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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eppan - Épreuve
Boden weiter zu bauen, durste der dichterischen
Phantasie nicht verwehrt werden. Schon Dante
hatte sich dies in seiner "Divina commßäia" ge-
stattet, in der nicht bloß .heidnisches und Christliches,
sondern alle Elemente der Ethik, Sasse, Geschichte,
Religion (Philosophie), Satire, teils in realer, teils
in allegorischer Gestalt durcheinandcrfluten.
Ruch das historische Epos kann der Pbantasie
nicht entraten, wenn es ein Dichterwerk sein will,
und diese herrscht sogar souverän, wo die "Geschichte"
nicht das wirtlich Geschehene ist, sondern das, was
nach dem Gesetz der Kausalität hätte gescheben
können (ideale Geschichte). Zur erstgenannten Art
gehören Voltaires "llem-iaäs", Pyrkers "Rudol-
fias", Linggs "Völkerwanderung", Sckerenbergs
"Hohenfriedberg", "Leuthen", "Ligny", "Waterloo",
Hamerlings "Ahasver", "König von Eion", zu letz-
terer, welche man die romantische Epik nennen
darf, E. ^chulzes "Cäcilie", Scheffels "Trompeter
von Sälkingen", G. Kinkels "Otto der Schütz".
(Üdor Goethes "Hermann und Dorotbea" und Voß'
"Luise" s. Idnlle.)
Das lehrhafte Epos umfaßt die Fabel
(Tierepos) und die Satire idie im Tierepos
übrigens auch vertreten ist), es fällt mit dem fog.
Lehrgedicht nicht zusammeu. Hesiods "Werke und
Tage" und Virgils "6601-Z'ica" sind keine Epen.
Byrons "von ^uan" kann sowohl ein satirisches
als ein tomisches Epos genannt werden, ebenso
Butlers "lluäidrll.8".
Das komische Epos kann entweder mit un-
schuldig lachender Miene auftreten, wie in K. H.
Kortums "Iobsiade", oder mit tendenziöser Paro-
die des Erhabenen; als solches kann es auch als
besondere Gattung aufgefaßt werden. Auch das
rein Komifche entbehrt felten eines oder des andern
parodistischen Zuges, weil es kaum eiue dankbarere
Komik giebt, als kleine und kleinliche Dinge de5
Alltagslebens im Pathos des heroischen Epos dar-
zustellcu. Beispiele des parodistischen Epos sind
Boileaus "Kirchenpult", Popes "Lockenraub" und
"Dunciade",Zachariäs "Nenommist" und "Schnupf-
tuch"; ausgeprägt parodistischen Charakters und
mustergültig für die Gattuug ist bereits ein Gedicht
des frühern Altertums: "Die Batrachomyomachie"
("Frofchmäuscler"), nachgeahmt von dem Deutschen
Georg Rollenhagen, aus späterer Zeit Voltaires
"?ucc;1iL" und A.Blumauers "Travestierte Aneis".
(S. Travestie.)
Unsere Zeit soll dem Epos ungünstig sein, insofern
seine Gestalten nicht mehr vom verklärenden Licht
der Sage umflosseu und die Götter verschwunden
seien. Aber so gut sich die Personen des modernen
Dramas von dem Urgruud der Sage loszumachen
vermochten und ihr handeln auf frei sittlicher Selbst-
bestimmung zu gründen versuchen, sollte auch für
den Helden des modernen Epos eine solche Stellung
zu gewinnen sein. Daß es möglich ist, beweist der
Roman, das Epos in Prosa, dessen Kunstgesetze
freilich nur im ganzen und großen auf das moderne
Epos anzuwenden sind.
Gppan oder St. MichaelinEppan, Gemeinde
im Gerichtsbezirk Kältern der österr. Bezirkshaupt-
mannschaft Bozen (Umgebung) in Südtirol, nahe
am Beginn der Straße über die Mendel (1354 m),
auf einem Plateau (410 m), ringsum von Wein-
gärten (berühmter Eppaner Wein) umgeben, um-
faßt die Orte St. Michael oder E., Girlan, St.
Pauls, Missian und Montiggl und hat (1890)
5015 E. und Post. Oberhalb E., dessen Name von
Munm, d. i. Hochebene, hergeleitet wird, liegen die
Ruiuen von Hohen E. (720 m) mit dem Kreide-
turm, Stammsitz der Grafen von E., die durch
ihre Fehden mit den Bifchöfen von Trient und den
Grafen von Tirol bekannt sind, Schloß Boimont
und Altenburg, wovon die Gegend früher den Na-
men trug.
Gppendorf. 1) Pfarrdorf in der Amtshaupt-
mannschaft Flöha der fächf. Kreishauptmannschaft
^wickau,an der Nebeulinie HetzdorstE. (9,8 km) der
Sächs. Staatsbahnen, hat (1890) 2944 (1406 männl.,
1538 weibl.) meist evang. E., Post, Telegraph,
neue roman. Kirche (eine der schönsten Dorfkirchen
Sachsens); Baumwollspinnerei, 2 Mehl- und Säge-
mühlen, Holzspulen-, Spielwareu- und Cigarren-
fabrik. - 2) Vorort von Hamburg (s. d.).
Eppich (mittelhochdeutsch epiicli, entlehnt aus
lat. apium), in älterer Sprache soviel wie Sellerie
ls. ^pinm); erst im Neuhochdeutschen wird E. auch
für Epheu angewendet.
Gpping, Stadt in der engl. Grafschaft Essex,
25 km im NNO. von London, hat (1891) 2565 E.,
Handel mit Butter, Milch und Fleisch. E. liegt am
Nordende des Epping-Forest, eines hügeligen
Forstes, der einst bis vor Londons Thore reichte,
jetzt in einer Größe von 2^ hkm erhalten wird und
einen beliebten Ausflugsort der Londoner bildet.
Gppingen. 1) Amtsbezirk im bad. Kreis Heidel-
berg, hat (1890) 18132 (8850 männl., 9282 weibl.)
E., darunter 4488 Katholiken und 803 Israeliten;
3868 Haushaltungen, 15 Gemeinden. -2) Haupt-
stadt des Amtsbezirks E., 33 km im SO. von Heidei-
derg, links an der zum Neckar gehenden Elsenz, an
den Linien E.-Karlsruhe (47,8 km) der Bad. und
Crailsheim-Heilbronn-E. (112,2 km) der Württemb.
Staatsbahnen, Sitz eines Bezirksamtes und Amts-
gerichts (Landgericht Karlsruhe), hat (1890) 3546 E.,
darunter 635 Katholiken und 147 Israeliten, Post,
Telegraph, evang. und kath. Pfarrkirche, landwirt-
schaftliche Winterschule, höhere Bürgerschule, Ge-
werbeschule, Vorschußvcrein, Sparkasse und in der
Nähe große Sandsteinbrüche.
Eppishusen, Meister Sepp von, s. Laßberg.
Eppstein, Flecken im Obertaunuskreis des
prouft. Reg.-Bez. Wiesbaden, 16 km im NW. von
Höchst, 8 km im SW. von Königstein, am Schwarz-
dach, in 184 m Höhe, am Südabhang des Taunus
und am Anfange des bei Hofheim nach der Main-
ebene sich öffnenden Lorsbachthals, an der Linie
Frankfurt-Höchst-Limburg der Hess. Ludwigsbahn,
hat (1890) 835 E., Post, Telegraph, evang. Kirche
(15. Jahrh.); Ackerbau, Bleiwalzwerke, Stanniol-
und Kistenfabriken, Gerbereien, Färbereien. Die
Stadt wird überragt von der Ruine der Burg E.;
dieselbe, früher im Besitz des alten Geschlechts der
Eppsteiner, die 1535 im Mannsstamm ausstarben,
jetzt Eigentum des Fürsten Stolberg-Wernigerode,
wird um 1120 zuerst erwähnt. Von 1535 bis 1803
gehörte E. zu Kurmainz, seit 1803 zu Nassau.
üppnr si innövs (ital.), "Und sie (die Erde)
bewegt sich doch", Ausruf, mit dem Galilei die ihm
abgedrungene Abfchwörung der Kopernikanifchen
Lehre begleitet haben soll; er ist nicht durch gleich-
zeitiges Zeugnis verbürgt, sondern wird erst im
"victionnaii^ kistoi-itiuL" (Caen 1789) erwähnt.
^prouvs (frz., spr. epröhw), Probe, Versuch;
Korrekturbogen; N. ä'artißw (spr. dartist, d. i.
Künstlerabzug), ein Kupferstick) mit der radierten