Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Egle; Egletons; Egli; Eglisau; Église libre; Eglofs; Egmond

736

Egle - Egmond

hat man in manchen Gegenden auch auf die gelbe Rose (Rosa lutea Mill., Rosa Eglanteria. L,.), eine wahrscheinlich aus dem Orient stammende Art, übertragen, deren schönste Spielart unter den Namen der Türkischen, Wiener oder Kapuziner-Rose (var. bicolor) bekannt ist. Die eigenartige Schönheit ihrer Blumen, deren Blätter unten gelb, oben sammetartig feuer-, blut- oder braunrot sind, läßt es bedauern, daß sie in den Gärten so selten vorkommt.

Egle, Joseph von, Baumeister, geb. 23. Nov. 1818 zu Dellmensingen in Württemberg, besuchte die Polytechnischen Schulen in Stuttgart und Wien, dann 1839‒41 unter H. Strack und C. Bötticher die Akademie in Berlin. 1842‒47 bereiste er im Auftrage L. von Försters als Korrespondent der «Allgemeinen Bauzeitung» Norddeutschland und England, 1848 Italien. 1850 wurde er zum Professor am Stuttgarter Polytechnikum, 1857 zum Hofbaumeister, 1884 zum Hofbaudirektor und Vorstand der königl. Bau- und Gartendirektion in Stuttgart ernannt. Seine Hauptarbeiten sind: das Polytechnikum in Stuttgart (1860‒65), der innere Umbau des königl. Schlosses (1864‒67), die neue Baugewerkschule (1867‒70) und die frühgot. Marienkirche (1872‒79) daselbst und die kath. Kirche in Tübingen (1876‒78). Von seinen Kirchenrestaurationen sind zu nennen: diejenige der Frauenkirche in Eßlingen, der Heilig-Kreuzkirche in Schwäbisch-Gmünd, der Stadtkirche in Weil der Stadt und des bischöfl. Domchors in Rottenburg. Seit 1855 ist E. auch Beirat bei der Münsterrestauration in Ulm. Er verfaßte u. a. eine Beschreibung des Ulmer Chorgestühls und Monographien über die Frauenkirche in Eßlingen, die Stiftskirche zu Wimpfen im Thal und über das Kloster Hirsau. 1852 begründete er die Methode der Schattierung regelmäßiger Körperflächen, deren Grundzüge in vielen polytechnischen Schulen gelehrt werden.

Egletons (spr. -tóng), Hauptort des Kantons E. (189,039 qkm, 8 Gemeinden, 7290 E.) im Arrondissement Tulle des franz. Depart. Corrèze, 35 km nordöstlich von Tulle, in 620 m Höhe, zwischen der Doustre und einem Zuflusse der Luzège, an der Linie Brive-Tulle-Clermont-Ferrand der Franz. Orléansbahn, hat (1891) 1353, als Gemeinde 1832 E., Post; betrieben wird Waffenfabrikation, Färberei, Vieh- und Getreidehandel.

Egli, Joh. Jakob, schweiz. Geograph und Onomatolog, geb. 17. Mai 1825 in Laufen, Kanton Zürich, wurde Lehrer an der Sekundärschule zu Flaach, dann zu Winterthur, später an der städtischen Realschule in St. Gallen; 1866 habilitierte er sich in Zürich als Privatdocent für Erdkunde, wurde Professor dieses Fachs an der Kantonsschule und 1883 Professor an der Universität daselbst. Er veröffentlichte: «Geographie für höhere Volksschulen» (Zür. 1857; 8. Aufl. 1887), «Neue Schweizerkunde» (8. Aufl., St. Gallen 1890), «Neue Erdkunde» (8. Aufl., ebd. 1891), «Neue Handelsgeographie» (5. Aufl., ebd. 1892), «Entdeckung der Nilquellen» (Zür. 1866), «Der Völkergeist in den geogr. Namen» (Lpz. 1894). Seine Hauptwerke sind: «Nomina geographica. Versuch einer allgemeinen geogr. Onomatologie» (Lpz. 1872; 2. Aufl. 1893) und «Geschichte der geogr. Namenkunde» (ebd. 1886). Vgl. dazu Verhandlungen des 6. Deutschen Geographentages (Berl. 1886, S. 158‒167). Auch ist E. Berichterstatter über dieses Gebiet in Wagners «Geogr. Jahrbuch» (Gotha 1883 fg.). ^[Spaltenwechsel]

Eglisau, Stadt im Bezirk Bülach des schweiz. Kantons Zürich, 23 km nördlich von Zürich, in 338 m Höhe rechts vom Rhein, über den eine schöne gedeckte Brücke führt, an der Linie Winterthur-Waldshut der Schweiz. Nordostbahn, hat (1888) 1330 E., darunter 57 Katholiken, Post, Telegraph, eine Kirche mit dem sehenswerten Grabdenkmale des Freiherrn Johann Gradner, der die Stadt 1496 an Zürich verkaufte; eine berühmte von Dr. Wiel gegründete diätetische Kuranstalt, eine Sekundärschule; Schiffahrt, Weinbau und Bau von Futterkräutern. Der ehemals bedeutende Weinhandel mit Schwaben ist zurückgegangen. Im 18. Jahrh. wurde der Ort von zahlreichen Erdbeben heimgesucht.

Église libre (frz., spr. eglihs' lihbr), s. Freikirche.

Eglofs, Dorf im Oberamt Wangen des württemb. Donaukreises, 8 km im OSO. von Wangen, hat (1890) 1443 E., welche besonders Viehzucht treiben, einen Eisenhammer mit Hammerschmiede. – E. wird 1243 zuerst als Megelolves genannt und erhielt 1309 Reichsfreiheit, die es bis 1747 besaß; 1806 wurde es württembergisch.

Egmond, Egmond-aan-Zee (spr. seh; d. h. am Meere), Egmond-op-den-Hoef (spr. huf) und Egmond-binnen, drei niederländ. Dörfer in der Provinz Nordholland; ersteres, mit 2276 E., liegt 9 km westsüdwestlich von Alkmaar; das letztere, mit Egmond-op-den-Hoef eine Gemeinde (1368 E.) bildend, 3 km weiter südöstlich. Etwa 4 km westlich von Alkmaar in den Dünen der Meeresküste, südlich von den Kamper Dünen, die Ruinen des Schlosses E. (bei Egmond-binnen), Stammsitz der berühmten niederländ. Familie, welchen die Spanier zerstörten, und einer Abteikirche (bei Egmond-op-den-Hoef). Die Abtei, Grabstätte vieler Grafen von Holland, deren Stammsitz in dieser Gegend lag, war schon früh eine eifrige Pflegerin der Wissenschaften; ihr prachtvoller Bau wurde 1576 während des Spanisch-Niederländischen Krieges zerstört. Bei Egmond-aan-Zee wurde 1833 ein hoher Leuchtturm erbaut mit einem gewaltigen Löwen.

Egmond (Egmont), Lamoral, Graf von, Fürst von Gavre, geb. 18. Nov. 1522 auf dem Schlosse La Hamaide in Hennegau aus einem alten niederländ. Adelsgeschlecht, das von einem fries. König abgeleitet ward, die Schirmvogtei über die Benediktinerabtei E. bei Alkmaar (s. den vorhergehenden Artikel) besaß und 1486 in den Grafenstand erhoben wurde. E. erbte 1541 von seinem ältern Bruder Karl Besitz und Würden und verheiratete sich 1544 mit Sabine von Bayern, einer Tochter des Pfalzgrafen Johann zu Simmern. Er begleitete Karl Ⅴ. 1541 nach Algier, folgte ihm auch später auf allen Kriegszügen in Frankreich und Deutschland und unterhandelte 1554 mit Maria Ⅰ. von England wegen ihrer Vermählung mit dem Infanten Philipp, den er kurz darauf auf dessen Hochzeitsfahrt begleitete. Nachdem Philipp den span. Thron bestiegen, focht E. als Befehlshaber der Reiterei mit großem Glück 1557 bei St. Quentin, 1558 bei Gravelingen und wurde, als Philipp nach Spanien zurückkehrte, von diesem zum Statthalter der Provinzen Flandern und Artois bestellt. Als Philipp nach dem Kriege nach Spanien zurückgekehrt war, war E. eins der Mitglieder des Staatsrates, der neben der Generalstatthalterin Margareta von Parma eingesetzt wurde. Er stand mit Oranien und Hoorn an der Spitze der Opposition gegen den Kardinal Granvella, der die Regierung Margaretas