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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Elster (Flüsse) - Elster (Ludwig)
Abbildung) ist an Brust, Bauch und Untcrrücken
weiß, übrigens schwarz und grün, stahlblau, violett
und pnrpurn schimmernd. Die E. lebt in Europa
und Nordasien; sehr nahe verwandte Arten in Nord-
asrika und Nordamerika. Als halber Nanbvogcl
würgt sie manchen kleinen Vogel, zerstört besonders
gern Nester kleinerer Singvögel, deren Eier sie auf-
hackt, und ist durch diese Feindschaft gegen die in-
sektenvertilgenden Sänger wirklich ein sckädlicher
Vogel, obgleich sie anch nebenher Aas, Würmer,
Schnecken und Insekten frißt. Sie ist sehr scklau
.'^
und vorsichtig, läßt sich aber leicht zähinen und lernt
schnell sremde Töne fertig nachahmen, sogar sprechen.
Die Stimme ist ein scharfes: schack, schack. Mit ihren
Gattuugsverwandten teilt sie die Neigung, glänzende
Dinge zu entwenden und zu verbergen. In manchen
Gegenden gilt eine in den zwölf Nächten geschossene,
verkohlte und zu Pulver zerriebene E. (Diakonissen-
Pulver) als Mittel gegen Fallsucht. - Fremdlän-
dische E. gelangen in beträchtlicher Mannigfaltig-
keit und Anzahl in den Handel, so mehrere Spiel-
arten der europäischen E., wie Himalaja-, chinesische
und maurische E., ferner Blauelstern ((^anopo-
1iu8Z0nttF>.), Vaumelstern (Denärocitta Ao?M),
Iagdelstern (Ui-ocis^ <7ab.), von denen jedoch noch
keine Art mit Sicherheit als sprachbegabt festgestellt
wurde, so daß sie also nur als Schmuckvögel gelten.
Elster, zwei Flüsse im mittlern Deutschland.
1) Die Schwarze E. entspringt am Sibyllenstein
bei Elstra in der sächs. Oberlansitz, tritt dann nach
Preußen über, nimmt die Pnlsnitz und die 82 km
lange Röder (s.d.) ans und mündet zwischen Pretzsch
und Wittenberg nach etwa 200 km langem Laufe
40 ni breit in die Elbe. Durch Regulierung ist sie
auf 60 km schiffbar. Durch den 15,5 Km langen
Grödel-Elfte rwerdaer Kanal, der als An-
fangsglied eines Elbe-Spree-Kanals gilt, ist die
ß. mit der Elbe verbunden. - 2) Die Weiße E.
entspringt in Böhmen im Bezirke von Asch am
Elstergebirge (s. d.), tritt bald daranf in das
sächf. Vogtland, wo sie bei Adorf den von der
böhm. Grenze kommenden Floßbach (Große E.)
aufnimmt, stießt dann in vorherrfchend nördl. Rich-
tung über Alsnitz, Planen, Greiz, Gera, Zeitz,
Pegau nach Leipzig. In der Nähe diefer Stadt
biegt sie plötzlich nach Westen um und spaltet sich
in zwei Arrne, die Lu^pe und die eigentliche E.,
welche parallel laufend, wiederholt durch Neben-
arme verbunden, etwa 4 km voneinander entfernt
zwifchen Halle und Merseburg in die Saale mün-
den. Von ihren geringen linken Nebenflüsfen ist
die Weida mit der Auma der bedeutendste; rechts
gehen ihr die Göltsch, Schnauder und unterhalb
Leipzig, zwischen Gohlis und Möckern, die 90 km
lange Pleiße zu. Die Länge des Stromlaufs,
welcher auch reuß., Weimar., altenb. und preuß.
Gebiet berührt, beträgt 190 km. Die kurze Strecke
von Leipzig nach Plagwitz ist kanalisiert, so daß sie
mit Kähnen bis zu 2000 Ctr. Last und (seit 1863)
mit kleinen Dampfern befahren werden kann.
Elfter (Bad Elster), Dorf und Badeort in
der Amtshauptmannschaft Olsnitz der fächs. Kreis-
hauptmannschaft Zwickau, 5 km südlich von Adorf
und 2 km von der böhm. Grenze, in 473 m Höhe,
in waldiger Gegend, an der Weihen E. und an
der Linie Neichenbach i. V.-Eger der Sächf. Staats-
bahnen (Bahnhof 2 Km im NO. beim Dorfe Mühl-
haufen), ist Sitz einer königl. Badedirektion, eines
königl. Polizeikommissars, eines sächs. und österr.
Nebenzollamtes und hat (1890) 1724 E., darunter
60 Katholiken, Post zweiter Klasse mit Zweigstelle,
Telegraph, eine neue Kirche (1892); Weberei von
wollenen und halbwollenen Stoffen (besonders
Sammet) und Weißftickerei. Von den Quellen:
Marien-, Königs- und Albert- sowie Salz- und
Moritzquelle war die Moritzquelle schon 1669 be-
kannt und damals von Georg Leisner beschrieben
worden, doch hat E. erst seit der 1849 erfolgten
Übernahme auf den Staat einen Aufschwung ge-
nommen. Die Quellen sind als alkalisch-salinische
Eisensäuerlinge (10 -15" (^.) nahe verwandt mit
denen des benachbarten Franzensbad, enthalten
schwefel- und kohlensaures Natron, kohlensaures
Eisenoxydul und Kohlensäure; ihre Wirkung ist eine
auflösende, stärkende und belebende zugleich. Außer
den Mineralbädern bietet der Ort noch kräftige Moor-
und Douche-, Dampfsitz-, elektrische und Sprudel-
bader sowie gute Molken-, anch Kefiranstalten und
Einrichtungen zu Massagekuren (1849: 329; 1882:
5160; 1892: 6631 Kurgäste). Die Lage von E. ist
sehr gesund, die mittlere Sommerwärme beträgt
14,6° 0., die Einrichtungen der Anstalt wie der zahl-
reichen Hotels und Logierhäuser sind vorzüglich.-
! Vgl. Flechsig, Bad E. (3. Aufl., Lpz. 1884); Hahn,
Bad E., seine Heilmittel und Heilanzeigen (10. Aufl.,
Verl. 1890); Peters, Die Quellen und Bäder E.s
(2. Aufl., Lpz. 1884); Helmkampff, Führer durch
die nähere und fernere Umgebung des Bades E.
^ (2. Anfl., Würzb. 1889).
Elster, Ludwig, Nationalökonom, geb. 26. März
1856 zu Frankfurt a. M., studierte Rechts- und
Staatswissenschaften an den Universitäten zu Göt-
tingen, Leipzig und Jena, habilitierte sich Ostern
1880 als Privatdocent an der Universität Halle,
wurde Ostern 1883 Professor an der Technischen
Hochschule zu Aachen, im Herbst desselben Jahres
außerord. Professor der Staatswissenschaften an der
! Universität Königsberg und Nov. 1887 ord. Pro-
! fessor an der Universität Breslau. Er schrieb u. a.:
"Die Lebensversicherung in Deutschland" (Jena
1880), "Die Postsparkassen" (2. Aufl., ebd. 1881).
Seit 1887 giebt er in Jena eine Sammlung staats-
wissenschaftlicher Monographien u. d. T. "Etaats-
wissenschaftliche Studien" heraus, ferner dafelbst seit
1889 im Verein mit Conrad, Lexis und Loening das
"Handwörterbuch der Staatswissenschaften". Seit