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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Elbinger Niederung - Elbogen
reichen Engländer Rich. Cowle, der sich 1810 in
E. niederließ und 1821 in Danzig starb, und dessen
Gemahlin eine geborene Pott war. Die Industrie
erstreckt sich auf Fabrikation von Wagen, Stärke,
Segeltuch, Watte, Kerzen, Konditoreiwaren, Vlech-
und Webewaren, Leder, Sprit, Tabak, Seife, Essig,
Öl, Bier, Glas, Strohpapier, Dachpappe und
Kunststeinen. Von besonderer Wichtigkeit sind die
Maschinenfabriken, in denen Lokomotiven, Dampf-
maschinen, landwirtschaftliche Maschinen, Eisenbahn-
wagen, Einrichtungen für Zuckerfabriken, Kriegs-,
Torpedo-, See- und Flußschiffe (Schichausche Werft
für Torpedoboote) gebaut werden. Außerdem fin-
det sich Leinwebern, Hanf- und Flachsgarnspinnerei,
Dampfmahl- und Sägemühlen, Gemüsebau und
lebhafter Handel mit Getreide, Holz, Steinkohlen,
Flachs, Butter, Fischen, Kolonialwaren und Fett-
viehmärkte. E.ist Sitz der vierten Sektion der Nord-
deutschen Eisen- und Stahl- und der ersten Sektion
der Ziegelei-Berufsgenossenschaft. Mit Danzig,
Königsberg und Stettin steht E. durch Dampfschisf-
fahrt in Verbindung. Während der Seehandel
durch das Aufblühen Danzigs beeinträchtigt wird,
hat die Binnenschiffahrt durch den Elbing-Oberlän-
dischen Kanal (s. d.) einigen Aufschwung genom-
men. Die Stelle einer Handelskammer wird vertreten
durch die "Altesten der Kaufmannschaft"; ferner
bestehen eine Handwerkerbank'' und ein Konsulat
für Schweden und Norwegen.
E. wurde 1237 durch Lübecker gegründet, welche
sich um die von den Deutschen Rittern daselbst
angelegte Burg ansiedelten. Die Stadt erlangte
1246 Lübecker Recht, wurde frühzeitig in die deutsche
Hansa aufgenommen und blühte rasch auf, bis sie
sich 1454 vom Orden losriß, unter poln. Schutz
stellte und 1466 auch vom Orden an Polen abge-
treten wurde. Ganz herabgekommen, erholte sich
E., als es 1772 an Preußen kam, zumal da Danzig
noch bis 1793 bei Polen verblieb. In neuerer Zeit
strebt es mit Rührigkeit nach neuer Blüte. - Vgl.
Fuchs, Beschreibung der Stadt E. (Elbing 1818
-52); Rhode, Der Elbinger Kreis in topogr., histor.
und statist. Hinsicht (Danz. 1871). ftung.
Glbinger Niederung, s. Marienburger Niede-
Elbingerode, Stadt im Kreis Ilfeld des preuß.
Reg.-Bez. Hildesheim, 11 km südlich von Wer-
nigerode, in 442 m Höhe im Harz, an der Neben-
linie Blankenburg-Tanne der Halberstadt-Blanken-
buraer Eisenbahn, hat (1890) 2936 E., darunter
36 Katholiken; Post, Telegraph, Schloßruine, neue
got. Kirche, Steinbrüche; Rinoviehzucht, Holzhandel
und in der Nähe bedeutende Eisengruben, deren
Produkte in Rotehütte an der Kalten Bode, 4 km
im SW. von E., verhüttet werden.
Glbing-Oberländifcher Kanal, Kanal in der
preuß. Provinz Ostpreußen, verbindet die Seen des
Oberlandes auf der Grenze von Ost- und West-
preußen mit dem Drausensee und dadurch mit El-
bing. Der Kanalbau wurde 1844 begonnen und
1860 vollendet. Die Fahrt aus dem Elbingflusse
führt durch em im Drausensee gebaggertes Fahr-
wasser zu dem mit 1242,86 m langen Molen ver-
sehenen Eingänge des Kanals. Dieser steigt vom
Drauscnsee in fünf Schleusen bis Hirschfeld 13,8i m,
und von hier in vier geneigten Ebenen bis zur Höhe
des Oberländischen Seenplateaus auf. Auf diesen
geneigten Ebenen werden die Schiffe und Holzstöße
mittels einer zweigleisigen Eisenbahn von 3,2? m
Spurweite durch Nasserkraft auf großen eisernen,
durch Drahtseile verbundenen Gittcrwagcn zu Berg
und zu Thal gefördert. Die untereinander verbun-
denen Seen sind sämtlich auf das gleiche Niveau
von 99,48 m gebracht. Von dem 16,63 m einge-
schnittenen und durch eine Stauschleuse geschützten
Übergangspunkte über die alte Wasserscheide bei
Draulitten beginnt die Fahrt im Pinnau- und
Samrodtsee, geht durch kurze Kanalstrecken in den
Röthloff-, Bärting-, Krebs-, Zopf- und Großen
Eilingsee über und gelangt so nach Liebemühl. Von
hier führt die obere Schisfahrtslinie westlich durch
einen Kanal, der den Abisgarsee in einem 0,94 m
höher als der Spiegel desselben fortlaufenden Aquä-
dukt überschreitet, nach dem Duden- und Geserichsee,
welcher letztere dadurch in seiner ganzen Ausdehnung
südlich bis Deutsch-Eylau, nördlich einerseits bis
zum Rotzangsee, andererseits durch den Ewingsee
bis Saalfeld aufgeschlossen wird. Eine zweite, 4,08 m
tiefer gelegene Schiffahrtslinie wird von Liebemühl
durch den kanalisierten und mit zwei Schleusen ver-
sehenen Liebestuß im Drewenzsee erreicht, durch
dessen ausgedehnte, weitverzweigte Fläche östlich
Osterode, Pillauken und der Faltiankensee, westlich
aber der Ausfluh der Drcwenz zugänglich werden.
Die gesamteLängederWasserstraßen ist 195,85 Ilm,
von denen 41,431<m wirkliche Kanäle, 154,42 km See-
strccken sind. Die Kanäle sind im Wasserspiegel 15,06
bis 16,32 m, in der Sohle 7,53 m breit und 1,26 bis
1,5? m tief. Die Schleusen haben 31,33 m Länge,
3,i4 m Breite und 1,9 bis 3,i m Tiefe. Bei der Aus-
führung wurden durch Senkung eines Teils der Seen
(um rund 8 m) ausgedehnte Ländereien gewonnen.
Die Bedeutung des E. K. liegt in der Verbindung
des waldreichen Oberlandes, das Holz und land-
wirtschaftliche Produkte in großer Menge nach El-
bing führt, mit dem industriereichen Unterlande,
welches das Oberland mit Steinkohlen, Salz, Eisen-
bahnschienen, Baumaterial und Seefischen versieht.
Statist. Aufnahmen des Verkehrs liegen nur für
den Drewenz-Schillingsce-Kanal vor, den 1890 auf
424 Schiffen 6713 t Güter und außerdem 10267 t
Flohholz passierten.
Elbiftan, kleinasiat. Stadt, s. Albistan.
Glbogen oder Elnbogen, czech. I^okst, Stadt
in der österr. Vezirkshauptmannschaft Falkenau in
Böhmen, auf einem von der Eger umflossenen Gra-
nitmassiv, über die hier eine Kettenbrücke, die älteste
(1836) in Österreich, führt, und an der Linie Neu-
sattcl-E. <6 Km) der Österr. Staatsbahnen, Sitz eines
Bezirksgerichts (217,33 hkm, 31 Gemeinden, 42
Ortschaften, 33236 E.) und Nevierbergamtes, hat
(1890) 3744 deutsche E., Post, Telegraph; eine
Kommunal-Oberrealschule, eine Fortbildungsschule
und eine berühmte Porzellanfabrik, ferner ein altes
Schloß ^tein-Elbogen, das gegenwärtig als
Strafhaus verwendet wird. Im Rathause wird der
unter dem Namen "der steinerne Burggraf" be-
kannte Meteorstein gezeigt. Er war ursprünglich
192 Pfd. schwer: ein Teil davon kam in das Hof-
museum in Wien, ein anderer in das Museum zu
Prag. Der Nest wiegt noch 43 Psd. Die Dekanal-
kirche wurde 1728 erbaut. Bei E. befindet sich eine
Dampfziegelei, die Siemenssche Glas- und eine
chem.-tcchnische Fabrik. E. liegt im Centrum eines
großen Vraunkohlenreviers mit einer Gesamterzeu-
gung von (1886) 200 000 t Braunkohle im Werte
von 789 313 Fl. Die Stadt E. hat einen landtäf-
lichen Besitz von 4830 da. - Wie Eger (s. d.) ge-
hörte auch E. früher zu Deutschland, wurde aber
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