Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

12

Elektrotechniker - Elektrotherapie

die Elektrotechnische Fachschule des Physikalischen Vereins zu Frankfurt a. M. (über die, wie über elektrotechnische Fachschulen überhaupt, ein Vortrag des Leiters derselben: Dr. J. Epstein in der "Elektrotechnischen Zeitschrift", Berl. 1892, S.336, belehrt), die Fachabteilung für Elektrotechniker an der Berliner städtischen Handwerkerschule, die elektrotechnische Abteilung des Technikums Mittweida (über die Einrichtung vgl. "Elektrotechnisches Echo", Lpz. 1892: Krämer, Wie wird man Elektrotechniker?) u. a. Von höhern Gewerbeschulen, die sowohl in ihren Ansprüchen an die Vorbildung (höhere Bürgerschule) als auch in dem Ziel ihrer Ausbildung erheblich weiter gehen, und damit natürlich ihren Schülern erhöhte Aussicht auf Erlangung besser bezahlter Stellungen eröffnen, haben eine elektrotechnische Abteilung die königlich sächs. Staatslehranstalten in Chemnitz und die k. k. Staatsgewerbeschule in Reichenberg. - Über die wichtigsten Gebiete der E. siehe die Artikel: Accumulatoren (elektrische), Bogenlicht, Dynamomaschinen, Elektricitätswerke, Elektrische Einheiten, Elektrische Fernmelder, Elektrische Kraftübertragung, Elektrische Telegraphen, Elektrische Uhren, Elektrometallurgie, Elektromotor, Elektrotechnisches Installationsmaterial, Galvanoplastik, Galvanostegie, Glühlicht, Scheinwerfer, Telephon, Transformatoren.

Elektrotechniker, Elektrotechniker - Kongreß, Elektrotechnische Ausstellungen, Elektrotechnische Fachschulen, s. Elektrotechnik.

Elektrotechnische Meßinstrumente, s. Meßinstrumente, elektrotechnische.

Elektrotechnisches Installationsmaterial, Sammelname für alles, was bei elektrischen Anlagen außer Stromerzeuger, Leitungsmaterial und Stromverbrauchsobjekten an Ausrüstungsgegenständen noch gebraucht wird, also einmal alle Apparate zur Sicherung, Erhaltung, Messung und Regulierung, dann aber auch alle Zubehörteile, wie Glühlampenfassungen, Drahtkörbe und andere Schutzeinrichtungen für die Montierung von Glühlampen im Freien, Vorschalt- und Ersatzwiderstände für Bogenlampen, Masten, Aufzugsvorrichtungen u. s. w. (S. Ausschalter, Bleisicherung, Blitzplatten, Eletkricitätszähler, Erdschlußprüfer, Ersatzwiderstand, Meßinstrumente [elektrotechnische], Regulatoren [elektrotechnische], Stromrichtungszeiger, Umschalter, Vorschaltwiderstand und Zellenschalter.)

Elektrotherapie (grch.), die Anwendung der Elektricität zu Heilzwecken. Die E. hat sich in der neuern Zeit aus geringen und bescheidenen Anfängen zu einem außerordentlich umfangreichen Zweig der allgemeinen Therapie und zu einer Specialität von hervorragender praktischer Bedeutung und Wichtigkeit entwickelt. Zwar hatten schon bald nach der großen Entdeckung Galvanis (1786) die berühmtesten Ärzte jener Zeit, Hufeland, Reil, Sömmerring, Pfaff, Loder, Wallher u. a., wiederholt Versuche gemacht, die neuentdeckte wunderbare Kraft im Dienste der Heilkunst zu verwerten; allein die Schwerfälligkeit, Kostspieligkeit und schwierige Instandhaltung der Apparate, die noch mangelhafte Kenntnis der meisten Krankheitszustände und die Ausbeutung des Galvanismus durch zahlreiche Marktschreier und Charlatane waren die Ursache, daß diese Versuche gar bald in Mißkredit und Vergessenheit gerieten.

Den eigentlichen Ausgangspunkt der modernen E. bilden die Entdeckung der magnetelektrischen Erscheinungen durch Örsted (1820) und die bald darauf folgende der Induktionselektricität durch Faraday (1831), wodurch erst die Herstellung handlicherer und wirksamerer Apparate und damit auch die Ausbildung wissenschaftlicherer Methoden ermöglicht wurde. Mit ihrer Hilfe begründete der franz. Arzt Duchenne de Boulogne, der sich zu seinen Untersuchungen eines zweckmäßig konstruierten volta-elektrischen Induktionsapparats bediente und seine epochemachenden Forschungen in den J. 1847-50 veröffentlichte, die Methode der Lokalisierung des elektrischen Stroms, indem er zuerst den wichtigen Nachweis führte, daß man den faradischen Strom auf gewisse unter der Haut, bis zu einer bestimmten Tiefe, gelegene Teile lokalisieren könne, wenn man die Stromgeber (Elektroden) mit feuchten Leitern umgäbe und oberhalb des zu reizenden Organs kräftig auf die Haut aufsetze. Weiterhin hatte Duchenne gefunden, daß man von bestimmten Punkten der Körperoberfläche aus ganz besonders kräftige Muskelkontraktionen hervorrufen könne, und Remak in Berlin wies bald darauf nach, daß diese Punkte nichts anderes als die Eintrittsstellen der motorischen Nerven in die Muskelmasse seien, und daß es überhaupt zweckmäßiger sei, den zugehörigen Nervenzweig zu reizen als die Muskelbündel selbst. Die letztere Methode pflegt man als die direkte, die erstere als die indirekte Muskelfaradisation zu bezeichnen. Infolge der glänzenden Resultate, welche mit dem faradischen Strome auf dem Gebiete der Muskel- und Nervenkrankheiten erzielt wurden, geriet der galvanische Strom für längere Zeit fast gänzlich in Vergessenheit, bis Remak (1858) aufs neue die hervorragende therapeutische Bedeutung des Galvanismus hervorhob, die Ausbildung rationeller Untersuchungs- und Behandlungsmethoden anbahnte und dadurch auch dem galvanischen Strom diejenige Stellung in der Therapie zu verschaffen wußte, welche ihm mit Recht gebührt. Im allgemeinen unterscheidet sich die Wirkungsweise der beiden verschiedenen elektrischen Stromarten dadurch, daß der faradische oder induzierte Strom sich vorzugsweise zur Erregung der peripheren Nerven und der Muskeln, der galvanische dagegen namentlich zur Erregung der tiefer und geschützter gelegenen Centralorgane, des Gehirns, Rückenmarks und der Sinnesorgane, eignet; die feinern, wahrscheinlich molekularen Vorgänge, welche der elektrische Strom in den einzelnen, von ihm durchströmten Organen hervorruft, sind freilich zum größten Teil noch völlig unbekannt.

Zur Faradisation, d. h. zur Anwendung des faradischen oder induzierten Stroms, bedient man sich der in nachstehender Abbildung (Fig. 1) dargestellten sog. Induktionsapparate, welche im wesentlichen aus einem oder zwei galvanischen Elementen als Elektricitätsquelle, aus zwei, durch zahlreiche Windungen eines übersponnenen Metalldrahts gebildeten Induktionsrollen, deren eine den primären, deren andere den sekundären Strom liefert, sowie aus einem Bündel von Eisendrahtstäben bestehen, welche den Kern der Induktionsrollen ausmachen. Außerdem ist der Apparat mit verschiedenen Vorrichtungen versehen, um die Stärke des induzierten Stroms beliebig zu regulieren und um das öffnen und Schließen der galvanischen Kette durch eine selbstthätige Unterbrechung (den Neefschen Hammer) zu bewirken. - Die Galvanisation, die Einwirkung des galvanischen Stroms auf den Körper, wird meist in der Form des sog.