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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eripieren - Eriwan

Sohn zur Teilnahme am Epigonenzug bestimmt hatte. Sophokles behandelte den Stoff in einem verloren gegangenen Trauerspiel.

Eripieren (lat.), entreißen.

Eris, die griech. Göttin der Zwietracht, war nach Homer die Gefährtin und Schwester des Ares, nach Hesiod die Tochter der Nacht und die Mutter des Hungers, der Schmerzen, des Mordes, des Kampfes, der Lügen u.s.w. Wo sie erscheint, ist sie, nach Homer, anfangs klein, ragt ader bald mit ihrem Haupt bis zum Himmel empor. Am bekanntesten ist sie durch den Streit, den sie bei der Hochzeit des Peleus und der Thetis aus Rache, weil sie nicht eingeladen war, unter den Gottinnen um den Preis der Schönheit erregte, indem sie (nach spätern Dichtern) einen Apfel (daher die Bezeichnung Erisapfel) mit der Aufschrift "Der Schönsten" unter die Hochzeitsgäste warf. (S.Paris.) Ihr nachgebildet ist die bei Virgil und andern röm. Dichtern auftretende Discordia. Auf Vasenbildern erscheint sie als langbekleidete Frau, an den Schultern und Füßen geflügelt. - Vgl. Wieseler, Über E. (in den "Nachrichten der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen", 1885, S. 87 fg.).

Erisapfel, Gegenstand, der Zwietracht erzeugt, s. Eris.

Erismaturinae, Ruderenten, Unterfamilie der Enten, welche in einer Gattung und 6 Arten Amerika, Afrika, Australien und Kleinasien nebst Südosteuropa bewohnt. Sie haben einen etwas verlängerten Hals, die Nagelkuppe an der Schnabelspitze ist wenig entwickelt, die Flügel sind verkürzt, der aus 18 steifen, spitzen Federn gebildete Schwanz verlängert. Eine Art (Erismatura leucocephala Eyton) findet sich in Südungarn und auf der Balkanhalbinsel; sie ist 56 ein lang, von brauner Grundfarbe mit schwarzen Fleckchen, das Männchen mit weißem, das Weibchen mit braunem Kopf. Tauchen sehr geschickt.

Eristalis, Gattung der Schlammfliegen (s.d.), von kräftiger, bienenartiger Gestalt. Die Larven haben einen schwanzartig verlängerten Hinterleib, der am Ende die Atemöffnung trägt. Leben als sog. Rattenschwanzlarven in allerlei schmutzigem Wasser, Senkgruben u. s. w.

Eristik (grch.), Streitkunst, Disputierkunst; daher Eristiker, Philosopben, die dialektische Spitzfindigleiten, nicht in ernster, etwa logischer Adsicht, sondern um der Überlegenheit im Wortgefecht willen, aufsuchen. Vorzugsweise nannte man so die Vertreter dieser Richtung in der Megarischen Schule (s. d.), wie Eubulides und Diodorus Kronos.

Erith (spr. ihr-), Stadt in der engl. Grafschaft Kent, 25 km östlich von London, rechts an der Themse, am Fuße bewaldeter Hügel prächtig gelegen, hat (1891) 13411 E., viele Landhäuser Londoner Kaufleute, Klubhäuser und eine epheuumrankte Kirche mit Denkmälern aus dem 15. Jahrh.; Ziegelei, Fabrikation von Zeugen und künstlichem Dünger. In der Nähe Pulvermagazine.

Eritis sicut Deus, scientes bonum et malum (lat., "Ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist"), Citat aus 1 Mos. 3,5, von Goethe in der Schülerscene des "Faust" angewandt.

Eritrea, ital. Kolonie in Afrika, s. Erythräa.

Eriwan, Eriwanj. 1) Gouvernement des russ. Generalgouvernements Kaukasien im südl. Teil Transkaukasiens, grenzt im S. an die Türkei und Persien, im W. an das Gebiet Kars, im N. an das Gouvernement Tiflis, im NO. und O. an das Gouvernement Jelisawetpol, hat 27 830 qkm mit 667.464 E., d. i. 23,9 auf 1 qkm. Es ist ein Hochland, das ganz im Flußgebiet des Aras liegt; nur im N. geht der Bambak unmittelbar zur Kura. Im NO. liegt der Goktschasee (1393,2 qm). Im O. durchziehen zusammenhängende schmale, zum Kleinen Kaukasus gehörige Bergrücken das Land, an andern Stellen erbeben sich nur vereinzelte Berge, wie der Alagös, Ararat u.a., zu bedeutenden Höhen. Der vulkanische Ursprung ist deutlich erkennbar. Der Mineralreichtum ist groß, doch wird nur Steinsalz, früher auch Kupfererz, abgebaut. Überall finden sich Mineralquellen. Der Aras gehört auf 335 km dem Gouvernement an, bildet auf 180 km die Grenze desselben gegen Persien, ist aber weder schiff- noch flößbar. E. ist sehr waldarm. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt in Alexandropol (1548 m) 4,64°, in Aralysch (704 m) 9,1°C., auch fällt am erstern Ort fast dreimal soviel Regen als am andern.

Die Bevölkerung besteht aus Armeniern(54Proz.),

Tataren (40 Proz.), Kurden (5 Proz.), Russen (0,8

Pro>., meist Rastolniken), Ajssoren, Griechen, Ju-

den. Der Religion nach gehörten von 538710 E.

6468 der russ. Kirche (mit ihren Sekten), 288 950

der armenisch-gregorianischen, 4020 der armenisch-

katbolischen, 214 der katbolischen an; 203674 waren

schulische, 27 596 sunnitische Mohammedaner, 4 Pro-

testanten, 24 Israeliten, 7772 Ieziden. Das Haupt

der armenischen Kirche wohnt in Etschmiadzin. Die

Hauptbeschäftigung der Bewohner besteht in Acker-

bau und Viehzucht, darunter auch die Zucht von

Kamelen (17 000 Stück) sowie Maultieren und

Eseln. Der Ackerbau wird in den Flußthälern durch

Bewässerungskanäle gesördert. Es werden hier ge-

baut Weizen, Gerste, Mais, Luzerne, Hirse, ferner

Baumwolle (3 Mill. Pud jährlich), verschiedene Ol-

srüchte, Wein (60000 KI), Obst und Gemüse. Im

hochgelegenen Norden wiegt die Viehzucht vor, da-

bei besteht Flachsbau und Bienenzucht. Die Fischerei

ist stark am Goktschasee; Blutegel werden von alters

her in den Sümpfen und Kanälen gezüchtet und

nach Persien ausgeführt. Durch E. geht der Kara-

wanenweg von Tiflis einerfeits über E., Nachi-

tschewan, Ordubad nach Persien, andererseits über

Gemsetschemansk, Alerandropol nach Kars und

weiter in die Türkei. Der Handel liegt in den

Händen der Armenier und zum Teil der Tataren.

Das Gouvernement zerfällt in 7 Kreife: E., Aler-

andropol, Nowobajaset, Nachitschewan, Surmalin,

Scharuchodalages, Etschmiadzin.

2) Kreis im mittlern Teil des Gouvernements

E., links vom Aras (von der Mündung der Sanga

an bis zur Mündung des Tschanachtschan) bis

zum Goktschasee, im NO. gebirgig, im SW. eben

(Arasthal), hat 3031,8 cikm, 112 993 E. (54 Proz.

Tataren, 36 Proz. Armenier, 8^ Proz. Kurden),

gute Bewässerung, Weizen-, Mais-, Baumwoll-,

Obstbau und Viehzucht.

3) E., pers. Rewan, Hauptstadt des Gouverne-

ments und des Kreises E., 278 km südsüdöstlich

von Tislis, in 984 in Höhe, links von der Sanga, in

einem Kcsjel, besteht auc- 4 Stadtteilen, mit einer

! Festung südlich der Stadt auf einem Hügel, ist Sitz

^ eines Brigadestabs der Grenzwache und hat (1886)

l4 555 E., 1 russische, 6 armenisch-gregorianische

Kirchen, 5 Moscheen, 1 Progymnasium, 1 Mädchen-

institut, 1 armenisches Priestersenünar, viele Gär-