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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Epitome - Epos
Gpitöme (grch.), Auszug aus einem gröhcrn
Werk. Besonders von den Römern wurden solche ,
veranstaltet: Beispiele s. Aurclius Victor, Livius, >
Iustinus. Davon neulat. Epitomätor, Verferti-
ger eines Auszugs. j
Epitrachelion (grch.), ein zur Kleidung der
ariech.-katl). Priester gehöriges breites steifes, mit
Kreuzen besticktes, in der Farbe verschiedenes Band,
das, um den Hals getragen, bis über den Gürtel
mit beiden Enden herabhängt.
Epitrltus (grch.), ein viersilbiger Versfuß, der
aus einer Kürze und drei Längen bestebt und, je
nachdem die Kürze die 1., 2., 3. oder 4. Stelle hat,
6pitiiw8 prininZ (^______), kpitritug 86cunäu3
(^ ^ _____) u. s. w. heißt.
Epizoen (grch.), s. Schmarotzertum.
Epizoötie (grch.), Viehseuche von größerer Aus-
dehnung, Landessenchc; Gegensatz: Enzootie (s. d.).
Epizoö tisch tritt in der Regel Rinderpest, Maul-
und Klauenseuche, Influenza der Pferde auf.
E. P. M., in den Kanzleien früher Abkürzung
für Ergebenstes Promemoria.
^ Epoche (grch., d. i. Hemmung, Haltpunkt), in der
Chronologie der Anfang einer Zeitrechnung oder
Ara (s. d.); in der Geschichte nennt man E. einen
Zeitpunkt, mit welchem eine neue bedeutsame Ent-
wicklung beginnt. Epochemachende Ereignisse oder
Persönlichleiten sind also solche, die eine derartige
Entwicklung veranlassen. (S. Periode.) - In der
Astronomie bezeichnet E. eins der Elemente (s. d.)
der Bahn eines Himmelskörpers.
Epöde (grch., "Nach- oder Schlußgesang"), bei
den alten Griechen der auf die Strophe und Gegen-
strophe folgende Abgcsan g. Die meisten Hymnen
des Pindar und viele Ehorgesänge der griech. Dra-
matiker sind cpodisch gebaut. Außerdem hießen E.
die Vcrsartcn (mit Ausnahme des elegischen Disti-
chon), die aus der Verbindung einer längern und
einer kürzern Zeile bestehen, besonders aus einem
iambischen Trimeter und einem solchen Dimcter.
Diese Gattung verpflanzte Horaz auf röm. Boden;
seine "Epoden" erhielten jedoch erst später diesen
Namen, er selbst nannte sie i^indi.
Epomadion (grch.), eine lange, von den Schul-
tern bis auf die Füße herabhängende Binde im
Ornat der griech. Geistlichen.
Epomeo oder Monte-San Nicola (bei
den Alten I^om6U8 oder UpoMiz), der höchste
Gipscl ^92 m) dor 22 km westlich von Neapel ge-
legenen vulkanischen Insel Ischia (s. d.). Von der
Höhe eine weit reichende, wundervolle Aussicht.
Wenig unterhalb ist in das hier mürbe Trachyt-
gestcin eine Einsiedelei, aus Zellen und Gängen be-
stehend, ausgehauen. Die Nordseitc des Berges ist
fehr steil und zeigt stellenweise senkrechte Wände;
dort sind vom Krater einige Reste erhalten. Die
letzte Eruption fand 1302 statt, als der Vesuv fast
zwei Jahrhunderte lang in Ruhe verblieben war.
Epönll (von 6pu8 für lat. ecinu8, Pferd), kelt.-
ital. Göttin, welche Pferde, Esel und Maulesel bc-
fchützte. Sie wurde weniger in Italien, wo ihr Kult
erst in der Kaiscrzcit mchr aufkam, als in den von
Kelten bewohnten Ländern, wo man viele auf sie
bezügliche Inschriften gefunden hat, verehrt. Auf
Bildwerken ist E. zwischen den ihr heiligen Tieren
stehend oder sitzend dargestellt.
Gponymos (grch., d. h. eine Benennung ge-
bend), im alten Griechenland Bezeichnung für die-
jenige jährlich wechselnde Staatsbehörde, nach der
(wie in Rom nach den Konsuln) in Ermangelung
einer allgemein gültigen Zeitrechnung die Jahre
bezeichnet und gezählt wurden; so in Athen nach
dem ersten Archon (s.d.), in Sparta nach dem ersten
Ephorus, in Theben nach dem obersten Böotarchen.
In Ätben wurde die Beisetzung des Titels E. erst
in der röm. Zeit recht geläufig.
Gpöpeus, in der griech. Sage Sohn des Po-
seidon und der Kanake oder Sohn des Aloeus,
König von Sikyon, ist wahrscheinlich eigentlich ein
Sonnengott, "der auf der Warte Thronende", wie
auch der Name seines Gegners Nykteus, des Nächt-
lichen, und die mit ihm verbundene Mondgöttin
Antiope (s. d.) andeutet.
Epopöe (grch.), s. Epos.
Epöpsie (grch.), eigene An- oder Einsicht, An-
schauung. >^s. Elcusis.
Epopten (grch., d. h. Schauende), Eingeweihte,
Epos und Epische Poesie. Die epische
Poesie ist erzählender Natur, sie stellt Handlungen
als Begebenheiten dar, d. h. als vergangen und
abgeschlossen. Sie gehört zu den ältesten Äußerun-
gen der poct. Empfindung, doch geht ihr, der Zeit
nach, die choriscke Hymnenpoesie voran. In weiterm
Umfang begreift sie in sich auch die Ballade (s. d.)
und Romanze, ferner die Idylle (s. d.), die Fabel
(s. d., Tiersage und Reineke Vos) und Parabel (s. d.),
die Satire (s. d.), eine Art der didaktischen Epik, ja
selbst den Roman (s. d.), insofern dieser wenigstens
ein Halbbruder der Poesie heißen darf, die No-
velle (s. d.) und das Märchen (s. d.).
Die Hauptgattung ist aber das eigentliche Hel-
den g ed i ch t , das (nach dem Griechischen benannte)
Epos oder die Epopöe. Form und Inhalt sind
> dei den verschiedenen Völkern verschieden, aber es
! giebt taum ein Volk, bei welchem nicht wenigstens
Ansätze zum Epos vorhanden wären. Abgesehen
von den durch den Voltscharakter bedingten Ver-
schiedenheiten giebt cs auch solche der Gattung und
der Zeitstufen. Nach ersterer gruppiert sich das Epos
in ein sagenhaftes, ein historisches, ein komisches,
ein parodistisches, ein religiöses und ein lehrhaftes;
der Zcitstufe nach in ein Volksepos und ein
Kunstepos; jenes ist das frühere; auf und aus
seinem stamme entwickelt sich und zieht Nahrung das
Kunstepos; am vollendetsten ist diejenige Gattung,
in der sich beide Arten durchdringcn und zu einem
uutrcnnbaren Ganzen verschmelzen, wie dies in den
Homerischen Gedichten, Ilias und Odyssee, und teil-
weise auch im deutschen Heldengedicht der Nibelun-
gen der Fall ist. Denn wenn sich aus den homeri-
schen Gedichten die epischen Kunstgcsetze am reinsten
und vollständigsten entwickeln lassen, so ist dies nur
deswegen möglich, weil jene aus dem Volksepos
erwachsen sind, in einer Weise, daß man schwanken
darf, ob fic eher als Volkscpos oder als Kunstepos
zu bezeichnen seien. Dem Heldengedicht des Virgil
fehlt diese volksmäßige Unterlage.
Das Volkscpos wurzelt einzig und allein in der
nationalen Heldensage (s. d.), welche die Gedanken
eines Volks über seine früheste Gcfchichte (heroi-
sches Zeitalter) widerspiegelt. Das Volksepos ist
hocharistokratisch; nur die Götter, die Helden (Söhne
der Götter) und deren Nachkommen (der Adel) fin-
den Platz in diesem Nahmen oder füllen wenigstens
den Vordergrund. Von den Sängern wird diese
Heldensage als bekannt vorausgesetzt und darf es;
sie selber greifen einzelne Abfchnitte aus dem Gan-
zen heraus und gestalten diese zu Liedern; durch die