Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Engel

110

Engel (Eduard) - Engel (Franz)

der ersten Menschen und beschreibt die E. als reine, aber erschaffene und endliche Geister, als unvergänglich, unsichtbar und unräumlich, obwohl sie sichtbar werden können und immer irgendwo sind, wenn auch ohne durch die Schranken des Raums an ihren gedankenschnellen Bewegungen gehindert zu sein. Trotz ihrer hohen geistigen und sittlichen Vollkommenheit konnten sie fallen wie die Menschen, wenngleich ihre Sünde eine rein geistige war. Die der Versuchung widerstanden, sind unwandelbar im Guten befestigt worden («gute E.»), die Gefallenen sind samt ihrem Obersten, dem Teufel, ewig verdammt. Der guten E. bedient sich Gott besonders zum Schutze seiner Kirche und der Gläubigen. Während die Reformation nur die Engelverehrung als abgöttisch wieder beseitigt hatte, ist das moderne Bewußtsein mit der Vorstellung endlicher und doch rein geistiger höherer Wesen, die nach geocentrischer Denkweise doch nur zum Dienst der Menschen da sein sollten, immer tiefer zerfallen. Der Nationalismus sah in den E. die auf «bessern Sternen» fortlebenden Seelen tugendhafter Verstorbener, die mit ihren zurückgelassenen Lieben noch immer in geheimnisvoller Verbindung stünden; der Supernaturalismus Wesen höherer Art, die als Bewohner vollkommener Himmelskörper auf die menschlichen Geschicke einen nicht näher zu bestimmenden, aber noch weniger zu leugnenden Einfluß hätten. Die neuere Theologie sieht in den E. nur eine poet. Personifikation der im natürlichen wie im geistigen Leben wirksamen schöpferischen Kräfte, die in ihrer Vereinzelung aufgefaßten Erscheinungsformen der das All durchwaltenden göttlichen Geistesmacht. Die neueste Orthodoxie hat auch hier die altkirchlichen Vorstellungen möglichst wiederhergestellt. – Vgl. Oswald, Angelologie, das ist Lehre von den guten und bösen E. Im Sinne der kath. Kirche dargestellt (2. Aufl., Paderb. 1889).

Engel, Eduard, Schriftsteller, geb. 12. Nov. 1851 zu Stolp in Pommern, studierte 1870‒73 zu Berlin Sanskrit und neuere Sprachen, worauf er, wie auch später, auf längern Reisen das Ausland kennen lernte. Seit 1871 im amtlichen Stenographenbureau des Deutschen Reichstages zu Berlin thätig, wurde er 1882 zu einem der Vorsteher desselben ernannt. 1879‒83 gab er das «Magazin für die Litteratur des In- und Auslandes» heraus. Er veröffentlichte: «Ital. Liebeslieder» (Aschersleben 1876), «Lord Byron. Eine Autobiographie nach Tagebüchern und Briefen» (3. Aufl., Minden i. W. 1884), «Geschichte der franz. Litteratur» (3. Aufl., Lpz. 1891), «Geschichte der engl. Litteratur. Mit einem Anhang: Die amerik. Litteratur» (3. Aufl., ebd. 1891), «Die Übersetzungsseuche in Deutschland» (4. Aufl., ebd. 1879), «Hat Francis Bacon die Dramen Shakespeares geschrieben?» (2. Aufl., ebd. 1883), «Psychologie der franz. Litteratur» (2. Aufl., Teschen 1884), «Griech. Frühlingstage» (Jena 1887; 1890 preisgekrönt), «Aussprache des Griechischen» (ebd. 1887; für die neugriech. Aussprache der antiken Sprache eintretend). Seine Novellensammlungen «Wand an Wand» (Dresd. 1890) und «Ausgewiesen und andere Novellen» (ebd. 1891) huldigen einem gemäßigten Realismus. Neuerdings trat E. in Wort und Schrift als Verfechter einer praktischen Eisenbahntarifreform auf («Eisenbahnreform», Jena 1888; 4. bis 10. Aufl. als «Der Zonentarif», ebd. 1891) und gründete 1890 in Berlin einen Verein zur Förderung dieser Bestrebungen.

Engel, Ernst, Statistiker, geb. 26. März 1821 in Dresden, widmete sich zu Freiberg dem Bergwesen und durchreiste 1846‒48 Deutschland, Belgien und Frankreich. 1848 wurde er Sekretär, 1849 Vorstand der Kommission für Erörterung der Gewerbs- und Arbeiterverhältnisse im Königreich Sachsen. 1850 sandte ihn das Ministerium des Innern nach Leipzig, um daselbst die allgemeine deutsche Industrieausstellung zu organisieren. Noch in demselben Jahre trat er als Vorstand des zu errichtenden statistischen Bureaus in den Staatsdienst ein, wurde 1854 zum Referendar und 1857 zum Regierungsrat ernannt, legte 1858 seine Stelle nieder und begründete zu Dresden eine Hypothekenversicherungsgesellschaft, welchen Zweig des Versicherungswesens er überhaupt erst ins Leben rief. Nach Dietericis Tode zum Direktor des Statistischen Bureaus mit dem Range eines Geh. Regierungsrats nach Berlin berufen, entfaltete E. seit 1. April 1860 in dieser Stellung eine für die Theorie wie für die Praxis der Statistik bahnbrechende Wirksamkeit und wurde 1863 zum Geh. Oberregierungsrat ernannt. Wegen seines Festhaltens an den Grundsätzen der freiheitlichen wirtschaftlichen Entwicklung und seiner Bekämpfung des Staatssocialismus, sowie aus Gesundheitsrücksichten nahm E. 1882 seinen Abschied und lebt seitdem in Oberlößnitz-Radebeul bei Dresden.

Unter E.s Leitung erschienen außer den Aufsätzen in der «Zeitschrift des Statistischen Bureaus des königlich sächs. Ministeriums des Innern» und den Mitteilungen im «Staats-Anzeiger» (z. B. über die Getreidepreise, Sparkassen, Ernteergebnisse u. dgl.) die «Zeitschrift des Statistischen Bureaus» (seit Okt. 1860), das «Jahrbuch für die amtliche Statistik des preuß. Staats» (seit 1863) und die umfangreiche «Preuß. Statistik» (in zwanglosen Heften, seit 1861). Von E.s eigenen Arbeiten für die erwähnte «Zeitschrift» erschienen die meisten in der gleichfalls von ihm gegründeten Verlagshandlung des königlich preuß. Statistischen Bureaus in besondern Abdrücken, wie: «Die Methoden der Volkszählung» (Berl. 1861), «Land und Leute des preuß. Staats» (ebd. 1863), «Die Beschlüsse des Internationalen statist. Kongresses in seiner fünften Sitzungsperiode» (ebd. 1864), «Beiträge zur Statistik des Unterrichtswesens im preuß. Staate» (ebd. 1870), «Die Reform der Gewerbestatistik im Deutschen Reiche und in den übrigen Staaten von Europa und Nordamerika» (ebd. 1872), «Die Verluste der deutschen Armeen an Offizieren und Mannschaften im Kriege gegen Frankreich 1870 und 1871» (ebd. 1872), «Der Preis der Arbeit, zwei Vorlesungen» (2. Aufl., ebd. 1872), «Die moderne Wohnungsnot» (Lpz. 1873), «Die erwerbsthätigen jurist. Personen» (Berl. 1876), «Die deutsche Industrie 1875 und 1861» (ebd. 1880), «Das Zeitalter des Dampfes» (2. Aufl., ebd. 1881), «Das Rechnungsbuch der Hausfrau» (ebd. 1881). Eine Schöpfung E.s ist auch das Statistische Seminar zu Berlin.

Engel, Franz, Forschungsreisender, geb. 21. Juli 1834 zu Röbel in Mecklenburg-Schwerin, studierte Naturwissenschaft in Berlin und Leipzig. Seit 1857 bereiste E. Venezuela und Neugranada und sandte wertvolle Sammlungen nach Europa. Eine Zeit lang übernahm E. die Leitung einer Plantage in Zulia und später die Verwaltung eines Großgrundbesitzes im Gebirgsland von Merida. 1863 kehrte er nach Europa zurück, machte 1870 als Freiwilliger den Krieg mit, trat später als wissenschaftlicher