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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eis (als Konditorware) - Eisbär
tauen (s. Eisboden und Gletscher). In den niedern
Gegenden der Tropenzone bildet sich dagegen nie-
mals E., und in den gemäßigten Zonen nur vorüber-
gehend. Von den polaren Eisgegenden stammen die
schwimmenden Eismassen, die man Eisberge (s. d.),
schwimmende Eisfelder und Treibeis nennt. Vgl.
Weyprecht, Die Metamorphosen des Polareises
Wien 1879). - Unterirdische Eisbildungen finden
sich in den sog. Eishöhlen (s. d.).
Das E. findet als Wärme entziehendes Mittel
vielfache Verwendung. Es dient zur Abkühlung
der Luft in Theatern und Krankenzimmern, zur
Herstellung von Gefrorenem (s. d.), vor allem adcr
zur Verhinderung und Verzögerung verschiedener
Zersetzungserscheinungen, so zur Konservierung
von Nahrungsmitteln, zum Versand von Fleisch
und Fischen u.a. In der Heilkunde benutzt man E.
mit günstigem Erfolge zur Bekämpfung von Ent-
zündungen. - Von größter Wichtigkeit ist das E.
ferner für die Bierbrauerei (s. Eiskeller). Auch bei
der Spiritusfabrikation werden große Mengen von
E. verwendet, um während des Sommerbetriebes die
Maifchen zu kühlen. Durch diese immer allgemeiner
werdende Verwendung ist in den größern Städten
ein neuer Geschäftszweig, der Eis Handel, er-
blüht, der seinen Bedarf an Material, foweit es in
nächster Nähe nicht zu beschaffen ist, durch Bezüge
aus den amerik. Seen, aus nordifchen Ländern, zum
Teil auch von den Alpengletschern deckt. - Statt
des Natureises wird jedoch neuerdings auch viel-
fach in Eismaschinen (s. d.) bereitetes Kunst eis
angewendet; dies hat vor dem Natureis jedenfalls
den Vorzug, daß es aus absolut reinem Wasser her-
gestellt werden kann, während jenes nicht selten von
schmutzigen Teichen, Tümpeln und Lachen oder son-
stigen verunreinigten Gewässern entnommen wird.
Durch diese Kunsteisfabrikation und durch die Be-
nutzung der Kaltluftmafchinen, die beide Hand in
Hand gehen, hat die Bedeutung des natürlichen >
Roheises eine wesentliche Beschränkung erfahren. !
Immerhin betrug Nordamerikas Ausfuhr von Na-
tureis 1889/90 dem Werte nach noch etwa 100000
Doll. (45 600 t), und Norwegen exportierte 1890
noch 317 000 t, deren Wert sich durchschnittlich auf
10 Schilling pro Ton eik London belief. Sehr leb-
haft ist der Handel der Schweiz mit feinem direkt
aus den Gletschern gewonnenen E. Das meiste wird
im Lande verbraucht, doch werden durchschnittlich
auch noch 40000 t ausgeführt.
Eis, als Konditorware, s. Gefrorenes.
Hi3 (ital. mi äiLäis, frz. ini äi686, engl. 6 äliai-p),
in der Musik das um einen halben Ton erhöhte 6
(bezeichnet durch 6 und A), entspricht dem k und ist
von diesem nur enharmonisch verschieden.
Eisachat, eine stellenweise farblofe und fast
durchsichtige Varietät des Achats.
Eisack, Fluh im südl. Tirol, entspringt auf dem
136'^ "1 hohen Vrennerpasse und ergießt sich nach ,
etwa 90 kin langem Laufe unterhalb Bozen bei Sig- !
mundstron in die Etfch, die von da an fchiffbar i
wird. Die E. ist ein reihender Gebirgsfluß, sein !
Gesamtgefälle beträgt 1122 in, also 1,25 Proz. der
Lauflänge. Bei Hochwasser richtet der Fluß oft
große Verheerungen an. Das Thal ist größtenteils
tief eingefchnitten und schluchtenartig; größere Wei-
tungen finden sich nur bei Sterzing (949 ui), wo
das Ridnaun- und das Pfitscherthal münden, und
bev Brixen (567 m), wo sich die Rienz mit der E.
vereinigt. Zwischen Klausen (511 m) und Vozen
(262 m) durchbricht der Fluß das Vozener Porphyr-
Massiv; hier ist das Thal besonders eng und un-
wegsam, fast fenkrecht stürzen die glatten Felsen
zum Fluß ab. Bei Kardaun treten die Bergwände
allmählich zurück, und es öffnet sich die weite frucht-
bare Thalebene von Vozen.
Durch das Eisackthal führte schon in den ältesten
Zeiten der wichtige Verkehrsweg vom Vrennerpasse
in das sonnige Etschland, die bequemste Straße
aus Deutschland nach Italien. Der Weg durch
die Schlucht des untern Eisackthals wurde erst am
Anfang des 14. Jahrh, durch den Bozener Bür-
ger Heinrich Kunter hergestellt, nach welchem diese
Straßenstrecke noch jetzt Kuntersweg benannt
wird; früher ging hier der Weg nicht in der Thal-
fohle, sondern über die seitlichen Terrassen. Seit
1867 geht eine Eisenbahn durch das Eisackthal.
(S. Brennerdahn.) In der Kriegsgeschichte spielt
das Eisackthal eine wichtige Rolle. Bci Sterzing und
Mittewald kam es im Spanischen Erdfolgekriege und
inden Revolutionskriegen insbesondere 1809 wieder-
holt zu Gefechten, in denen die Tiroler, begünstigt
durch das Gelände, die Feinde über den Brenner
zurückwarfen. 1833 wurde in der Thalenge, oberhalb
Brircn, die Festung Franzensfeste (s. d.) gebaut.
Eisanhang, eine bei Umschlag kalter Witterung
in wärmere zu beobachtende Erscheinung. Wenn
nach strenger Kälte ein milder, feuchter West- oder
Südwind weht, schlägt sich auf allen kalten Gegen-
ständen, so auch auf den Bäumen, eine Eiskruste
nieder. Diefe kann dann durch ihre Last gefährlich
werden, wenn Regen von 0° oder unter 0" hinzu-
tritt. Auch nachfolgender bedeutender Schneefall
bewirkt dann oft so bedeutende Bruch- und Druck-
schäden, daß ganze Bestände vollständig verwüstet
werden. (S. auch Schneedruck.)
Eisbar (Hi^us rnai-itimug ^>. oder1'1i3.l3.883>rot08
poiai-18 <7i'tti/, s. Tafel: Bären I, Fig. 1), das
grimmigste Raubtier der Polarzone, das von neuern
Naturforschern wegen des gestreckten, langen Leibes,
spitzen Kopfes mit schlanker Schnauze und kleinem
Rachen, sowie der ungemein dreiten Tatzen, deren
Zehen durch Schwimmhäute verbunden sind, von
der Gattung Ur^uZ getrennt und zu einer eigenen
Gattung erhoben wurde. Man hat E. getötet, die
volle 16 Ctr. wogen und gegen 3 in lang waren.
Die Farbe des sehr langhaarigen Pelzes ist weiß
mit einem Stich ins Geldliche. Plump und schwer-
fällig am Lande, schwimmt und taucht der E., der
in Grönland, Spitzbergen und Nowaia-Semlja
am häufigsten vorkommt, ausgezeichnet und ge-
langt oft, mit Eisschollen treibend, bis nach Island,
auf die sidir. Nordtüste und in die Gegenden der
Hudsondai. Fische, Waltiere, Seehunde sind seine
gewöhnliche Nahrung; den Menschen greift er nur
gereizt oder im größten Hunger an, ist aber dann
auch, besonders auf dem Eise, wo er sich schneller
und sicherer bewegt, ein fürchterlicher Feind. Dcn .
Seefahrern ist er außerdem durch die Schlauheit
schädlich, womit er die hinterlassenen Vorräte auf-
zuspüren und zu vernichten weiß. Er hält keinen
Winterschlaf, wie man irrig behauptet hat. Die
Paarung findet, wie bei den Landbären, im April
und Mai statt und ebenso dauert die Tragzeit,
wie bei diesen, 8 Monate, sodaß die Jungen Ende
Dezember oder Anfang Januar geworfen werden.
Die E. paaren sich fruchtbar mit dem gemeinen
braunen Bär. Die Jagd auf ihn wird in den Polar-
ländern mit Vorliebe betrieben. In der Gefangen-