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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eisenbahnsignale
personal die Zeichen zum Schließen oder Lösen der
Bremsen gegeben werden. zu den hörbaren E. ge-
hören ferner: die Mundpfeife, durch die der Zug-
führer das Zeichen zum Abfahren der Züge giebt und
die Rangiermeister die Rangierbcwegungen leiten
if. Rangieren); die auf den Lokomotiven der Neben-
dahnen (s. d.) angebrachten Glocken, deren Ertönen
vor unbewachten Wegübergängen das Publikum
von dem Herannahen eines Zuges benachrichtigen
soll; die elektrisch en Glocken, die bei denWärtcr-
posten angebracht sind und durch ihr auf elektro-
magnetischem Wege hervorgerufenes Ertönen den
Wärtern die Abfahrt der Züge von den benach-
barten Stationen mitteilen (f. Elektrisches Läute-
wert); endlich die Knallkapseln (Petarden), mit
einer sprengstoffhaltigen Masse gefüllte Vlechhülsen,
die auf die Schienen befestigt werden und durch
den Knall beim Zerdrücken durch die darübcrfahrende
Lokomotive den Lokomotivführer veranlassen, den
Zug zum stehen zu bringen.
Unter den sichtbaren E. sind zu erwähnen die
optischen Telegraphen oder Semaphoren,
das sind feststehende Vorrichtungen, durch die dem
herankommenden Zuge das Zeichen gegeben wird,
ob er die weitere Strecke ungestört befahren kaun,
oder ob er halten muß, oder endlich nur "mit Vor-
sicht" weiter fahren darf. Diese Zeichen werden in
der Regel so gegeben, daß ein schräg aufwärts ge-
richteter Arm an einem senkrechten Mäste "freie
Fahrt", die horizontale Stellung des Arms "hall"
und die schräg abwärts gerichtete "Vorsicht" be-
deutet. Bei Nacht werden diese Signale durch La-
ternen mit farbigem Licht gegeben, und zwar be-
deutet ziemlich allgemein Weiß "Ordnung - freie
Fahrt", Rot "Gefahr, halt" und Grün "Vorsicht -
langsam fahren". Andere sichtbare E. sind die
Wendescheiben, bei denen eine dem ankommen-
den Zuge mit ihrer vollen Fläche sich zeigende
Scheibe "halt" bedeutet, während die Stellung der
Scheibe parallel zur Vahnrichtung dem Zuge freie
Fahrt giebt. Die Semaphoren sowohl als die
Wendescheiben werden besonders auch dazu ge-
braucht, um Bahnhöfe abzuschließen, sie heißen
dann Vahnhofsabfchlußfignale. Der Vahn-
bofsvorstand darf diese Signale erst dann auf "freie
Fahrt" stellen lassen, wenn die Vahnhofsgleise für
den herankommenden Zug von andern Zügen oder
einzelnen Wagen frei sind. Die Verständigung zwi-
schen dem Bahnhofsvorstande und dem Oärter bei
dem Bahnhofsabschlußsignal geschieht meistens auf
elektrischem Wege. (S. Central-Weichen-und Signal-
Stellvorrichtungen und Vlocksignalsystem.) Sicht-
bare Signale werden ferner von den Bahnwärtern
dem Zugpersonal gegeben, indem dieselben ent-
weder durch ruhiges Stehen oder Ausstrecken des
Arms in der Fahrtrichtung andeuten, daß der Zug
ungehindert fahren kann, oder durch Schwenken der
Mütze, einer roten Fahne oder bei Nacht einer roten
Laterne Gefahr anzeigen und den Zug zum Halten
veranlassen. Die Weich ensignale (s. Eisenbahn-
bau) haben den Zweck, dem Lokomotivführer eines
herannahenden Zuges die Stellung der von ihm zu
durchfahrcnden Weichen schon auf eine angemessene
Entfernung kenntlich zu machen.
Für die Verbindung zwischen Reisenden und Zug-
bcamten sowie Zugbeamten untereinander während
dcr Fahrt sorgen die sog. Interkommuni ka-
lionssignale. Auf den nicht mit durchgehenden
Ärem^^. E^enbah)chlem/>n) ausgerüsteten Zügen
wird zu diesem Zweck gewöhnlich die Zugleine
verwendet, eine am obern Teile der Wagen in
Ringen hinlaufende Schnur, die mit einem Ende
an der Dampfpfeife der Lokomotive derart befestigt
ist, daß beim Ziehen an der Schnur von einem
Coupe'fenster aus die Dampfpfeife in Thätigkeit
gefetzt und dadurch der Lokomotivführer zum Halten
veranlaßt werden kann. Die Zugsignale sind
dazu bestimmt, die Spitze und den Schluß des
Zuges (durch bunte Scheiben, bei Nacht durch Lam-
pen mit farbigen Glasscheiben) erkennen zu lassen,
oder nickt fahrplanmäßige Eifenbahnzüge (s. d.) den
Bahnwärtern zu signalisieren.
Eine besondere Art der E. bilden die Kontroll-
signale (Kontrollapparate), die angewendet wer-
den, um der leitenden Dienststelle durch sichtbare
oder hörbare Zeichen die Überzeugung zu ver-
schaffen, daß die von ihr zur Ordnung und Siche-
rung des Betriebes getroffenen Anordnungen be-
achtet sind. So benutzt man bei der Bewachung der
Bahnhöfe durch die Nachtwächter elektrische Kon-
trolluhren, welche die Zeit der Anwesenheit des
Wächters an bestimmten Punkten des Bahnhofs
am Aufstellungsorte des Kontrollapparats angeben.
Eine weitere Verwendung finden Kontrollsignale
bei Beschaffung des für die Lokomotiven erfor-
derlichen Wassers. Da es nicht immer möglich ist,
die Wasserförderungsmaschine unmittelbar neben
dem Wasserbehälter aufzustellen, so ist die Einrich-
tung getroffen, daß dem Maschinenwärter auf elek-
trischem Wege der höchste Wasserstand angezeigt
! wird, bei dem er das Pumpen einzustellen hat.
! Vielfach wird auch durchweg der jeweilige Wasser-
stand ersichtlich gemacht. Weit wichtiger für den Be-
trieb ist die Überwachung der Stellung der Signale
! und der Weichen. (S. Eisenbahnbau.) Bei ausge-
! dehnten Vahnhofsanlagen ist es für den betriebs-
! leitenden Stationsbcamten sehr schwer, sich hiervon
zu jeder Zeit Überzeugung zu verschaffen. Man hat
^ deshalb vielfach, um den Beamten die Übersicht
! zu erleichtern, auf den Stationen besondere Kon-
^ trollapparate aufgestellt, die auf mechan., meist
elektrischem Wege mit den Signalen und Weichen in
Verbindung stehen und die Stellung derselben durch
besondere sichtbare oder hörbare Zeichen angeben.
^ Hierzu gehören z. B. die Nachahmungstelegraphen,
^ auch wohl Affen genannt, die in unmittelbarer Nähe
des Stationsbureaus aufgestellt und mit den Ab-
fchlußtelegraphen derartig selbstthätig verbunden
sind, daß sie stets dieselben Zeichen wie jene geben.
Auf den österr. Bahnen sind meist hörbare Kontroll-
signale in Anwendung. Bei ihnen ist der zu über-
> wachende Abschlußtelegraph mit einem im Stations-
^ bureau befindlichen elektrischen Klingelapparat in
! Verbindung gebracht, der in Thätigkeit tritt und
z darin verbleibt, solange das Halte- oder das Fahr-
! signal steht. Ahnliche Kontrollsignale finden ins-
! besondere in England Anwendung, um sich davon
zu überzeugen, daß bei Nacht die Signallampe
wirklich brennt. Die zum Schließen oder Offnen
des elektrischen Stroms nötige Bewegung wird
durch Mctallkörper hervorgebracht, die sich über der
Flamme befinden und durch die von derselben er-
zeugte Wärme eine Ausdehnung und beim Er-
löschen der Flamme eine Zusammenziehung erfahren,
über die Kontrollapparate zur Überwachung der
Geschwindigkeit s. Eisenbahnfahrgeschwindigkeit.
Seit längerer Zeit ist man mit der Lösung der
Aufgabe beschäftigt, eine telegr. Verbindung zwi-
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