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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Diagnostik - Diagramm
heißt Diagnostik; sofern sie sich zur Erkennung
der Krankheiten gewisser Physik. Untersuchungsmittel
bedient, wird sie auch als physikalische Diagno-
stik bezeichnet. Die D. ist entweder eine sympto-
matische, d. h. sie begnügt sich mit der Hervor-
hebung der hervorragendsten Symptome (z. B.
Fieber, Husten, Schmerz, Wassersucht), ohne auf
die Ursache dieser Zustände weiter einzugehen, oder
eine anatomische, welche die jenen Erscheinungen
zu Grunde liegenden anatom. Veränderungen der
Organe zu erforschen sucht. Im allgemeinen hat die
symptomatische D. nur in denjenigen Fällen eine
Berechtigung, in welchen die anatom. Störungen
der Krankheitszustände nnbekannt sind, wie z. B. bei
Diabetes. Um zu einem diagnostischen Urteil zu ge-
langen, stehen dem Arzte drei Wege zu Gebote, welche
freilich von ungleichem Werte und ungleicher Sicher-
heit sind. Der erste Weg ist die Diagnostik in Distanz,
die Erkennung der Krankheiten auf den ersten Blick.
Nicht selten kann der erfahrene und geübte Arzt
schon aus dem ersten Gesamteindruck eines Kranken,
aus seiner Gesichtsfarbe, aus dem Ausdruck seiner
Mienen, aus seiner Haltung und seiner Art zu
atmen, zu sprechen und sich zu bewegen, treffende
und wertvolle Schlüsse auf die Art und Entwicklung
seiner Krankheit machen. Der zweite Weg, eine D.
zu stellen, ist die Diagnostik aus der Anamnese, d. h.
aus den Hitteilungen, die der Kranke selbst über
seinen Zustand macht. Da jedoch diese Schilderun-
gen gewohnlich nnr Gefühle und subjektive Empfin-
dungen der verschiedensten Art betreffen, so befähi-
gen sie den Arzt nnr selten zu einem sichern und be-
gründeten Urteil über die vorliegende Krankheit. Der
dritte und zuverlässigste Weg ist die objektive Unter-
suchung, bei der man sich mit Hilfe aller Sinne
und aller durch die moderne Medizin angegebenen
Untersuchungsmittel von den Abweichungen zu über-
zeugen sucht, die der erkrankte Organismus dar-
bietet. Differentialdiagnose ist die Unter-
scheidung von Krankheiten, die sehr ähnliche Sym-
ptome haben. - Vgl. Leube, Specielle D. der innern
Krankheiten (3. Aufl., ^ Bde., Lpz. 1891-93); Vier-
ordt, Diagnostik der innern Krankheiten (3. Aufl.,
ebd. 1892); Diagnostisches Lexikon, hg. von Vum
und Schnirer (2 Bde., Wien 1892 -93); Orth,
Pathol.-anatom. Diagnostik (5. Aufl., Verl. 1894).
Diagnostik (grch.), s. Diagnose.
Diagnostizieren, eine Sache, besonders eine
Krankheit, aus ihren Merkmalen erkennen, eine Dia-
qnose stellen; diagnostisch, die Unterscheidung
und Erkennung begründend.
Diagometer (grch.), Werkzeug zum Messen der
elektrischen Leitungsfähigkeit von Körpern.
Diagonalbau, s. Bergbau (Bd. 2, S. 758a).
Diagonälcylindermaschine, s. Diagonalscher-
maschine.
Diagonale, in der ebenen Geometrie eine gerade
Linie, die zwei nicht aneinander stoßende Ecken einer
geradlinigen Figur verbindet. Das Dreieck hat keine
D., das Viereck zwei, das Fünfeck fünf, das Sechseck
neun u. s. w. Die Anzahl der D. einer geradlinigen
Figur findet man nach der Formel
(u-3)n
,d.h.
man zieht von der Seitenzahl derselben 3 ab, mul-
tipliziert den Rest mit der Seitenzahl selbst und
nimmt vom Produkt die Hälfte; so erhält man z.V.
beim Sechseck -^-^ ^ 9. Will man die D. so
ziehen, daß sie einander nicht schneiden, so kann man
immer nur drei weniger, als die Figur Seiten hat,
ziehen, sie mögen nun alle von einer Ecke ausgehen
oder nicht. - In der Stereometrie versteht man
unter der D. eines eckigen Körpers oder eines Po-
lyeders eine solche gerade Linie, die zwei Ecken
eines Körpers verbindet, aber weder mit einer
Kante, noch mit der D. einer Seitenfläche zu-
sammenfällt. Um die Anzahl der D. eines Polyeders
zu finden, zieht man von der Zahl der Ecken des-
selben 1 ab, multipliziert den Rest mit der Zahl
der Ecken selbst und halbiert das Produkt; von
der so erhaltenen Zahl zieht man erstens die Zahl
sämtlicher Kanten, zweitens die der D. sämtlicher
Seitenflächen ab. Dies giebt z. V. beim Würfel
^^ - 12 - (6 X 2) ^ 4.
Diagonälmaschinen, mechan. Vorrichtungen
zum Nachweis des Fundamentalsatzes vom Bc-
wegungsparallelogramm durch Versuche. Dabei
kommt es darauf an zu zeigen, daß, wenn auf einen
beweglichen Körper zwei durch gerade Linien dar-
gestellte Kräfte unter einem Winkel wirken, der
Körper in der Diagonale des aus jenen zwei
Kräften konstruierten Parallelogramms sich bewegt.
(S. Kraft.) Die ältern D. sind so eingerichtet, daß
vermittelst eines gemeinsamen Zugs zwei unter
einem Winkel gegeneinander liegende Eisenstübe sich
parallel zu ihrer ursprünglichen Lage verschieben
und dadurch eine im Winkel beider Kräfte liegende
Kugel in der Diagonale bewegen. Bei den neuern
D. wirken gleichzeitig unter einem Winkel zwei Elfen-
beinkugeln durch Stoß auf eine dritte, bewegliche,
die infolgedessen in der Diagonale sich bewegt.
Diagonälmethode, s. Feldmeßkunst.
Diagonals, dicht wollene Köpergewebc mit
schräg verlaufenden feinen Streifen, die sich durch
die verschiedene Art der Lichtzerstreuung, nicht durch
Farbunterschiede hervorheben.
Diagonälfchermafchine, auch Diagonal-
cy lind crm asch ine (weil dcrSchercylinder geneigt,
diagonal, zur Längenrichtung des Gewebes liegt),
eine in England aufgekommene wenig gebräuchliche
Schermaschine (s. Appretur, Bd. 1, S. 763a), bei
welcher der Schnitt in diagonaler Richtung erfolgt.
Diagonälfchichtung, eine zuweilen in den
Sandsteinschichten vorkommende Erscheinung, die
darin besteht, daß sich innerhalb einer von paral-
lelen Schichtungsstächen begrenzten Sandsteinbank
eine Querschichtung und Streifung zeigt, welche die
Bank schräg durchsetzt und bald der Wirkung von Ebbe
und Flut, bald derILirkung des Windes zuzuschreiben
Diagonälstab, s. Visierstab. M
Diagonalthäler, s. Thal.
Diagöras, aus Ialysos auf der Insel Rhodus,
gegen die Mitte des 5. Jahrh. v. Chr. als Faust-
kämpfer einer der glänzendsten Sieger auf allen
gröhern hellenischen Festspielplätzen; Pindar ver-
herrlicht ihn. Söhne und Enkel des D. erlangten
ähnlichen Ruhm, sodaß ihnen zu Ehren fünf Sieger-
statuen in Olympia standen, von deren Basen ein
Rest wieder aufgefunden worden ist. Als die zwei
ältern Söhne des D. dort gesiegt hatten, trugen sie
den Vater auf ihren Schultern durch die Festver-
sammlung, die ihn als den glücklichsten aller Men-
schen pries.
Diagramm (grch.), eine gcomctr. Figur, dann
ein Entwurf oder Abriß überhaupt. Früher bezeich?