlich der der kaiserl. Oberpostdirektion Hamburg zugeteilten Insel Helgoland (0,59 qkm und 2086 E.) 445221,23 qkm mit (1890) 41796966 E., das königlich bayrische umfaßte 75864,7 qkm mit 5594982 E. und das königlich württemb. Postgebiet 19503,7 qkm mit 2036522 E.

Ende 1892 waren im Deutschen Reich 27623 Postanstalten vorhanden, darunter 2531 bayrische und württembergische. Von den 25092 Postanstalten des Reichspostgebietes waren 580 Postämter erster, 651 zweiter, 2884 dritter Klasse, 448 Zweigpostanstalten, 33 Bahnpostämter, 7169 Postagenturen und 13318 Posthilfstellen, das sind 17,7 qkm Flächenraum und 1666 E. (nach der Volkszählung von 1890) auf eine Postanstalt. Außer den Postanstalten bestanden im Deutschen Reich 16988 Postwertzeichenverkaufsstellen, darunter 567 in Bayern, 655 in Württemberg.

Die Zahl der 1892 im gesamten Post- und Telegraphenbetrieb beschäftigten Beamten betrug:

Art der Beamten Reichspostgebiet Bayern Württemberg Deutsches Reich

Beamte (einschl. Posthalter, die zugleich Vorsteher von Postanstalten sind) 58470 4548 2051 65069

Unterbeamte (ausschließl. der Postillone an reichseigenen u. s. w. Posthaltereien) 62120 5488 2649 70257

Nicht im Beamtenverhältnis stehende Personen 11175 - 491 11666

Posthalter (die nicht Vorsteher von Postanstalten sind) 967 327 149 1443

Postillone 4296 1019 367 5682

Zusammen 137028 11382 5707 154117

Bei selbständigen Telegraphenämtern waren beschäftigt:

Beamte 6213 458 285 6956

Unterbeamte 1763 198 67 2028

Zusammen 7976 656 352 8984

Der Umfang des Postfuhrwesens (1892) ergiebt sich aus folgender Übersicht:

Reichspostgebiet Bayern Württemberg Deutsches Reich

Posthaltereien 1058 507 179 1744

Posthalter 998 507 178 1683

Postpferde 9929 2189 879 12997

Postreisende 1851102 798339 556387 3205828