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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Elsheimer - Elster (Vogelgattung)
beide Geschlechter; Bankverein, Effektenversicherung
für Seeleute, zwei Werften, bedeutenden Schiff-
bau, Reederei (der viertgrößte von Deutschlands
Needereiplätzen), Tallfchlägereien, Segelmachereien,
4 Lederfabriken, 2 Dampfmühlen, Ziegeleien,
Dampfbäckerei, Sägewerke mit Hobelmaschinen,
Kalkbrennerei sowie zwei Vieh- und Pferdemärkte,
einen Flachs- und Krammarkt. Seit 31. März 1623
war hier eine Zollstätte, welche einen wesentlichen
Bestandteil des oldenb. Staatseinkommens (jähr-
lich gegen 50000 Thlr.) abwarf und erst durch die
Mindener Weserschiffahrtsakte vom 10. Sept. 1823
beseitigt wurde. Der Hafen ist für schwerbeladene
Schiffe nicht tief genug; diese gehen nur bis Brake.
Im Seeverkehr werden vorzugsweise eingeführt:
Holz (russ. und norweg. Schiffbauholz), Dielen und
Bretter, Steinkohlen, Roggen, Mauersteine; ausge-
führt : deutfches Schiffbauholz, Eiscnwaren, geteertes
Tauwerk, Segeltuch und Fettvieh (nach England);
Milchvieh und Pferde gehen nach allen Gegenden
Deutschlands. Zu E. schiffte sich der Herzog Fried-
rich Wilhelm von Braunschweig-Als mit seinem
Korps in der Nacht zum 7. Aug. 1809 nach Eng-
land ein. Ihm wurde hier 1859 ein Denkmal (eine
gor. Pyramide) errichtet.
Glsheimer oder Elzheimer, Adam, Maler,
geb. im März 1578 zu Frankfurt a. M., war da-
selbst Schüler des Malers Philipp Uffenbach, ging
um 1600 nach Rom, erfreute sich der Gunst Papst
Pauls V. und starb in ärmlichen Verhältnissen 1620
zu Rom. Die Erzählungen von seinem Elend sind
stark übertrieben. Seine Bilder sind sorgfältig und
fein ausgeführt und warm in der Färbung; er
schildert anheimelnd und in trefflichem Helldunkel
und kleinem Maßstabe biblische und mytbolog. Vor-
gänge derart, daß die Handelnden, in weitem Raum
stehend, nur zu dessen Belebung eingefügt zu sein
scheinen. Namentlich die Landschaft gelingt ihm
trefflich. E. gewann großen Einfluß zunächst auf
die röm. Künstler, die er durch sein Beispiel wieder
auf die heimische Natur verwies, wirkte aber über-
haupt bahnbrechend in allen Kunstländern. Sein
Einfluß ist noch in den Bildern Claude Lorrains
und Rembrandts zu verspüren. Bilder von ihm
befinden sich in Dresden (u. a. zwei Landschaften mit
der Flucht nach Ägypten, Joseph wird von seinen
Brüdern inden Brunnen geworfen); ferner in Frank-
furt a. M. (Jakobs Rückkehr nach Kanaan, Opfer
zu Lystra), München (6 Bilder), Aschaffenburg
(Christus auf dem Wege nach Emmaus), in den
Uffizien zu Florenz (Hagar in der Wüste, Töchter
derAglaia), im Louvre (Johannes in der Wüste
predigend), in Madrid (Verspottung der Ceres).
- Vgl. Bode, Studien zur Geschichte der Holland.
Malerei (Braunschw. 1883).
Glsholtz, Franz von, Lustspieldichter, geb.
1. Okt. 1791 zu Berlin, machte als Freiwilliger die
Feldzüge seit 1813 mit, wurde 1816 Negierungs-
sekretär in Köln und lebte nach längern Reisen
1823-25 in Italien, von wo er nach seiner Vater-
stadt zurückkehrte. Inzwischen hatte der dramat.
Kostümscherz "Kommber!" seinen Namen bekannt
gemacht und die Veranlassung gegeben, daß er 1827
zur Organisation und Leitung des Hoftheaters
nach Gotha berufen wurde, welches Amt er 1830
niederlegte. 1837 erhielt er als herzoglich sächs.
Legationsrat eine diplomat. Stellung in München;
seit 1851 lebte er meist auf seinem Landhause am
Starnbcrgersee. Er starb 22. Jan. 1872 zu Mün-
chen. Von seinen Schriften verdienen lediglich die
"Schauspiele" (Stuttg. 1830; 2. sehr vermehrte
Ausg., 3 Bde., Lpz. 1835-54) Beachtung, unter
denen das Lustspiel "Die Hofdame" (1825) Goethes
Interesse wachrief. Beteiligt war E., meist zu-
sammen mit Maltitz, an der Redaktion der Zeit-
schriften "Eos" (Münch.1826-32), "Deutsche Ton-
blätter" (ebd. 1837), "Deutsche Blätter für Littera-
tur und Leben" (ebd. 1840).
Glsholtz, Ludwig, Maler, geb. 2. Juni 1805 in
Berlin, wo er an der Akademie und im Atelier von
Franz Krüger Unterricht erhielt, desM Manier er
sich anschloß. Seine Schöpfungen sind meist Schlach-
tendarstellungen aus den Befreiungskriegen; er
malte die Schlachten bei Leipzig, Bautzen (1834),
Dcnnewitz und Bar-sur-Aube, Moment aus der
Schlacht vor Paris 1814, Moment aus der Schlacht
bei Ostrolenka 1831 (zum Teil im königl. Schloß zu
Berlin), den Einzug der Alliierten in Paris (1843),
außerdem mehrere genrehafte Darstellungen, wie
Die National-
galerie in Berlin besitzt von ihm eine Gefechts-
scene aus den Befreiungskriegen (1834). Er starb
3. Febr. 1850 in Berlin.
Glsner, Joh. Gottfr., Landwirt, geb. 14. Jan.
1784 zu Gottesberg in Schlesien, studierte zu Halle
Theologie und Philosophie, wurde 1806 Hauslehrer
in Haldenburg, widmete sich seit 1810 der Land-
wirtschaft und übernahm 1822 die Pacht der Stadt-
güter von Münsterberg. Er starb 5. Juni 1869 zu
Waldenburg. E. schrieb: "Meine Erfahrungen in
der höhern Schafzucht" (2. Aufl., Stuttg. 1835),
"Handbuch der veredelten Schafzucht" (ebd. 1832),
"Das Edelschaf in allen seinen Beziehungen" (ebd.
1840), "Schäferkatechismus" (2. Aufl., Prag 1841),
"Die Schafzucht Schlesiens" (Vresl. 1842; Nach-
trag 1844), "Die rationelle Schafzucht" (Lpz. 1848;
2. Aufl. 1849), "Der angehende rationelle Land-
wirt" (Praa 1852), "Die vaterländische Schafzucht"
(2. Aufl., Lpz. 1859), "Die Fortfchritte der deut-
schen Landwirtschaft" (Stuttg. 1866). Sein Leben
beschrieb er in "Erlebnisse und Erfahrungen eines
alten Landwirts" (2 Bde., Hamm 1865).
Glsjler, Fanny, Tänzerin, geb. 23. Juni 1810
zu Wien in der Vorstadt Gumpendorf, tanzte mit
ihrer ältern Schwester Therese E. schon in früher
Jugend in dem Horfcheltfchen Kinderballett und
seit 1817 auf der Buhne des Kärntnerthortheaters.
1825 kam sie mit Mutter und Schwester nach Nea-
pel, wo sie sich unter Gioja weiter bildete. Große
Triumphe feierte Fanny E. mit ihrer Schwester
1830 in Berlin, dann auf Kunstreisen in Italien,
Amerika, England und Rußland. Am 21. Juni
1851 schied sie in Wien für immer von der Bühne,
wandte sich nach Hamburg, siedelte 1854 wiederum
nach Wien über und starb daselbst 27. Nov. 1884.
Fanny E. bewies sich in der Pantomime und Dar-
stellungskunst ebenso vollendet wie als Tänzerin.
Therese E., geb. 5. April 1808, vermählte sich
20. April 1850 in morganatischer Ehe mit dem
Prinzen Adalbert (s. d.) von Preußen, ward von
Friedrich Wilhelm IV. von Preußen zur Freifrau
von Varnim erhoben, war seit 1873 Witwe und
starb 19. Nov. 1878 zu Meran. Auch sie war als
kühne und gewandte Tänzerin bewundert.
Elster (I^ica), eine zurFamiliederNabm gehörige
Vogelgattung,welche sich durch den langen, keilförmi-
genSchwanz auszeichnet. Unsere gewöhnliche E. oder
Atzel (auch Azel, ^ieaeimälUa H^., s. umstehende