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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Elftausend Jungfrauen - Elgin und Kincardine

deren Produktion 1890 auf etwa 16 Mill. m geschätzt wird. In Bezug auf Verkehrswege ist E. sehr begünstigt: im N. durch den See Wenern, im W. durch die Götaelf und dereu zahlreiche Kanäle, ferner durch den Dalslandskanal, die Staatsbahn und verschiedene Privateisenbahnen, mit mehr als 500 km Länge. Die fünf Städte sind: Wenersborg, Sitz des Landeshauptmanns, Bor/as, /Am/al, Alingsås und Ulricehamn. Den Namen hat das Land von der an der Mündung der Götaelf liegenden frühern Festung Elfsborg (s. Göteborg), die für Schweden von außerordentlicher Bedeutung war.

Elftausend Jungfrauen, s. Ursula.

El-Gasr (Kasr), Hauptort der Oase Dachel (s. d.).

Elgersburg, Dorf und Sommerfrische im Landratsamt Ohrdruf des Herzogtums Sachsen-Coburg-Gotha, 5 km im NW. von Ilmenau, in 546 m Höhe, am Rande des Thüringerwaldes, an der Nebenlinie Plaue-Ilmenau der Preuß. Staatsbahnen, hat 1001 E., Post, Telegraph; Glas-, 2 Porzellan- und Porphyrwarenfabriken und 3 Wasserheilanstalten, davon eine, die älteste in Thüringen (1837 gegründet), im alten Schlosse. In der Umgegend wird viel Kienruß und Pech fabriziert und Braunstein und Steinkohle gewonnen.

Elgersburger Steingut, soviel wie Emiliau (s. d.).

Elgin oder Moray. 1) Grafschaft an der Nordküste Mittelschottlands, zwischen Banff, Inverneß, Nairn und dem Moraybusen der Nordsee, hat 1376 qkm und (1891) 43 448 E. Das Land wird von den Flüssen Spey, Lossie, Findhorn bewässert. Im nördl. Teile wechseln anmutige Ebenen mit gutbebauten oder bewaldeten Hügeln (Findlay-Seat 340 m); die Küste ist mit Dünen besetzt. Der südl. Teil ist bergig, aber reichlich bewässert und größtenteils mit Tannenforsten bedeckt. Die Bevölkerung treibt Ackerbau (auf 33 Proz. der Fläche), Viehzucht und Fischfang. (Vgl. Shaw, Historv of Moray, 3. Aufl. 1882.) - 2) Hauptort der Grafschaft E., ein altes, lebhaftes Städtchen, an der Lossie, 9,2 km von dem Hafen Lossiemouth, in fruchtbarer Gegend, hat (1891) 7799 E., 5 Kirchen, einen Gerichtshof, Gefängnis, Krankenhaus, Irrenanstalt, Industrieschule, ein Handwerkerinstitut sowie schöne Ruinen einer 1224 begonnenen Kathedrale. Im geolog. Museum interessante Versteinerungen der obern Schichten des roten Sandsteins.

Elgin, Stadt im County Kane im nordamerik. Staate Illinois, nordwestlich von Chicago, hat (1890) 17 823 E., Staatsirrenanstalt, Taschenuhrenfabrik, Butter- und Milchhandel.

Elgin-Burghs (spr. börgs), Gruppe schott. Städte (Banff, Cullen, Elgin, Inverary, Kintore uud Peterhead), die gemeinsam ein Parlamentsglied wählen, mit (1891) 33 292 E. und 4182 Wählern.

Elgin Marbles (spr. elgin marbls), die von Thomas Bruce, Graf von Elgin und Kincardine, im Anfang des 19. Jahrh. gesammelten altgriech. Bildwerke, die hauptsächlich von der Akropolis zu Athen weggenommen wurden. Elgin hatte von der türk. Regierung die Erlaubnis erhalten, auf der Akropolis (die damals den Türken als Festung diente) frei aus- und einzugehen, Messungen vorzunehmen, Ausgrabungen anzustellen und einige Steinblöcke mit alten Inschriften oder Figuren darauf wegzunehmen. Diese Erlaubnis wurde von Elgins Leuten unter Nachsicht des durch Geschenke gewonnenen türk. Woiwoden in Athen dazu benutzt, vom Parthenon die meisten der noch vorhandenen Giebelstatuen, die am besten erhaltenen Metopentafeln und einen beträchtlichen Teil der Reliefs des Cellafrieses heranzunehmen, eine Operation, die mehrfache Beschädigungen des Bauwerkes zur Folge hatte; ferner eine der Karyatiden vom Erechtheion, einige Platten von dem damals in eine türk. Bastion vermauerten Friese des Niketempels, die Statue des Dionysos von dem choregischen Monument des Thrasyllos u. s. w. beiseite zu schaffen. Die so erworbenen unschätzbaren Denkmäler der Blütezeit der athenischen Skulptur sowie eine Anzahl Bildwerke aus der untern Stadt und zahlreiche Inschriftsteine wurden zum größten Teil, in 200 Kisten verpackt, vor Elgins Abreise, der 1803 abberufen wurde, abgeschickt; ein Teil aber mußte mit den nach Elgins Abreise hinzugekommenen Skulpturen noch mehrere Jahre liegen bleiben. Während des engl.-türk. Krieges 1807 wurden die im Peiraieus lagernden Skulpturen von den Franzosen mit Beschlag belegt. Erst 1812 konnte Elgins Agent, der neapolit. Maler Lusieri, den Rest der E. M. in 80 Kisten nach England abgehen lassen.

Die ganze Sammlung, welche dem Lord 74 240 Pfd. St. (1½ Mill. M.) gekostet hatte, wurde endlich nach langen Verhandlungen, bei welchen nicht nur der Wert der Bildwerke, sondern auch das Besitzrecht Elgins in Frage kam, 1816 durch Parlamentsbeschluß für 35 000 Pfd. St. von der Regierung erworben und dem Britischen Museum (s. d.) einverleibt. Doch dauerte der Streit über das Eigentumsrecht des engl. Staates noch viele Jahre lang fort. - Vgl. Denkschrift über Lord Elgins Erwerbungen in Griechenland. Nach der zweiten engl. Ausgabe bearbeitet (Lpz. 1817); Description of the Collection of Ancient Marbles in the British Museum, Bd. 6-8 (Lond. 1830-39); Ellis, The Elgin and Phigaleian Marbles in the British Museum (neue Aufl., 2 Bde., ebd. 1847); Newton in den betreffenden Teilen der Synopsis of the contents of the British Museum: Elgin Room (2. Aufl., Tl. 1. ebd. 1882; Tl. 3, ebd. 1881); A. Michaelis, Parthenon (Lpz. 1871).

Elgln und Kincardine (spr. kingkahrdĭn), schott. Grafentitel im Hause Bruce. Der Ahnherr Robert Bruce kam mit Wilhelm dem Eroberer nach England; sein Enkel gründete die schott. Linie, deren älterer Zweig mit dem König David Bruce 1371 ausstarb. Von demselben Ahnherrn leiten die heutigen Grafen von Elgin ihren Ursprung her. - Ednard Bruce (gest. 1611), der in den Verhandlungen, die Jakob VI. auf den engl. Thron führten, thätig war, wurde 1602 zum Baron Bruce von Kinloß, und der dritte Baron Bruce 1633 zum Grafen von Elgin erhoben. Nach dem kinderlosen Tod des vierten Grafen ging die Würde auf eine Seitenlinie über, die bereits den Titel der Grafen von Kincardine trug.

Bekannt ist Thomas Bruce, siebenter Graf Elgin und elfter Graf Kincardine, durch den Erwerb der nach ihm benannten Elgin Marbles (s. d.). Er war 20. Juli 1766 geboren und trat 1785 in die Armee, in der er bis zum Generalmajor aufstieg. Von 1790 an wurde er meist im diplomat. Dienst verwendet, und als Gesandter iu Konstantinopel (1799-1803) erwarb er sich die Erlaubnis zur Durchforschung und Wegführung attischer Kunstwerke, wobei sein Verfahren überhaupt und besonders die schlechte Behandlung der Skulpturen größte Entrüstung, besonders bei Lord Byron erregte, der