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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Elektrische Energie - Elektrische Entladung
lokomobilen Stromquelle zu entnehmen, also im Princip zurückzukehren zu den ältesten Versuchen, den Strom als Triebkraft für Fahrzeuge auszunützen (s. Elektrische Lokomotive), nur daß man heute nicht wie damals Primärbatterien, sondern Sekundärbatterien oder Accumulatoren anwendet.
Der Straßenbahnbetrieb mit Accumulatoren, der an sich das Ideal eines elektrischen Betriebes darstellt, weil jeder Wagen ein unabhängiges Ganzes
bildet, leidet noch etwas unter dem Umstände, daß es noch nicht völlig gelungen ist, die Accumulatoren so widerstandsfähig zu machen, daß ihre Lebensdauer auch bei den hohen Anstrengungen des loko- mobilen Betriebes groß genug ist. Namentlich aber läßt sich diese Lebensdauer nicht mit einiger Sicherheit vorausberechnen, sodaß es unmöglich ist, die für Ernennung nötigen Summen vorher in den Etat einzusetzen. Accumulatorenbahnen, die vorzugsweise von Neckenzaun in London, Jullien in Brüssel und Huber in Hamburg ausgebildet wurden, sind darum heute noch sehr in der Minderheit.
Ihre häufigere Anwendung dürfte aber ohne Zweifel nur noch eine Frage der Zeit sein.
Die Wagen der elektrisch betriebenen Straßenbahn unterscheiden sich äußerlich in nichts von den gebräuchlichen Pferdebahnwagen: sie sind durchgängig zweiachsig und fast stets mit einem Motor für jede der beiden Achsen ausgestattet. Die von diesem zu leistende Arbeit ist außerordentlich veränderlich; beim Anziehen auf steigender Strecke und bei schlechtem Wetter bis fünfmal so groß als während der Fahrt. Wäre der Stromzufluß unveränderlich, so würde die Fahrgeschwindigkeit dementsprechend eine sehr wechselnde sein. Das zu verhindern schaltet der Führer durch eine Kurbel, die er neben der Bremskurbel handhabt, den Umständen entsprechend mehr oder weniger Widerstand ein und hat es so in der Hand, die Geschwindigkeit ganz den Bedürfnissen entsprechend zu regulieren.
Der Betrieb der einzelnen Wagen geschieht fast durchgängig in Parallelschaltung (s. d.), d. h. der von der Maschine ausgebende Strom teilt sich in ebenso viele Zweige, als Wagen auf der Strecke vorhanden sind; die Spannung beträgt meist 500 Volt; die Stromstärke ist nach Bedarf veränderlich.
Zu den elektrischen Bahnen zu rechnen ist auch die von Fleeming Jenkin im Verein mit Ayrton & Perry angegebene Telpherbahn, deren zum Transport von Waren dienende Wagen nach Art der Seilbahnen an einem hochgelegenen Schienenstrange aufgehängt sind und die ganz ohne Hilfe von Wärtern und Führern betrieben wird. Eine etwa 1,5 km lange Linie zum Transport von Thon in Glynde in England ist bis jetzt die einzige dieser Art. Eigentümlich ist die Art der Stromzuführung und der Geschwindigkeitsregulierung, die völlig automatisch erfolgt.
Vgl. Schräder, Über die gebräuchlichen Systeme zum Betriebe E. E. (in der "Elektrotechnischen Zeitschrift", Berl. 1890); Köstler, Die Bedeutung der elektrischen Bahnen als Verkehrsmittel in großen Städten (in der "Wochenschrift des österr. Ingenieur- und Architektenvereins", Wien 1891); Kapp, Elektrische Kraftübertragung (deutsch von Holborn undvKahle, Verl. 1891). (S. auch Elektrische Lokomotive.)
Elektrische Energie oder Energie der elektrischen Ladung. Das Elektrische Potential (s. d.) V eines Leiters wächst proportional der Elektricitätsmenge (s. d.) H, womit derselbe geladen ist, d. h. y ^ (>V, wobei (' die Elektrische Kapacität (s. d.) bedeutet. Die ganze Arbeit (s. d.), welche die sich abstoßenden Teile der Ladung bei der Entladung des Leiters (gewöhnlich gegen die Erde) leisten können, nennt man die Energie des Leiters. Dieselbe ist gleich der zur Ladung nötigen Arbeit. Wird nun der Leiter ganz allmählich mit der Menge H geladen, so steigt dessen Potential von Null auf V. Da nun die Ladungsarbeit für eine sehr kleine Menge y bei dem Potential V durch ^ V gegeben ist, so entspricht die ganze Ladungsarbeit ^V dem mittlern Potential, daher also die Energie >V ^ ^HV, oder (weil H -- OV) auch ^V ^ z 0 V 2 oder W ^ ^' . Diese Energie kann bei der Entladung in Wärme, teilweise auch in mechan. Arbeit u. s. w. umgesetzt werden. (S. Leidener Flasche.)
Denkt man sich ein cylindrisches Gefäß mit dem Flüssigkeitsgewicht TTTTT durch Einpumpen durch eine Bodenöffnung allmählich bis zur Druckhöhe II geladen, so ist die Ladungsarbeit ganz analog TTTTT (wobei 0 das Produkt aus dem Querschnitt des Gefäßes und dem spec. Gewicht der Flüssigkeit vorstellt), auch TTTTT, was zur Erläuterung dienen mag.
Über die Energie des elektrischen Stromes s. Galvanischer Strom und die damit zusammenhängenden Artikel.
Elektrische Energieübertragung, s. Elektrische Kraftübertragung.
Elektrische Entladung, der Übergang der Elektricität eines Körpers auf die Nachbarkörper. Die E. E. kann langsam stattfinden, indem die Staubteilchen der umgebenden Luft Elektricität aufnehmen, abgestoßen werden und dieselbe fortführen (elektrischer Wind), wodurch sich in der Luft leitende Wege bilden, durch welche die Elektricität abfließt, wie beim elektrischen Glimmen und beim Büschel (s. Elektrische Lichterscheinungen). Diese langsame E. E. wird auch konvektive Entladung genannt. Die E. E. kann auch plötzlich mit Durchbrechen der umgebenden Nichtleiter unter Knall und Funkenbildung erfolgen (disruptive Entladung).
Bei vollständiger Entladung eines Körpers geht die gesamte Elektrische Energie (s. d.) desselben in eine andere Form über. Hierdurch treten mechan. Arbeiten, Wärmewirkungen, magnetische und auch physiol. Erscheinungen aus, die in ausgiebigerm Maße zuerst bei Entladungsversuchen mit der Leidener Flasche (s. d.) wahrgenommen wurden. Durch den Entladungsschlag der Leidener Flasche kann man Kartenblätter, Glasplatten durchbohren, wenn man dieselben zwischen zwei Metallspitzen bringt, von denen die eine mit der innern, die andere mit der äußern Flaschenbelegung verbunden wird. Die Entladung, durch mit Wasser gefüllte Glasröhren geleitet, zersprengt diese. Dünne Drähte, welche die Entladung leiten, werden erwärmt, glühen, schmelzen und verdampfen sogar bei genügend starker Entladung. Brennbare Körper, wie ^itbcr, können durch die Entladung entzündet werden. Ein Gasstrom zwischen den Polen der Influenzmaschine (s. d.) kann schon durch sehr kleine Funken entzündet werden. Hierauf beruhen die elektrischen Gasanzünder, die kleine Influenzmaschinen enthal-^[folgende Seite]