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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dor - Dora d'Istria
bewegt oder schnell von demselben entfernt. Im
ersten Falle erhält nämlich das Ohr mehr, im
zweiten Falle weniger Schwingnngen in der Se-
kunde als bei ruhender Tonquelle. Der Ton ist
also beziehungsweise subjektiv erhöht oder vertieft.
Analog verhält es sich, wenn die Tonquelle ruht
und der Beobachter sich derselben mit großer Ge-
schwindigkeit nähert oder von ihr entfernt. Die
Nichtigkeit vom D. P. wurde experimentell zuerst
(1845) von Vuys-Vallot und später von Scott
Russell mittels entsprechender Tonquellenbewcaung
auf Eisenbahnen nachgewiesen. Dann erfolgten
auch beweisende Versuche mittels rasch rotierender
Pfeifen von Mach (1860) und mit Hilfe bewegter
Stimmgabeln von König (1863). Die Experimente
beider beruhen auf der Lehre von den Schwebungen
oder Stößen. Bewegt man von zwei gleichgestimm-
ten Stimmgabeln auf Nesonanzkästchen die eine, so
entstehen durch die scheinbare Verstimmung der be-
wegten Gabel sofort Schwebungen. Das D. P. läßt
sich auch auf die Optik, namentlich zur Erklärung
der Farbenänderung äußerst schnell bewegter Fix-
sterne anwenden (s. Eigcnbewegung der Fixsterne).
Auch hat Zuggins (1868) das D. P. benutzt, um
bei den Spektralbeobachtungen der Fixsterne gewisse
Verschiebungen der Spektrallinien gegen das Violett
hin dadurch zu erklären, daß er eine relative Be-
wegung jener Fixsterne gegen die Erde annahm,
wie dies Mach schon (1860) vorgeschlagen hatte.
Dor, Negervolk in Äquatorialasrika, s. Vongo.
Dor, Doros, Dora, von den Phöniziern ge-
gründete, den israel. Königen tributpflichtige Stadt
Palästinas, 14 km nördlich von Cäsarea am Meere.
Von den Persern an Eschmunazar von Sidon ge-
geben, wird sie später von dem Makkabäer Alexander
Iannäus erobert, durch Pompejus 63 v. Chr. aber
Freistadt. Ihre Ruinen (Felsengräber, Turm, Hafen,
Säulenbau, Römerstrahe) heißen jetzt Bords ch oder
Chirbet Tantura, nördlich neben dem kleinen
Dorf Tantura am Meere.
Dora (frz.Doire), zwei linke Nebenflüsse des Po
in Piemont. 1) DieD.Valtea entspringt am Ost-
abHange des Montblanc-Massivs mit zwei Quellen
c?m Eol Ferret (2492 m) und am Col de la Seigne
(2532 m). Etwa 2 km oberbalb Courmayeur ver-
einigen sich beide und der Fluß tritt in das Val
d'Entreves, dann bei Prö St. Didier (1000 m) in
das Aostathal, welches er zuerst in südöstl., später in
östl. Richtung durchfließt. Bei St. Vincent (543 m)
wendet er sich wieder nach SO. und gelangt durch
eine Reihe abwechselnder Engpässe und Thalweiten
nach Ivrea (269 m), wo er in die Ebene hinaustritt.
Im Ober- und Mittellaufe ein wildes Vergwasser
mit zahlreichen Stromschnellcn und Wasserfallen,
wird er von Ivrea an schiffbar und ist mit der Scsia
durch mehrere Kanäle verbunden. Nach 150 km
langem Laufe mündet er 4 Km oberhalb Crescen-
tino in den Po. Die wichtigern Zuflüsse sind links:
der vom Matterhorn kommende, bei Aosta mündende
Vullier; die die Gewässer des Matterjochs bei Chä-
tillon in die D. Valtea führende Tournanche und
die Lesa oder Lns aus dem Val Gressonay; die
Thuille vom Klemen St. Bernhard und die Bäche
von Val Grisanche, Val des Rhemes, Val Sava-
ranche und Val de Cogne. - 2) Die D. Niparla
entspringt als Nipa an der Punta Namiere in den
nördl. Cottischen Alpen, biegt bei Cesana (1348 m)
am Fuße des Mont-Genevre von NW. nach NO.
um, empfängt bei Oulx (1121 m) links die Vardon-
neche, wendet sich bei Susa (501 m) nach O. und tritt
dann in die piemont. Ebene. Nach 120 km langem
Laufe ergießt sich der Fluß 2 km nördlich von Turin
(240m)indenPo. Die Mont-Cenis-Vahn durchzieht
das Thal der D. Niparia von Turin bis Oulx.
Dora, Badeort bei Delatyn (s. d.) in Galizien.
Dora, Stadt an der Küste Palästinas, s. Dor.
Dora Baltea, s. Dora (Flüsse).
Dorade, Name zweier Fischarten, derunechten
oder Goldmakrele (s. d.) und der echte n D., einer
Art der Meerbrassen (s. d.). - D. ist auch die Ve-
zeichnung für die südamerik. Gattuug 1)01-3.3 aus
der Familie der Welse.
Dora d'Istria, mit ihrem eigentlichen Namen
Helene Ghika, Fürstin Kolzow-Massalsky,
rumän. Schriftstellerin, Tochter des Ministers Mi-
chael Ghika, geb. 22. Jan. (3. Febr.) 1828 zu Buka-
rest, erhielt unter Leitung des gelehrten Griechen
Gregor Pappadopulos eine sorgsältige Erziehung.
Ihre weitere Ausbildung empfing sie seit 1841 im
Auslande, zunächst in Dresden, dann in Wien, Ve-
nedig und Berlin. Ende 1848 kehrte D. d'I. in ihr
Vaterland zurück und vermählte sich im Febr. 1849
mit dem Fürsten Alexander Kolzow-Massalsky. Nach-
dem sie mit ihrem Gatten eine Reibe von Jahren in
Rußland verbracht, wandte sie sich im April 1855 wie-
der nach dem westl. Europa, zunächst nach der Schweiz,
machte dann mehrere größere Reisen und hielt sich
schließlich bis zu ihrem 17. Nov. 1888 in ihrer Villa
bei Florenz erfolgten Tode meist in Italien auf.
In ihrer ersten Schrift: "1^ vis mouaätiyus äan8
I'I^IisL oi'ilmtais" (Par. 1855; 2. Aufl., Genf
1859), erklärt sie das Mönchtum für das hauptfäch-
lichste Hindernis der Civilisation im östl. und südl.
Europa. In "I^a. 8ui880 3.1l6M3.uä6" (4 Bde., Genf
1856; deutsch, 3 Bde., 2. Aufl., Zür. 1860) er-
örtert sie die Ursachen des Einflusses der deutschen
Ideen auf die moderne Civilisation; in "I^68t6mm63
6u Orient" (2 Bde., Zür. 1860) die Mittel zur Ver-
besserung der Lage des weiblichen Geschlechts im
östl. Europa. In dem Werke "D68 l6mm68, par
un" tsmmk" (2 Bde., 2. Aufl., Brüss. 1869) stellt
sie die deutsche Gesellschaft der romanischen gegen-
über. Die "I5xeiii'8i0N8 en I5oum6li6 et en Nor66"
(2 Bde., Zür. 1863) führen den Nachweis, dah
Griechenland im Altertum dieselbe Rolle gespielt
habe, welche Deutschland in der modernen Welt
einnimmt. In der Schrift "^u doi-ä ä63 1ao8 Iiel-
v6tihn68" (Genf 1861) vereinigte sie eine Anzahl
Novellen, die schon vorher in der "Revue 603 veux
Nonä68" erschienen waren. Ihre Studien über die
Dichtung der Albanescn regten unter den letztern eine
litterar, und nationale Bewegung an, als deren
Ergebnisse die Schriften von Camarda ("^. I). cl'1.3Ü
^1dan68i", Livorno 1871), Dorfa, De Rada, Spata,
Ioubany u. a. zu betrachten sind. Zu ihren letzten
Arbeiten gehören: "61i ^1dHN68i iu Ilumenia.
Ztoria äei pl iucipi 6Inka nsi 86co1i XVII, XVIII,
XIX" (Flor. 1873), "I^a. P06816 ä68 Ottomkng"
(1877). D. d'I. hat außerdem eine bedeutende An-
zahl Essays histor. und littcrar. Inhalts in deutschen,
franz., ital. und griech Zeitschriften und Zeitungen
veröffentlicht. D."d'I. hat sich auch als Malerin her-
vorgethan und in Petersburg für zwei Landfchaften
einen Preis erworben. Viele gelehrte Gesellschaften
Italiens, Amerikas und des griech. Orients er-
teilten ihr die Ehrcnmitgliedschaft; die griech. Kam-
mer ernannte sie im April 1868 zur Großbürgerin
Griechenlands. - Vgl. Pommier, ?i-0ül3 coutsm-