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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Diesis - Diesterweg
VIS3I8, s. Di086.
Dieskau, Karl Wilh. von, preuß. Gcnerallieu-
tenant und Generalinspectcur der Artillerie, geb.
9. Aug. 1701 zu Dieskau bei Halle, trat 1721 in die
preuh. Artillerie, nahm 1736 als Volontär in der
österr. Arniee am Türkcnlriege teil und wurde von
Friedrich d. Gr., bei dem er in hohem Ansehen stand,
wiederholt mit der Begutachtung neuer Erfindungen
betraut. 1755 wurde er mit übergehung vieler älterer
Majors zum Oberstlieutenant und 1757 zum Oberst
und Gcneralinspecteurder Zeughäuser,derArtillcrie-
schule und des gesamten Artilleriematerials ernannt
und wirkte in dieser Stellung während des Sieben-
jährigen Krieges, wo ihm die Vorbereitung und Aus-
führung aller auf den Ersatz der Bewaffnung, Aus-
rüstung und Munition bezüglichen Maßregeln oblag.
D. nahm an zehn Feldschlachten und neun Belage-
rungen teil und zeichnete sich namentlich bei der Be-
lagernng von Schweidnitz 1762 aus. Er wurde
1768 Generallieutnant und Ritter des Schwarzen
Adlerordens und starb 14. Aug. 1777 zu Berlin.
Seit 1889 führt das prcuß. Fußartillericregimcnt
Nr. 6 D.s Namen. - Die auf den Befehl König
Friedrichs d. Gr. von D. konstruierten und nach
ihm benannten Dieskauschen Geschütze waren
sehr leichte Kanonen. Die ersten Modelle erwiesen
sich zu schwach, doch sind 1754-71 neun verschiedene
Modelle, durchweg Kammergcschütze, in der preuß.
Artillerie eingeführt worden. - Vgl. von Mali-
nowsky und von Bonin, Geschichte der brandenb.-
preuß. Artillerie (3 Tle., Verl. 1840-41).
viespiter, andere Form für Jupiter (s. d.).
Dießbacher Blau, foviel wie Verlinerblau.
Meßenhofen. 1) Bezirk im schweiz. Kanton
Thurgau, hat 42 c^m, (1888) 3767 E., darunter
976 Katholiken und 25 Israelitcn, in 2 Gemeinden.
- 2) Hauptstadt des Bezirks D., 9 kin östlich von
Schaffhausen, in 407 m Höhe am linken Ufer des
Rheins, Etation der Dampserlinic Konstanz-Schaff-
haufen, hat (1888) 1841 E., darunter 454 Katho-
liken und 25 Israeliten, Post, Telegraph, Fern-
sprechverbindung mit Schaffhaufen, Primär- und
Sekundärschule, eine große Simultankirche, eine
hölzerne, überdeckte Rheinbrücke; mehrere Färbereien
und Gerbereien, Tabak-, Cigarren- und Verbandstoff-
fabriken, Ziegeleien, mechan. Drechslerei, Vierbraue-
reien, Wein-, Tabak- und Hopfenbau, Vieh- und
Weinhandel sowie acht Jahrmärkte. Etwa 1 km west-
lich amRheindas ehemaligeNonnenklosterSt.Katha-
rinenthal, jetzt Greisenasyl. - Schon 757 urkundlich
erwähnt, wurde D. 1178 von den Grafen von Kyburg
mit Mauer und Graben befestigt, kam 1264 beim
Erlöschen des Kyburgischen Mannsstammes an
Zabsburg-Österreich, wurde diesem 1460 durch die
Eidgenossen entrissen und blieb seither bei der Eid-
genossenschaft, 1460-1798 als halb felbständige
Republik unter dem Schutz der acht alten Orte und
Schaffhausens, seit 1798 als Teil des Kantons
Thurgau. 1799fanden hier mehrere Gefechte zwischen
den Franzosen und den verbündeten Österreichern
und Rnsscn statt, infolge deren sich die Franzosen
zum Rückzug über den Rhein genötigt sahen. D. ist
die Heimat des Chronisten Heinrich von D.
Diest, Stadt und Festung in der belg. Provinz
Vrabant, auf beiden Seiten des Demcr, an den Li-
nien Ticnen-Moll der Velg. Staatsbahncn und
Aachen-Antwerpen der (^limä 06nti'iü Lo^6, hat
(1890) 8531 E.,indergot.HauptkircheSt.Sulpicedas
Grabmal Philipps von Nassau-Oranien (gest. 1618),
mehrere Kirchen und Klöster, Hospitäler und mild-
thätige Anstalten; Fabrikation von Hüten, Leder und
Strümpfen, fchr bedeutende Brauereien und Bren-
nereien. - Im Mittclalter Besitztum dcrHerren von
D., kam D. nach deren Ausstcrben durch Heirat an
den Grafen Johann von Nassan-Saarbrücken und
nach dessen Tod 1472 an Wilhelm, Herzog von
Iülich. Dieser überließ die Stadt 1499 durch Tausch
an Engelbert von Nassau, Stammvater der Linie
von Oranien, bei der sie bis zu König Wilhelms III.
Tod 1702 verblieb. Nach mehrfachem Streit mit
Friedrich I. von Preußen, der auf D. Anspruck
machte, wurde sie endlich mit den übrigen oranischen
Gütern dem deutschen Zweig Nassau-Dietz zuerkannt.
Diestel, Ludw., prot. Theolog, geb. 28. Sept.
1825 zu Königsberg, studierte daselbst sowie in
Berlin und Bonn, habilitierte sich in Bonn 1851,
wurde 1854 Inspektor des theol. Stifts, 1858
auherord. Professor daselbst, 1862 ord. Professor
zu Greifswald, 1867 in Jena, 1872 in Tübingen,
wo er 15. Mai 1879 starb. Ein liberaler Theolog,
hat D. 1872 die "Ienenser Erklärung" zu Gunsten
Sydows (s. d.) veranlaßt. Außer seinem Haupt-
werk "Geschichte des Alten Testaments in der christl.
Kirche" (Jena 1869) und zahlreichen Aufsätzen und
Abhandlungen veröffentlichte er "Der Segen Ja-
kobs in Genesis XI,IX historisch erläutert" (Vraun-
schweig 1853) sowie die 4. Aufl. von Knobels Iesaia-
kommentar (LpZ. 1872).
Diesterweg, Friedr. Adolf Wilh., Pädagog,
geb. 29. Okt. 1790 zu Siegen, studierte 1808-11
in Herborn und Tübingen Philosophie, Mathematik
und Geschichte, ging hierauf als Privatlehrer nach
Mannheim, wurde 1812 zweiter Lehrer der Sekun-
därschule in Worms, 1813 Lehrer an der Muster-
schule zu Frankfurt a. M., 1818 zweiter Rektor an
der Lateinschule zu Elbcrfcld und 1820 Direktor des
Schullehrerseminars in Mors, wo er seinen Nus
als Lehrer, Pädagog und Schriftsteller begrlmdete.
1832 wurde D. Direktor des Seminars für Stadt-
schulen in Berlin, wo er trotz mächtiger Gegen-
strebungen ununterbrochen segensreich wirkte, bis
er endlich 1847 vom Ministerium Eichhorn außer
Thätigkeit und 1850 ganz in Ruhestand gesetzt
ward. Seitdem lebte er als Privatmann in Berlin,
wo er 1858 in den Landtag gewählt wurde und
7. Juli 1866 an der Cholera starb.
D. hat unter den Pädagogen der neuern Zeit den
größten Einfluß auf die Bildung des Lehrerstandes,
auf die Klärung der pädagogifchen Ansichten, auf
die Methodik und auf die innere Entwicklung der
Volksfchule ausgeübt. Seine pädagogischen An-
sichten hat er besonders in den "Rheinischen Blättern
für Erziehung und Unterricht" (1827 begründet), in
dem mit andern Pädagogen herausgegebenen "Weg-
weiser zur Bildung für dcutfche Lehrer" (Essen 1834^
5. Aufl., hg. vom Kuratorium der Diesterweg-Stif-
tung, 1874-77; 6. Aufl., Tl. 1, Jubiläumsaus-
gabe, von K. Richter, Frankf. a. M. 1890) und später
in seinem "Pädagogischen Jahrbuch" (ebd. von 1851
bis 1866) dargelegt. Ein Anhänger Pestalozzis,
betrachtete er es als Aufgabe feiner Zeit, sämtliche
Unterrichtsgegenstände in Vildungsmittel zu ver-
wandeln, die Lehrer zu befähigen, durch Unterricht
zu bilden, durch all ihr Thun erziehend zu wirken,
die Lehrobjekte nach den Grundsätzen naturgemäßer
Entwicklung zu bearbeiten. Selbst ein hervorragen-
der Meister fesselnder, anregenderund geistentwickeln-
der Lchrkunst und dadurch ein Muster für feine Se-