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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eau de Javelle - Ébauche

Parfums und Kurzwaren zu betreiben, und erfand daselbst auch 1709 die Bereitung des Kölnischen Wassers. Das Geheimnis erbte unter seinen Nachkommen fort und diese führten die Firma «Johann Maria Farina, gegenüber dem Jülichsplatz». Nach andern ist weder ein Farina der Erfinder, noch ist die Erfindung in Köln gemacht, sondern es ist der Ursprung auf Mailand zurückzuführen, von wo das Parfum von Paul de Feminis, der 1690 kölnischer Bürger wurde, unter dem Namen Eau admirable, der erst später in E. d. C. verwandelt ist, nach Deutschland gebracht wurde. Feminis starb ohne direkte Nachkommen und hinterließ sein Geheimnis seinem Neffen Johann Anton Farina. Letzterer führte sein Geschäft unter der Firma seines Namens mit dem Zusatze «zur Stadt Mailand». Nach dem Aussterben der Familie des Johann Anton Farina gingen Firma und Geschäft auf eine Seitenlinie der Familie über, die noch heute in Köln besteht.

Der Handel mit E. d. C. entwickelte sich bereits in der Mitte des 18. Jahrh. immer blühender und veranlaßte auch viele nicht zur Familie Farina Gehörige, sich ihm zuzuwenden; da aber das Produkt der Firma Farina am gesuchtesten war, so forschte man in Italien nach Leuten dieses dort sehr verbreiteten Namens und verband sich scheinbar mit ihnen zu einem Handelsgeschäft, lediglich um den Namen Farina in die Firma aufnehmen zu können. Obgleich die Bereitungsweise des E. d. C. von den Fabrikanten als strengstes Geheimnis bewahrt wird, so sind doch im Laufe der Zeit verschiedene Rezepte in die Öffentlichkeit gedrungen, von denen einige (ohne Gewähr für die Richtigkeit) hier mitgeteilt sein mögen: Rektifizierter Weingeist 24 l, Néroli pétale 90 g, Néroli bigarade 30 g, Rosmarinöl 60 g, Orangenschalenöl 150 g, Citronenöl 150 g, Bergamottöl 60 g. Oder: Rektifizierter Weingeist 24 l, Petitgrainöl 60 g, Néroli pétale 15 g, Rosmarinöl 60 g, Orangenschalenöl 120 g, Limonöl 120 g, Bergamottöl 120 g. In Südfrankreich, namentlich in Grasse, bereitet man eine Essence d’Eau de Cologne, von der 500 g in 30 l Alkohol gelöst eine gute E. d. C. geben. Unter den Namen Acqua di Felsina, Eau de Mississippi und Florida Water sind in Italien und Amerika Nachahmungen des Kölnischen Wassers im Handel verbreitet. Ein preisgekröntes engl. Rezept ist: Rektifizierter Weingeist 578 ccm, Bergamottöl 8 g, Citronenöl 4 g, Neroliöl 20 Tropfen, Origanumöl 6 Tropfen, Rosmarinöl 20 Tropfen, Pomeranzenblütenwasser 30 g. 1891 wurden aus Deutschland für 5½ Mill. M. wohlriechende Wässer ausgeführt, von denen der Hauptanteil auf E. d. C. entfällt.

Eau de Javelle (spr. oh dĕ schawéll), Javellesche Lauge, ursprünglich eine Lösung von unterchlorigsaurem Kalium, wurde früher dargestellt durch Einleiten von Chlor in eine Pottaschelösung. Neuerdings stellt man sie in vereinfachter Weise dar durch Umsetzung von Soda mit Chlorkalk. Sie enthält dann als hauptsächlich wirkenden Bestandteil unterchlorigsaures Natrium. S. auch Eau de Labarraque.

Eau de Labarraque (spr. oh dĕ labaráck), wird in ganz ähnlicher Weise dargestellt wie Eau de Javelle. Beide dienten vor der allgemeinen Einführung des Chlorkalks zum Bleichen, jetzt werden sie hauptsächlich in der Schellack- und Jutebleicherei, zum Entfernen von Obst- und ähnlichen Flecken aus der Wäsche sowie in der Mikroskopie benutzt.

Eau de Lavende (spr. oh dĕ lawángd), s. Lavendelwasser.

Eau de Luce (spr. oh dĕ lühß), soviel wie Bernsteinsaure Ammoniakflüssigkeit (s. d.).

Eau de Lys (spr. oh dĕ liß), Eau de Quinine Pinaud (spr. oh dĕ kinihn pinoh), Eau des Fées (spr. oh dä seh), Eau d’espérance (spr. oh desperángß), s. Geheimmittel.

Eau de vie (frz., spr. oh dĕ wih), Branntwein.

Eau forte (frz., spr. oh fort; lat. aqua fortis), Scheidewasser (Salpetersäure), im weitern Sinne geätzte Kupferplatte, Radierung; daher Aquafortisten soviel wie Radierer.

Eaux-Bonnes (spr. oh bonn), s. Eaux-Chaudes.

Eaux-Chaudes (spr. oh schohd) oder Aigues-Chaudes (spr. ähg; Aquae calidae), Badeort im Kanton Laruns, Arrondissement Oloron des franz. Depart. Basses-Pyrénées, zur Gemeinde Laruns (4 km) gehörig, in der düstern, großartigen Schlucht der Gave d’Ossau, eines der Quellarme der Gave d’Oloron, in 675 m Höhe, am Fuße des 2885 m hohen Pic du Midi-d’Ossau. Die 7 Schwefelthermen, besonders die Doppelquelle L’Esquirette (35 und 31,5° C.), ferner le Rey (33,5°) und le Clot (36,4°), werden bei Frauenkrankheiten und chronischem Rheumatismus verordnet (jährlich etwa 2000 Kurgäste). – Östlich davon Eaux-Bonnes oder Aigues-Bonnes, 6 km südöstlich von Laruns, an einem Zufluß der Gave d’Ossau, in 748 m Höhe, in einem tiefen Thale der Pyrenäen, hat (1891) 735, als Gemeinde 812 E., Post, Telegraph, schöne Promenaden, große Hotels und eine prot. Kirche. Die 7 Heilquellen, Schwefelwasserstoffgas entwickelnde Thermen von 11,9 bis 32,8° C. werden vorzugsweise zum Trinken (6‒10000 Kurgäste) benutzt (besonders die sog. Alte Quelle) und in etwa 300000 Flaschen verschickt. Das Klima ist mild, jedoch häufig wechselnd. Nach der Heilung Heinrichs Ⅱ. von Navarra und vieler seiner bei Pavia (1525) verwundeten Krieger wurden die Quellen Eaux d’Arquebusade genannt. – Beide Orte sind in enge, finsterere Bergschluchten eingeklemmt und durch schöne Kunststraßen mit Laruns verbunden. Die Umgegend enthält Grotten, Thäler und aussichtsreiche Berge. – Vgl. Jourdan, Stations thermales d’Eaux-Bonnes et d’Eaux-Chaudes (Par. 1875).

Eaux d’Arquebusade (spr. oh darkbüsahd), s. Eaux-Chaudes.

Eauze (spr. ohs’), Hauptstadt des Kantons E. (223,38 qkm, 11 Gemeinden, 9176 E.) im Arrondissement Condom des franz. Depart. Gers, 28 km westsüdwestlich von Condom, auf einem Hügel in 161 m Höhe über dem linken Ufer der zur Baïse gehenden Gelise, an der Linie Port-Ste. Marie-Condom-E. (74 km) der Franz. Südbahn, hat (1891) 1897, als Gemeinde 4110 E., Post, Telegraph, ein Collage, eine schöne got. Kirche aus dem 16. Jahrh.; Fabriken von Destillierblasen, Brennereien, Weinsteinraffinerien und großen Handel mit Wein und Armagnac-Essig.

Ebal, der im N. von Sichem (dem heutigen Nablus) dem Garizim gegenüberliegende Berg in Palästina (938 m), auf dem Josua einen Altar baute und der wegen seiner Wasserarmut mit dem Fluche des Gesetzes in Verbindung gebracht wurde (5 Mos. 11, 29; 27, 11 fg.; Jos. 8, 30 fg.); heute Dschebel es-Sulcimīje.

Ébauche (frz., spr. ebohsch), der erste flüchtige Entwurf einer Zeichnung, eines Gemäldes, einer