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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Drewenz - Dreyse
gekrönte Christus nach van Dyck und das Bildnis
der Adrienne Lccouvreur nach Coypel. - Vgl.
A. Firmin Didot, 1.68 v. (Par. 1876).
Drewenz, rechter Nebenstuß der Weichsel, ent-
springt im Hockerland der Provinz Ostpreußen in
165 m Höhe auf der Platte von Hohenstein, 8 km
im SW. von Hohenstein, stießt zuerst nach NW. zum
Drewenzsee (s. d.), betritt westpreuß. Gebiet, das
sie im südwestl. Laufe durcheilt und bildet dann
8 km unterhalb Strasburg die Grenze zwischen
Polen und Preußen; 7,5 km vor der Mündung, bei
Lubicz, wo sie schiffbar wird, tritt sie wieder in
Preußen ein und mündet oberhalb Thorn bei Zlot-
terie in die Weichsel. Sie ist 238 km lang und auf
150 km stößbar. Die D. empfängt von rechts das
Schillingsstieß oder den Warglitterkanal, auf 22 km
stößbar, die aus dem Geserichsee kommende Eilenz,
und von links die aus der hohen Gegend von Gilgen-
burg kommende Welle.
Drewenzfee, See auf der ostpreuß. Seenplatte
bei Osterode, zieht zuerst westöstlich, biegt dann plötz-
lich nach NNW. um, ist 15 Km lang, von der Dre-
wenz (s. d.) durchstossen und durch den Elbing-Ober-
ländischen Kanal (s. d.) mit Elbing verbunden.
Drelvernmnnsches Verfahren, Verfahren in
der Zuckerfabrikation, s. Melassenentzuckerung.
Drelvjanen (eigentlich "Holz- oder Waldleute"),
in verschiedenen Gegenden als Bezeichnung slaw.
Stämme vorkommendes Wort; ein Teil der Polaben
(s. d.) hieß so; am westl. Ufer der Ieetze zwischen den
Städten ülzen, Dannenberg, Lüchow lag ihr Gau,
und davon heißt noch jetzt der Höhenzug westlich
der Ieetze der untere und obere "Drawehn". Unter
den russ. Stämmen führte in alter Zeit ein Teil der
Bewohner des heutigen Volhynien, um die Städte
Turow, Owrutsch, Iskorost südlich vom Pripet,
diesen Namen (in der russ. Form Derewljane).
Drewohoftitz (spr. drsche-), Stadt im Gerichts-
bezirk Vistritz am Hostein der österr. Vezirkshaupt-
Mannschaft Holleschau in Mähren, östlich von Pre-
rau, in fruchtbarem Hügellande, hat (1890) 1282
slaw. E., Post und Landwirtschaft. Das in der
Bauform des 16. Jahrh, angelegte Schloß mit
Turm und Bastionen, sowie das Gemeindehaus mit
seinen vier Ecktürmchen und einem hohen Turme be-
zeichnen die frühere Bedeutung des Ortes.
Dreyer, Joh. Matthias, Dichter, geb. 1716 zu
Hamburg, studierte in Leipzig die Rechte und lebte
dann als Zeitungsredacteur und Gelcgenheitsdichter
in Hamburg. Er ist in seinen Gedichten witzig, oft
sarkastisch und frivol, und mußte wegen seiner
"Schönen Spielwerke beim Wein, Punsch, Bischof
und Krambambuli" (Hamb. 1763), die der Senat
öffentlich verbrennen ließ, auswandern. Erst 1766
durfte er nach Hamburg zurückkehren, wo er 20. Juni
1769 starb. Seine "Vorzüglichsten deutschen Ge-
dichte" erschienen nach seinem Tode (Altona 1771).
S. auch Bremer Beiträge.
Dreyer, Otto, prot. Theolog, geb. 4. Dez.
1837 zu Hamburg, studierte in Halle, Heidelberg
und Göttingen, wurde 1863 HilfsPrediger in
Gotha, fpäter Pfarrer an der Augustinerkirche da-
selbst und Superintendent, 1891 Oberkirchenrat
in Mciningen. D. ist ein Vertreter der liberalen
Richtung und gehört dem Protestantenverein an.
Unter seinen Schriften ist hervorzuheben: "Undog-
matisches Christentum. Betrachtungen eines deut-
schen Idealisten" (Vraunschw. 1888; 4. Aufl. 1890;
vgl. die Gegenschrift von Kaftan: "Glaube und
Dogma. Betrachtungen über D.s undogmatisches
Christentum", 1. bis 3. Aufl., Bielef. 1889). Ferner
veröffentlichte er außer "Predigten" (Gotha 1870):
"Fester Glaube und freie Wissenschaft" (ebd. 1869),
"Das einzige Erkennungszeichen religiöser Wahr-
heiten" (Vrem. 1874), "Das Christentum und der
Wunderglaube" (ebd. 1880). In dem von Lipsius
herausgegebenen "Theol. Jahresbericht" bearbeitet
D. die Predigt- und Erbauungslitteratur.
Dreyschock, Alexander, Pianofortevirtuos, geb.
15. Okt. 1818 zu Zack in Böhmen, konnte, kaum
8 I. alt, schon in öffentlichen Konzerten auftreten.
Von W. Tomaschek zu Prag weiter gebildet, unter-
nahm er seit 1838 größere Kunstreisen, auf denen
namentlich seine Fertigkeit in Oktavengängen Be-
wunderung fand. Als Tonfetzer hat D. mehr als
90 Werke veröffentlicht, die als geschickte Virtuosen-
stücke eine Zeit lang Verwendung fanden. Seit 1862
wirkte D. als Professor am Konservatorium und als
Direktor der kaiserl. Theatermusikschule zu Peters-
burg und starb 3. April 1869 zu Venedig. - Sein
Bruder, Raimund D., Violinist, geb. 30. Aug.
1824 zu Zack, Schüler von Pixis, unternahm 1844
mit ihm eine Kunstreise durch Deutschland, Belgien
und Holland. Seit 1859 war er zweiter Konzert-
meister und Lehrer am Konservatorium zu Leipzig,
wo er 6. Febr. 1869 starb.
Dreyse, Joh. Nikol. von, Erfinder des Zünd-
nadelgewehrs, geb. 20. Nov. 1787 zu Sömmerda als
Sohn eines Schlossermcisters, fand in Paris in der
von Napoleon I. begünstigten Gewehrfabrik des
helvct. Offiziers Pauli Beschäftigung und konnte
fomit seiner besondern Neigung für die Technik der
Feuerwaffen genügen. Die Versuche, die zu Anfang
des 19. Jahrh, mit Umwandlung der Steinschloß-
gewehre zur Perkussionszündung gemacht wurden,
lenkten D.s Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand,
und er errichtete, nachdem er sich vielfach mit Her-
stellung von Zündpräparaten fürPertussionsgewehre
beschäftigt hatte, unter der Firma Dreyse u. Collew
busch in Sömmerda eineZündhütchcnfabrik, die 1824
von der preuß. Regierung ein Patent erhielt. Seine
weitern Versuche, den Entzündungsprozeh bei den
Gewehren von außen nach innen zu verlegen, so-
wie eine sog. Einheitspatrone herzustellen, führte ihn
1827 zur Erfindung des Zündnadelgewehrs, das
zunächst noch seine Ladung von vorn erhielt. Mit
Unterstützung der preuß. Negierung arbeitete D. un-
ausgesetzt an der Vervollkommnung seiner Aeuer-
Waffe, bis ihm 1836 die Herstellung eines von hinten
zu ladenden Zündnadel-Infanteriegewehrs gelang.
Dieses wurde 1840 in Preußen angenomnien, aber
erst seit 1848 nach und nach verausgabt. (^. Zünd-
nadelgewehr.) 1841 erhielt D. die Mittel zur Er-
richtung einer größern Gewehr- und Gewehrmuni-
tionsfabrik. Eine der letzten Erfindungen D.s ist
die eines für Sprenggeschosse eingerichteten Ge-
wehrs, des sog. Granatgewehls, dessen Einfüh-
rung aber zufolge der Beschlüsse der internatio-
nalen Petersburger Konferenz (1868) unterbleiben
mußte. In Anerkennung seiner Verdienste um die
Bewaffnung der Armee wurde D. 1864 in den erb-
lichen Adelstand erhoben. D. starb 9. Dez. 1867. -
Vgl. Nikolaus von D. und die Geschichte des preuh.
Zündnadelgewehrs (Berl. 1866); von Plönnies,
Das Zündnadelgewehr (Darmst. 1865).
Die Fabrik ging nun an seinen einzigen Sohn,
den Geh. Kommissionsrat Franz von D., geb.
2. März 1822, über, der schon früher den technischen