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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Endeavour; Endeavour-Straße; Endecha; Endechrist; Endelave; Endemann; Endemie

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Endeavour - Endemie

Griechenland, den Niederlanden,England und Frankreich. Nach seiner Rückkehr wurde E. königl. Baumeister, trat nach Vollendnng des Umbaues des Reichskanzlergebäudes aus dem Staatsdienste aus und gründete 1859 mit Wilh. Böckmann (geb. 1832) ein Atelier für Architektur. E. ist Geh. Regierungs- und Baurat, Professor an der Technischen Hochschule in Berlin, seit 1885 Vorsteher einer der beiden Meisterateliers für Architektur an der Kunstakademie, Mitglied der Akademie der Künste und der Akademie des Bauwesens in Berlin.

Das erste größere Werk der Firma E. und Böckmann war das sog. Rote Schloß in Berlin (1804), das als Geschäftshaus für die Folge typisch geworden ist. Darauf folgte das Hotel de Rome und das Industriegebäude in der Kommandantenstraße (1868-69), dann 1871-72 jene Reihe von Miethäusern in der Beuthstraße, in welcher die deutsche Renaissance in Berlin ihren Einzug hielt. Mehr an florentin.-röm. Palaststil hielten sich die Preußische Bodenkreditbank (1871-73), die Deutsche Unionbank (1872-74), die Mitteldeutsche Kreditbank (1875), wie später das Museum für Völkerkunde in Berlin (1886). Gleichzeitig entstanden in den J. 1870-75 eine Anzahl von eigenartigen Bauten des Berliner Zoologischen Gartens (namentlich das Antilopenhaus, Elefantenhaus und das Restaurationsgebäude), ferner die Nationalbank (1883), das Sedan-Panorama, Landeshaus der Provinz Brandenburg (1888), Bau der Diskontogesellschaft (1889), Bank für Handel und Industrie (1891); außerdem mehrere Geschäftshäuser und Villen in und um Berlin. Außerhalb der Hauptstadt wurden u. a. durch sie erbaut für Danzig das Landeshaus der Provinz Westpreußen (1881), die Synagoge (1884), das Gebäude des Sparkassenvereins (1885), alle drei in den Formen der norddeutschen Renaissance; in Dessau das erbprinzliche Palais in strengem Barockstil. Bei der zweiten Konkurrenz um das Deutsche Reichstagsgebäude erhielten E. und Böckmann einen dritten Preis. 1886 wurde die Firma von der japan. Regierung mit der Ausführung von monumentalen Staatsbauten in Tokio beauftragt; nachdem zuerst Böckmann sich dorthin begeben, reiste E. 1887 ebenfalls nach Japan und kehrte über Amerika nach Berlin zurück.

Endeavour (spr. endéww'r), Fluß in der brit.-austral. Kolonie Queensland, mündet unter 15° 30' bei Cooltown unter Bildung eines guten Hafens. Hier lief 17. Inni 1770 Cook ein, um sein schwer beschädigtes Schiff E. auszubessern.

Endeavour-Straße (spr. endéww'r), der südlichste Teil der Torresstraße, an der Nordostecke Anstraliens, unmittelbar an der Nordspitze (Kap York) der Yorkhalbinsel. Die Straße durchfuhr Cook 23. Aug. 1770.

Endecha (span., spr. -dettscha), Klagelied, besonders Totenklage, meist in vierzeiligen Stanzen.

Endechrist, s. Antichrist.

Endelave, dän. Insel im südwestl. Kattegat, zwischen Jütland und der Südspitze von Samsö, hat 12,66 qkm, (1890) 687 E. und gehört zum jütischen Amte Aarhus.

Endemann, Wilh., Jurist, geb. 24. April 1825 zu Marburg in Kurhessen, studierte daselbst und in Heidelberg Rechtswissenschaft und trat dann in den kurhess. Staatsdienst. 1862 folgte er einem Ruf als ord. Professor und Oberappellationsgerichtsrat nach Jena. In Schwarzburg-Rudolstadt 1867 in den Norddeutschen Reichstag gewählt, gehörte er bis 1870 der Kommission für Ausarbeitung einer Civilprozeßordnung an. Als Abgeordneter für Eisenach war E. 1871-73 Mitglied des Deutschen Reichstags, wo er sich der nationalliberalen Partei anschloß. 1875 kam er als ord. Professor des Civil- und Strafprozesses, des Handels- und Staatsrechts nach Bonn. Er veröffentlichte: "Der Entwurf eines deutschen Handelsgesetzbuchs. Mitteilungen und Bemerkungen" (Erlangen 1858), "Die Beweislehre des Civilprozesses" (2 Abteil., Heidelb. 1860),worin er dogmengeschichtlich darzustellen sucht, wie die formellen Beweisregeln durch die Scholastik entstanden und allmählich zum Untergange reif geworden sind, "Die Bedeutung der Wucherlehre" (Berl. 1866), "Das deutsche Handelsrecht" (Heidelb. 1865; 4. Aufl., Lpz. 1887), "Die Entwicklung der Handelsgesellschaften" (in der "Sammlung gemeinverständlicher Vorträge", Heft 33, Verl. 1867), "Das deutsche Civilprozeßrecht" (Heidelb. 1868), "Die Rechtshilfe im Norddeutschen Bunde" (Berl. 1870), "Das Recht der Aktiengesellschaften" (Heidelb. 1873), "Studien in der romanisch-kanonistischen Wirtschafts- und Rechtslehre" (2 Bde., Berl. 1874-83), "Der Markenschutz" (ebd. 1875), "Der deutsche Civilprozeß" (3 Bde., ebd. 1878-79), "Das Recht der Eisenbahnen" (Lpz. 1886), "Das deutsche Konkursverfahren" (ebd. 1889). Mit andern gab E. heraus das "Handbuch des deutschen Handels-, See-und Wechselrechts", Bd. 1-4 (Lpz. 1881-85).

Endemie (grch.), endemische oder einheimische Krankheit, eine Krankheit, die unter den Bewohnern einer gewissen Stadt oder Gegend fortwährend die vorherrschende, also in dem Volke heimisch, an einen gewissen Ort, ja zuweilen vorübergehend an gewisse Hospitäler, Kasernen, Gefangenanstalten u. s. w. gebunden ist. Dadurch unterscheidet sie sich von der Epidemie (s. d.), welche im Laufe der Zeit über das Volk kommt und wieder geht. Hinsichtlich ihrer Verbreitung kommen die endemischen Krankheiten entweder immer nur sporadisch vor, indem immer nur vereinzelte Individuen an ihnen erkranken, oder sie treten zu gewissen Zeiten häufiger und in seuchenartiger Verbreitung auf. Sowohl akute wie chronische Krankheiten treten gelegentlich endemisch auf, und zwar kann die E. entweder dem betreffenden Landstrich ganz eigentümlich sein, d. h. anderwärts gar nicht vorkommen, oder auch in andern Gegenden gefunden werden. So sind in Niederungen mit Sümpfen die Wechselfieber, auf vielen Gebirgen die Kröpfe, in engen, eingeschlossenen Thälern der Kretinismus, in den Tropenländern die Leberkrankheiten endemisch. Die endemischen Krankheiten sind manchmal bedingt durch klimatische Einflüsse, namentlich durch die Temperatur, den Luftdruck, die herrschenden Winde, den Wassergehalt der Luft, die Ausdünstungen des Bodens, den Stand des Grundwassers, die chem. Beschaffenheit des Trinkwassers, vielleicht auch durch die noch sehr unbekannten elektrischen und magnetischen Verhältnisse, die sich in verschiedenen Landstrichen eigentümlich gestalten. Ferner sind auch die Nahrungsmittel und ihre abnorme Beschaffenheit mitunter als Ursachen der E. anzunehmen. So ist die endemische Krankheit der Skrofeln unter den Bewohnern eines Landstrichs, die aus Armut lediglich auf den Genuß der Kartoffeln angewiesen sind, aus diesem Grunde allein schon leicht zu erklären. Ebenso werden die endemischen Hautkrankheiten an manchen