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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eisbein - Eiselen (Ernst Wilh. Bernh.)
schast hält der E. vorzüglich aus, namentlich wenn
man das zu seiner Nahrung bestimmte Fleisch in
Leberthran tränkt und ihm ab und zu Fische giebt.
Das Fell ist als Pelzwerk wie als Leder geschätzt,
das Fett als Brennmaterial; das Fleisch dagegen
ailt frisch für ungesund, die Leber sogar als giftig.
Über die Felle des (5. s. Bärenfelle.
Eisbein, in Stücke zerteilte, gepökelte und ge-
kochte Schweinsfüße und -Beine, die mit der zu
Gelee eingekochten Brühe übergössen werden.
Eisberge, im Meere schwimmende große kom-
pakte Eismassen, die dadurch entstehen, daß die
Gletscher polarer Gegenden (z. B. Grönlands) eine
Strecke weit ins Meer vordringen, wo ihre Enden, oft
mit starker Gewalt, abbrechen ("der Gletscher kalbt"),
oder daß Packeis und Eisfelder sich übereinander-
schieben und auftürmen. Die E. ragen zum Teil bis
über 100 m hoch über die See hervor, doch beträgt
diese Zahl, da das Eis ein geringeres specifisches Ge-
wicht besitzt als Wasser, nur ein Siebentel, der Ge-
samthöhe der E., welche demnach gegen 7-800 in
Dicke bei einer Länge und Breite von mehrern Kilo-
metern erreichen können. Durch polare Strömungen
werden sie weit äquatorwärts, im Atlantischen Ocean
bis 36° nördl. und gegen 37° südl. Br. getrieben, wo
sie allmählich schmelzen. Früher glaubte man, daß
die Erratischen Blöcke, sowie das gesamte Material
des nordischen Diluviums in Deutschland, Schott-
land u. s. w. durch von Skandinavien kommende
E. herbeigeführt worden sei (Drifttheorie), eine An-
sicht, die sich als irrtümlich erwiesen hat; doch sind
Moränenschutt führende und Felsen tragende E. nicht
selten. <S. Diluvium, Eiszeit, Erratische Blöcke.)
Hierzu die Tafel: Eisberge I, II. - Für die
Schiffahrt bilden die E. eine große Gefahr, ganz
besonders auf den vielbefahrenen Gewässern im
Süden der Neufundlandbank, wo sie in den Mo-
naten Januar bis Juli und zwar namentlich im
April und Mai sehr zahlreich auftreten. Die an der
Grenze des Golf- und Labradorstroms sich häufig
bildenden Nebel erhöhen die Gefahr eines Zusam-
menstoßes mit E. Bei Nebel erkennen die Seeleute
die Annäherung an E. an dem auffälligen Sinken
der Luftwärme. Besonders häufig zeigen sich die
Berge am Ostrande der Neufundlandbank; dort
beobachtete 21. Mai 1882 ein deutscher Dampfer
innerhalb 21 Stunden 351 E. Alle Schiffe sind an-
gewiesen, die Positionen der gesichteten E. den Ha-
fenbehörden zu melden. Auf Grund dieser An-
gaben verfertigen die Deutsche Seewarte in.Ham-
burg und das Hydrographische Amt in Neuyork
Eiskarten sowie Eisprognosen, die den auslaufen-
den Schiffen mitgegeben werden. Auch die einander
begegnenden Schiffe signalisieren sich die Eisverhält-
nisse, die sie bci der Bank antrafen. (S. Treibeis.)
Eisblume, s. NeLSiudr^Hntiieinum.
Eisblumenglas, eine Nachahmung der be-
kannten Eisblumen am Fenster. Man stellt E. da-
durch dar, daß man weißes Emailpulver auf eine
Glasplatte siebt und diese nachher auf einer bis
unter den Eispunkt abgekühlten Eisenplatte Wasser-
dämpfen aussetzt. Letztere krystallisieren dann in
blumenartiger Gestalt zu Eis und vereinigen sich
dabei mit dem Emailpulver, das beim Trocknen
die Eisblumen bildet. Das Emailpulver muß später
eingebrannt werden.
Gisbock oder Eisbrecher, ein Gerüst aus
Stein, Holz oder Eisen, welches vor Brückenpfei-
lern, Hafeneinfahrten u. s. w. eingebaut wird, um
antreibendes Eis zu brechen und von dem zu schützen-
den Bauwerke abzulenken. Bei Brücken wird in der
Verlängerung oder auch in fester Verbindung mit
jedem Pfeiler stromaufwärts ein E. gestellt, dessen
Oberfläche nach der Brücke zu steigt. Geschieht das
Zertrümmern des Eises nicht in ausreichendem
Maße, so tritt dann eine gefährliche Eisversetzung
ein, welche durch Sprengungen beseitigt werden muß,
damit die Brücke durch den unmittelbaren Druck des
Eises nicht fortgerissen oder unterhalb des zusam-
mengeschobenen Eises die Brückenpfeiler nicht un-
terwaschen werden.
Eisboden. In den nördl. Gegenden von Asien
und Nordamerika ist der Erdboden bis in bedeu-
tende Tiefen beständig gefroren. Nur zur Sommer-
zeit taut er an der Oberfläche auf. Die Region
des E. beginnt schon im nördl. Rußland, reicht in
Westsibirien bis etwa zum 55. Breitengrad, in Ost-
sibirien sogar bis zum 50. Grad herab. Ganz Ost-
sibirien hat dauernd gefrorenen Boden. Die Mäch-
tigkeit der Eisschicht um Irkutsk wird auf 90 m
angegeben. Nach Erfahrungen an einem Brunnen-
schacht soll die Eisrinde sogar bis 186 m tief sein.
Im Sommer taut die Erde hier nur bis zu 1 m auf,
alles Pflanzenleben gedeiht aber über Eis.
Eisbrecher, s. Eisbock. - E. ist auch Bezeich-
nung für besonders stark gebaute und vorn mit
einem scharfen eifenbcschlagenen Bug ls. d.) ver-
sehene Dampfschiffe, mit denen in einem Fahr-
wasser das Eis aufgebrochen wird. Die besten E.
sind mit stark nach vorn gekrümmten: flachem Bug
gebaut, sodaß das hinten schwerer belastete Fahr-
zeug schräg auf das Eis auffährt, durch fein Ge-
wicht von oben die Eisfläche zerdrückt und durch
feine Gestaltung die Schollen seitwärts wirft, wobei
eine Rinne im Fahrwasser entsteht.
Eisbrütschränke, s. Fischzucht.
Gifchimmel, s. Oiäium.
Gischnecke (Ovulum), Gattung der Porzellan-
schnecken (s. d.), von Eiform, von rein weißer, gelb-
lich- oder bläulichweißcr Farbe; an beiden Polen
endet die Mündung in einem Ausschnitt und ist
ausgezogen. Die 60 bekannten lebenden Arten be-
wohnen die tropischen Meere.
Gifele, Fridolin, Nechtsgelehrter, geb. 2. Mai
1837 zu Siczmaringen, studierte in Tübingen
kath. Theologie, in Berlin Rechtswissenschaft und
war 1868 - 72 Krcisrichter zu Hechingen. 1872
wurde er ord. Professor des röm. Rechts in Basel,
1874 in Freiburg i. Vr. Er schrieb: "Die mate-
rielle Grundlage der Exceptio" (Berl. 1871), "Die
Kompensation nach röm. und gemeinem Recht"
(ebd. 1876), "Kognitur und Prokuratur" (Freib.
i. Br. 1881), "Über das Rcchtsverhältnis der reiz
Mdiica.6 in pudlico u3u" (Bas. 1873), "Zur Ge-
schichte der prozessualen Behandlung der Excep-
tionen" (Berl. 1875), "Abhandlungen zum röm.
Civilprozeß" (Freib. i. Vr. 1888).
Eiselen, Ernst Wilh. Bernh., verdient um das
Turnwesen, geb. 27. Sept. 1793 zu Berlin, wurde
Vergeleve daselbst. Als Iahn seine ersten Versuche
zur Einführung des Turnens unternahm, ward E.
durch ihn bald einer der fachkundigsten Turner.
Auch gehörte er der unter Fr. Friefen (s. d.) stehen-
den Fechtergesellschaft an, die für das Hiebfechten
ein eigenes System, "Das deutsche hiebiechren",
aufstellte, das E. in der Folge weiter ausbildete
und verbreitete. Als 1813 alle waffenfähigen Tur-
ner ins Feld zogen, trat S. in das Lützower Frei-