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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Elektrische Telegraphen
überhaupt nicht möglich, die letztern sind zwar nicht geradezu unentbehrlich, doch dienen sie zur Erreichung verschiedener Zwecke, die keineswegs nebensächlich und für die ganze Abwicklung des telegr. Verkehrs bedeutungslos sind. Die Hauptapparate sind der Sender oder Geber, mittels dessen im gebenden Amte die zum Hervorrufen der telegr. Zeichen erforderlichen Änderungen elektrischer Zustande hervorgebracht werden (über die Grundformen des Gebers s. Telegraphenschaltungen), und der Empfänger, welcher im nehmenden oder empfangenden Amte die telegr. Zeichen sinnlich wahrnehmbar hervortreten läßt. Nicht selten sind diese beiden Apparate auf jeder Station räumlich zu einem einzigen Ganzen verschmolzen.
Elektrochem. Telegraphen, welche die Zeichen durch elektrochem. Wirkungen hervorbringen, werden jetzt nur in geringerm Umfange benutzt, und von den sonstigen elektrischen Wirkungen kommen auch nur dic sog. Fernwirkungen des Stroms, mit Ausschluß der elektrischen, in Betracht; man verwertet also fast nur elektromagnetische Stromwirkungen, sodaß die gebräuchlichen E.T. als elektromagnetische Telegraphen zu bezeichnen sind, und zwar läßt man in diesen bald einen Elektromagnet einen Anker aus weichem Eisen anziehen, oder einen magnetischen Anker anziehen bez. abstoßen und umgekehrt, bald lenkt man eine Magnetnadel innerhalb ihrer Multiplikatorwindungen ab, bald erzielt man Bewegung eines durchströmten, beweglichen Leiters in einem magnetischen oder elektrischen Felde. Den auf solche Weise hervorgebrachten Bewegungen eines einzigen Körpers oder mehrerer Körper entnimmt man die telegraphischen Elementarzeichen und diese liefern durch geeignete Gruppierungen die Grundgebilde der telegr. Sprache oder Schrift: Buchstaben, Ziffern, Unterscheidungszeichen, mitunter selbst ganze Wörter und Sätze. Nicht immer wird indessen die Bewegung des durch die elektrischen Wirkungen selbst bewegten Körpers zugleich als Elementarzeichen verwendet, sondern es werden mitunter, z. B. bei Zeigertelegraphen, aus dieser Bewegung zunächst Bewegungen eines zweiten Körpers abgeleitet und diese erst als Elementarzeichen benutzt. Dabei wird dann nicht selten eine Arbeitslage dieses zweiten, Zeichen machenden Körpers als eine neue Ruhelage ausgenützt und verwertet, dieser Körper also nicht nach jedem Zeichen in seine ursprüngliche Ruhelage zurückversetzt; es kann dann auch die Rückbewegung des von der Elektricität unmittelbar bewegten Körpers in seiner Ruhelage bereits ein neues Elementarzeichen liefern. In wieder andern Fällen werden bei und
durch jene Bewegungen erst die eigentlichen telegr. Zeichen hervorgebracht.
Die E. T. ahmen, wie auch andere Telegraphen, bei ihrer Zeichenmachung teils das Drucken, teils das schreiben, teils das Sprechen nach. Hiernach zerfallen die E. T. in folgende Klassen: I. Telegraphen mit vergänglichen Zeichen: Sprechtelegraphen: ^. für formgetreue Nachbildung des Originals: Telephone (1); L. für sinngetreue Nachbildung des Originals: a. unter unmittelbarer Ablesung und Abzählung der Elementarzeichen: a. Zeichen für das Ohr bestimmt: Klopfer (2); ft. Zeichen (ausschließlich oder doch vorwiegend) für das Auge bestimmt: Nadeltelegraphen (3); d. unier Aneinanderreihung der Elementarbewegungen und Mitverwcndung einer Abzählvorrichtung: Zeigertelegraphen (4). II. Telegraphen mit bleibenden Zeichen und zwar: ^. mit geschriebenen Zeichen: Schreibtelegraphen: a. für formgetreue Nachbildung des Originals: Kopiertelegraphen (5); I). für sinngetreue Nachbildung des Originals: ". in gewöhnlichen Schriftzügen: Buchstabenschreibtelegraphen (6); st.in eigenartigen Schriftzügen: Schreibtelegraphen für vereinbarte Schrift (7); V. mit gedruckten Zeichen: Drucktelegraphen: a. in gewöhnlichem Buchstabendruck: Typendrucker (8); d. in eigenartiger Druckschrift:Drucktelegraphen für vereinbarte Schrift (9).
Die hier aufgeführten nenn Klassen der E. T. sind nun zunächst der Reihe nach in ihren Hauptapparaten (^) eingehender zu besprechen, dann aber die Nebenapparate (L), welche bei gleichartigen Betriebsverhältnissen in wesentlich gleicher Weise Verwendung finden, ohne Rücksicht auf die benutzte Klasse der E. T. In dem telegr. Weltverkehr werden jetzt auf den Landlinien Morse-Schreibtelegraphen (vgl. H, 7), Hughes-Typendrucker (vgl. ^, 8) und in beschränktem Maße Telephone (s. d.) benutzt, auf den Occankabeln Sprechgalvanometer (vgl. ^, 3) und Thomfons Heberfchreiber (vgl. ^, 7).
.4. Die telegraphischen Hauptapparate.
1) Das Telephon (s. d., II>.
2) Die Klops er enthalten teils bloß einen tönenden Körper und liefern der Morseschrist entsprechende, aus kurzen und längern Tönen bestehende Zeichen, teils haben sie zwei verschiedene tönende Körper von verschiedener Tonhöhe oder Klangfarbe, und ihre Sprache und Einrichtung ist der der Nadeltelegraphen verwandt: letztere nennt man daher Nadelklopfer, erstere Morsetlopfer. Die Morseklopfer werden namentlich in Amerika ausgiebig benutzt: eine sehr einfache, von G. F.Day & Comp. stammende Form derselben zeigt Taf. III, Fig. 6. Seine Teile sind auf einer metallenen Platte befestigt, welche in ihrer Mitte brückenförmig ein wenig über das Grundbrett sich erhebt. Dies und der stählerne Ankerhebel geben dem Klopfer einen sehr lauten Ton, was ihn auch auf schlecht isolierten Leitungen und beim Telegraphieren mit schwachen Strömen brauchbar macht. Er wird in die Leitung selbst eingeschaltet. Sehr empfindlich trotz seiner Kleinheit ist der Unigraph (s. d.). Nadelklopfer sind in England in verschiedenen Formen zur Verwendung gekommen. Zu ihnen gehört der schon 1855 für Charles Bright patentierte Glockentelegraph; später wurden in demselben anstatt der Glocken zwei im Winkel gebogene Blechplattcn (eine aus Stahl und eine aus Messing) angewendet. Andere Nadelklopfer enthalten röhrenförmige Schallkörper. Einen der jüngsten derartigen Klopfer hat Arthur E. Gilbert in Inverneß für den Gebrauch an den Einnadeltelegraphen der unter seiner Leitung stehenden Highland Railway hergestellt und ihm nach vielen Versuchen die aus Taf. I, Fig. 9 ersichtliche Anordnung gegeben; jede der beiden Glocken (-, welche an die Scheibe ? zu beiden Seiten der vor ? spielenden Nadel ^ angeschraubt sind, ist aus einer Zinnplatte von der in Fig. 8 dargestellten Form gebogen. Zwischen jede Glocke 6 und die Platte ? ist eine Unterlegscheibe zwischengelegt. Die Nadel schlägt nicht an den Körper der Glocke selbst, sondern an das Ende einer Zunge, welche von der Glocke aus nach außen, gegen ^ hin, abgebogen ist. (Vgl. auch ^ensophon.)