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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Egmont - Egressy

vollständig leitete und beim Volke als der Hauptvertreter einer antinationalen Politik verhaßt war. Als Granvella 1564 die Niederlande verlassen mußte, wurde E. von dem Staatsrat zu dem König nach Spanien gesandt, um dort eine mehr populäre Regierung, besonders eine mildere Behandlung der Ketzer, zu befürworten; doch war diese Sendung ganz erfolglos. Bald nach der Rückkehr E.s steigerten sich, besonders infolge der öffentlichen Verkündigung der Dekrete des Tridentinischen Konzils, die Verfolgungen, und der Aufstand brach aus (s. Niederlande). E. schrak vor der gewaltigen Volksbewegung zurück und war der Statthalterin behilflich, derselben Herr zu werden, so bei der Belagerung von Valenciennes. Vergebens forderte Oranien ihn zu einer gemeinschaftlichen Aktion gegen die bevorstehende Unterdrückung des Volks durch Spanien auf. E. trennte sich vollständig von seinen frühern Freunden. Als Philipp Ⅱ. im April 1567 den Herzog von Alba in die Niederlande schickte und der Prinz von Oranien und viele andere das Land verließen, zog es der sanguinische, nur zu leicht vertrauende E. vor, zu bleiben, aus Besorgnis um seine Privatangelegenheiten und weil er sich durch seine Rückkehr zum Hofe völlig gesichert wähnte. Sobald Alba die Grenze überschritten hatte (Aug. 1567), näherte sich E. dem Statthalter, der ihn durch Gunst- und Freundschaftsbezeigungen umgarnte, bis er ihn plötzlich 9. Sept. 1567 auf verräterische Weise mit Hoorn verhaften ließ. Die Stände von Brabant suchten E. dem von Alba eingesetzten sog. Blutrate zu entziehen, wie denn E. als Ritter des Goldenen Vließes ebenfalls die Kompetenz desselben bestritt; aber alles war vergebens. Es ward ihm aufgegeben, sich gegen 82 Klagepunkte zu rechtfertigen, und 4. Juni 1568 wurde er nebst dem Grafen Hoorn als Hochverräter zum Tode verurteilt. Am folgenden Tage fielen die Häupter beider auf dem Markte zu Brüssel. Vor dem Palais Arenberg daselbst befindet sich das prächtige Bronzedenkmal der Grafen E. und Hoorn von Fraikin. Das Schicksal E.s ist von Goethe, allerdings mit vielfachen Abweichungen von der Geschichte, in seiner Tragödie «Egmont» behandelt worden. Der älteste Sohn E.s, Philipp, erhielt 1577 die Titel seines Vaters zurück und blieb seitdem dem Katholicismus und dem König Philipp Ⅱ. ergeben. Er fiel 1590 in der Schlacht von Ivry. Der letzte Graf von E. starb 1707 als span. General. – Vgl. Bercht, Geschichte des Grafen E. (Lpz. 1810); Correspondance de Marguerite d'Autriche, duchesse de Parma. (Brüss. 1842) und Correspondance de Philippe Ⅱ sur les affaires des Pays-Bas (hg. von Gachard, 4 Bde., ebd. 1848‒59); Motley, The rise of the Dutch republic (3 Bde., Lond. 1856; neue Aufl. 1861); Bavay, Le procès du comte d'E. (Brüss. 1854); Juste, Le comte d'Egmont et le comte de Hornes (ebd. 1862).

Egmont, Mount-Egmont, erloschener Trachytvulkan (2514 m), an der Westküste der Nordinsel Neuseelands, einer der schönsten und regelmäßigsten Kegelberge der Welt, erhebt sich östlich von Kap E.; seine obersten 500 m sind in ewigen Schnee gehüllt. Cook entdeckte ihn 13. Jan. 1770 und benannte ihn zu Ehren des Grafen E.

Egmont, Justus van, niederländ. Maler, geb. 1601 zu Leiden, war Schüler von van den Hoecke und von Rubens in Antwerpen, begab sich 1628 an den franz. Hof, wo er königl. Hofmaler und eins der zwölf ersten Mitglieder der 1648 gegründeten Akademie in Paris wurde. 1660 kehrte er nach Antwerpen zurück, wo er 8. Jan. 1674 starb. Seine Malweise schließt sich der der Rubensschen Schule an. Im Bildnis ist E. vorzüglicher als in der Geschichtsmalerei; seine Bildnisse Philipps Ⅳ. von Spanien, Erzherzogs Leopold Wilhelm und eines Unbekannten im Kunsthistorischen Hofmuseum zu Wien und die der Könige Ludwig ⅩⅢ. und ⅩⅣ. geben davon einen Beweis. Von seinen Geschichtsbildern sind hervorzuheben: Der heil. Franciscus, Krönung der Jungfrau Maria, Romulus und Remus von der Wölfin gesäugt, eine heil. Cäcilia. ^[Spaltenwechsel]

Egmont, Lamoral, Graf von, s. Egmond.

Egnach, Gemeinde im Bezirk Arbon des schweiz. Kantons Thurgau, im Ufergelände des Bodensees zwischen Arbon und Romanshorn gelegen, besteht aus zahlreichen zerstreuten Dörfern und Weilern, von denen das eigentliche E. (in 403 m Höhe) an der Linie Rorschach-Romanshorn der Schweiz. Nordostbahn, das Pfarrdorf Neukirch (445 m) mit neuer Pfarrkirche, Erdhausen und Steinibrunn die wichtigsten sind, hat (1888) 2719 E., darunter 357 Katholiken, Weinbau und ist Mittelpunkt des oberthurgauischen Obstbaues (besonders Birnen).

Egnatĭa, alte Stadt, s. Fasano.

Egnatische Straße, s. Durazzo.

Ego (lat.), ich, s. Alter ego; Egoist, ein Selbstsüchtiger (s. auch Egoismus).

Egoismus (vom lat. ego, «ich»), Selbstsucht, Eigennutz, die Willensrichtung, die in der eigenen Person des Wollenden, der Befriedigung ihrer Begierden und Neigungen oder der Besorgung ihres Vorteils das letzte und alleinige Ziel des Handelns sieht. E. ist daher noch nicht jedes auf eigene Befriedigung gerichtete Bestreben, sondern nur dasjenige, welches gegen die Rücksicht auf eigene Befriedigung jede andere namentlich sittliche Rücksicht beiseite setzt, also die ausschließliche Rücksicht auf Selbstbefriedigung. Leicht wird dieses mit jenem verwechselt, und auf dieser Verwechselung beruht wohl hauptsächlich die Moral des E., d. h. diejenige Richtung der Moralphilosophie, welche sogar die Gesetze der Sittlichkeit aus einem verfeinerten, gesellschaftlich gemäßigten E. ableiten will. Der Gegensatz ist Altruismus (s. d.). – Früher wurde E. auch im theoretischen Sinne für Solipsismus (s. d.) gebraucht. (S. auch Eigennutz, wirtschaftlicher.)

Egorgieren (frz., spr. egorsch-), erwürgen, erdrosseln.

Egoséöl (Barra), fettes Kürbissamenöl aus Sierra Leone.

Egrĕmont, Stadt in der engl. Grafschaft Cumberland, im S. von Whitehaven, unweit der Küste, hat (1891) 6243 E. und Eisengruben.

Egrenieren, Egreniermaschine, s. Baumwollspinnerei (Bd. 2, S. 538 a).

Egréß (lat.), Aus-, Fort-, Weggang.

Egressy (spr. égreschi), Benjamin, ungar. Komponist, Bruder des folgenden, geb. 1813 in Sajó-Kazincz (Borsoder Komitat), war seit 1837 Mitglied des Pester Nationaltheaters und starb 19. Juli 1851 zu Budapest. E. komponierte seit 1840 mehrere hundert Lieder, die zu wahren Volksweisen wurden, ferner Kirchenlieder, Trauerchöre, mehrstimmige Kompositionen u. a. Seine Schöpfungen zeichnen sich durch edeln Stil, melodiösen Charakter und echt nationalen Rhythmus aus. E. schrieb auch Operntexte und übersetzte Theaterstücke und Operntexte.

Egressy (spr. égreschi), Gabriel, eigentlich Galambos, ungar. Schauspieler, geb. 3. Nov. 1807 in