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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Donau
ihrem gesamten Laufe bis zum Ausfluh in das
Schwarze Meer den Bestimmungen der Wiener
Kongreß-Akte (Art. 108-116) über die internatio-
nalen Ströme unterwarf und den Schiffen aller
Nationen zugänglich machte. Die Schiffahrt sollte
auf dem ganzen Laufe des Stroms für alle Staa-
ten frei fein und die Übelstände an den Mündungen
gehoben werden. Um dies zu verwirklichen, wur-
den zwei Kommissionen ernannt: 1) die Euro-
päische Donaukommission (s. d.), aus Dele-
gierten von Frankreich, Großbritannien, Oster-
reich, Preußen, Rußland, Sardinien und der Türkei
bestehend und mit der .Herstellung der Schiffbarkeit
und Überwachung der Freiheit der Schiffahrt von
Sulina bis Galatz beauftragt; 2) die permanente
Kommiffion der Donau-Uferstaaten (s. d.)
aus Abgeordneten von Österreich, Bayern, Würt-
temberg und der Türkei, sowie aus Kommissarien für
die Moldau, Walachei und Serbien, zur Ausarbei-
tung der Schiffahrts- und Strompolizeivorschriften.
Verkehr. Ungeachtet der vielfachen Hindernisse
hat sich die Schiffahrt auf der D. stetig entwickelt.
Die Begründung der Dampfschisfahrt ging von
Österreich aus, für welches die Entwicklung des
Verkehrs auf der D. eine Lebensfrage ist und zwar
durch die Erste k. k. privilegierte Donau-Dampf-
schiffahrtsgefellschaftff.d.).
Für die Vefahrung der obern D. bestehen feit
1837 die sog. Württembergisch-V ayrische
Dampfschiffahrtsanstalt (Reaensburg-Linz)
und eine andere für die Strecke Ulm-Regensburg.
Ihr geringer Erfolg veranlaßte, daß in Bayern der
Staat die Sache übernahm und eine Königlich
Bayrische Dampffchiffahrtsanstalt einrich-
tete für Befahrung der Strecke Donauwörth-Linz.
Dieselbe wurde jedoch 1862 an die genannte österr.
Gesellschaft abgetreten. In neuerer Zeit haben sich
nach Ablauf des Privilegiums auf deutschem und
österr. Gebiet noch andere Gesellschaften gebildet, die
jedoch nur eine lokale Bedeutung erlangen konnten,
obgleich sie auf gewissen Strecken fühlbare Konkurrenz
machen, darunter die Süddeutsche Donau-
Dampfschiffahrtsgesellschaft (1891:
"3 Dampfer mit 1300 Pferdestärken und 20 Schlepp-
booten, welche 592114 Doppelcentner Waren (be-
sonders Getreide)verschifften),dieRaaberDampf-
schiffahrts-Aktiengesellschaft (7 Dampfer
mit 590 Pferdestärken). Eine andere, wenn auch
wegen der Schwierigkeiten nicht allzu starke Kon-
kurrenz findet die Dampfschiffahrt durch die Rud er-
schiffe. Auf der deutschen D. verkehren Ruder-
schiffe fast nur bergab. 1887 kamen nach Passau
in der Bergfahrt 336 Frachtendampfer und 799
Warenschleppschiffe mit 1282039 Doppelcentner
Waren (879 384 Doppelcentner Getreide); in der
Thalfahrt 335 Frachtendampfer, 785 Schlepp-
schiffe; 1891 im ganzen 3715 Fahrzeuge mit
2581293 Doppelcentner Waren. Hiervon fuhren
stromab 26,0, stromauf 74,0 Proz., mit Dampfern
86,4 und mit Ruderbooten 13,6 Proz. Unter den
Waren befanden sich 1563614 Doppelcentner Ge-
treide. In Wien kamen an (1891) 1574 Ruderfahr-
zeuge, darunter 849 Plätten, 653 tzilfszillen und 249
Flöhe mit 386 326 Doppelcentner (insbesondere
Holz und Steine) und gingen aufwärts 649 Plätten
und 179 Kilfszillen. In dem Wiener Donaukanal
wurden eingeführt (1891) 3,24 Mill. Doppelcentner
Waren (Holz und Steine). Mit Dampfern find
angekommen 2,?, abgegangen 1,4? Mill. Doppel-
centner Waren. Die deutschen Nebenflüsse der D.
kommen nur für die Flößerei in Betracht. Auf der
untern D. ist die Schiffahrt mit Rudern und Se-
geln ziemlich bedeutend. Die rumän. Donauhäfen
hatten 1888 folgenden Schiffsverkehr:
Eingelaufen Ausgelaufen
Schiffe Tonnen Schiffe Tonnen
Galatz .......1104 657498 1108 658140
Braila.......1049 780251 1044 780364
" (Küstenverkehr) 2275 241845 2192 231740
Giurgiu....... 78 31956 79 32090
Sulina....... 619 520561 620 521454
Der gesamte Flußverkehr auf der D. (mit Zuflüs-
sen) wurde in dem (sehr ungünstigen) I.1865 auf
88936 000 Ctr. berechnet (wovon etwa ein Viertel
doppelt gerechnet sein möchte) und hat seitdem stetig
zugenommen. Der größte Teil der Frachten, welche
die D. tracht, besteht aus Rohprodukten, insbeson-
dere Getreide. Es liefen (1892) aus der Sulina-
mündung aus 408 Segler mit 77372 t und 1124
Dampfer mit 1349715 t Ladung (darunter eng-
lische 638 Dampfer mit 866 758 t, griechische 92
Segler, 132 Dampfer mit 199491 t, österr.-un-
garische 5 Segler und 92 Dampfer mit 82804 t,
türkische 297 Segler und 43 Dampfer mit 76075 t);
insgesamt 1532 Schiffe mit 1,42 Mill. t. - In
neuerer Zeit hat sich das europ. Eisenbahnnetz
immer dichter auch den untern Teilen der D. ge-
nähert. Von den zahlreichen Anknüpfungspunkten
desselben an den Fluh auf österr. Gebiet sind Ba-
ziäs und Orsova (königl. Ungar. Staatsbahn) die
letzten, und bei ihnen tritt der Eilverkehr nach dem
Orient an die D., um sie bald wieder zu verlassen.
Schon 1860 war, um den Umweg der D. um die
Dobrudschaplatte abzukürzen, die 63 km lange Bahn
Cernavoda-Küstendze erbaut worden, wozu 1866
die 225 km lange Bahn Rustschut-Varna (in Bul-
garien) kam. Rustschuk gegenüber bei Giurgevo
sowie bei Galatz, Turnu-Magurele, Corabia und
Turn-Severin treten die rumän. Bahnen an die D.
Die strategische Bedeutung der D. ergiebt
sich schon aus der Menge der an ihr liegenden Festun-
gen, wie Ulm, Iugolstadt, Komorn, Peterwardein,
Neu-Orsova und bis 1878 auch Vidin, Nikopoli,
Rustschuk, Silistria, Braila, Ismail. In allen
größern Völkerbewegungen und Kriegen, von Da-
rms und Alexander, von der röm. Herrschaft seit
August, unter Trajan und Marc Aurcl, von der
Völkerwanderung, von Attila, Karl d. Gr., den
Avaren-, Magyaren- und Mongoleneinbrüchen,
von den Kreuzzügen, Rudolf von Habsburg, ßu-
nyad und Suleiman, von Prinz Eugen bis herab
auf Napoleon, Kossuth und die russ.-türk. Kriege
im 19. Jahrh, spielt die D. eine Rolle.
Litteratur. Kohl, DieD. (Trieft 1853); Wal-
lace, Auf der D. von Wien nach Konstantinopel
u. s. w. (Wien 1864); Schmidl, Die D. von Ulm
bis Wien (Lpz. 1858); ders., Die D. von Wien bis
zur Mündung (ebd. 1859); Peters, Die D. und ihr
Gebiet. Eine geolog. Skizze (Bd. 19 der "Inter-
nationalen wissenschaftlichen Bibliothek", ebd. 1876);
Wolfbauer, Die D. und ihre volkswirtschaftliche Be-
deutung (Wien 1880); Denkschrift der Ersten Privi-
legierten Donau-Dampfschisfahrtsgefellschaft (ebd.
1881); Götz, Das Donaugebiet, mit Rücksicht auf
seine Wasserstraßen nach den Zauptgesichtspunkten
der wirtschaftlichen Geographie dargestellt (^tuttg.
1882); Neuffer, Neuester illustrierter Donauführer
von Passau bis Sulma (Wien 1882); Kronprinz