Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Eschel; Eschen; Eschenbach; Eschenburg

345

Eschel - Eschenburg

blüten, dessen Endknospe sich bereits entfaltet, 2 ein Blatt, 3 und 4 Zwitterblüten, 5 männliche Blüte, bloß aus zwei Staubgefäßen bestehend, 6 Fruchtknoten mit weggeschnittener Vorderwand, um die am Samenträger hängenden Samenknospen zu zeigen, 7 Querschnitt desselben, 8 Zweigspitze im Winter mit anhängenden Früchten, 9 geöffnete Frucht mit an dem Samenfaden hängenden Samen, 10 einen Teil des auseinandergelegten Samenlappens mit dem Keimling, 11 Querschnitt des Samens, 12 Keimpflanze.

Die südeurop. Eschenarten, so z. B. Fraxinus oxycarpa Willd., sind meist zu empfindlich für das deutsche Klima, dagegen vertragen mehrere nordamerik. Arten dasselbe gut, so namentlich die gemeine amerikanische oder Weißesche (Fraxinus americana L.), die Rotesche (Fraxinus pennsylvanica Marsh.) u. a. m., die vielfach in Gärten angebaut werden. Die meisten amerik. Arten haben nicht sitzende, sondern gestielte Blättchen. Von der gemeinen E. kennt man mancherlei Varietäten, so die einfachblätterige E. (Fraxinus monophylla Desf. oder simplicifolia Willd.), eine Spielart, die früher für eine eigene Art gehalten wurde, deren Blätter alle auf der Entwicklungsstufe der ersten Laubblätter verharren, also nicht gefiedert sind, sondern einfach eiförmig bleiben; die Hänge- oder Traueresche (var. pendula) mit herabhängenden Langtrieben und Ästen, die man vielfach zu Lauben verwendet; sie entsteht zuweilen von selbst aus Sämlingen und wird durch Pfropfen auf Stämme gewöhnlicher Form vervielfältigt; die Goldesche (var. aurea), deren Zweige rötlichgelbe Rinde besitzen; die krausblätterige E. (var. crispa) mit dunkelgrünen, am Rande gekräuselten Fiederblättchen.

Zur Gattung E. wird gewöhnlich auch die Blumenesche (Fraxinus ornus L.) gerechnet. Andere bilden aus den Blumeneschen eine besondere Gattung Ornus. Die meist zwitterigen Blüten dieser Gattung öffnen sich erst nach völliger Entfaltung der Blätter, stehen in endständigen, großen, aus Trugdolden zusammengesetzten Sträußen, die in den Endknospen sich entwickeln, haben kleine zwei- bis vierteilige Kelche und zwei bis vier lange schmale Blumenblätter. Im übrigen sind die hierher gehörigen, in Südeuropa, Asien und Nordamerika heimischen Arten denen der Gattung Fraxinus sehr ähnlich. Die häufigste Art ist die Blumen- oder Manna-Esche (Ornus europaea Pers.). Die Blätter bestehen nur aus drei bis fünf Paaren gegenständiger Fiederblättchen mit einem Endblättchen; die Knospen sind hell graubraun; die wohlriechenden Blüten haben vier weiße Blumenblätter. Der mit hell aschgrauer, etwas rauher Rinde bedeckte Baum wird selten bis 10 m hoch; er ist in fast ganz Südeuropa und im Orient heimisch, steigt in Südtirol bis etwa 800 m Meereshöhe, ist als mehr oder weniger krüppeliger Strauch häufig in den Steinmeeren der Karstgebiete Österreichs u. s. w. Die Blumenesche liefert zwischen Mitte Juni und Ende Juli an Stämmen und Zweigen durch selbstentstehende oder auch künstlich hervorgerufene Risse der Rinde einen zuckerreichen, sich selbst verdickenden Saft, der als Manna (s. d.) in den Handel kommt. Auch infolge der Stiche einer großen Cikade (Cicada orni L.) quillt dieser Saft aus. Die Blumenesche wird als Zierbaum häufig angepflanzt, ebenso einige gärtnerische Varietäten. Im Elsaß, z. B. um Straßburg, sieht man Alleen von Blumeneschen.

Eschel, die feinste Sorte der Smalte (s. d.).

Eschen, Eßchen oder Äschen (d. h. kleines As), hieß ein ehemaliges kleines deutsches Gewicht. Die kölnische Mark würde in 4352 E. geteilt, und das E. war = 53,725 mg = 9,923713 kölnische As = 1,117804 holländ. As. (S. As.)

Eschenbach. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Oberpfalz, hat (1890) 22650 (10916 männl., 11734 weibl.) E., darunter 1582 Evangelische; 53 Gemeinden mit 251 Ortschaften, darunter 5 Städte. - 2) Bezirksstadt im Bezirksamt E., 50 km im N. von Amberg, in 438 m Höhe, Sitz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Weiden) und Rentamtes, hat (1890) 953 E., Postexpedition, Telegraph, zwei kath. Kirchen und ein Bezirkskrankenhaus. - 3) Stadt im Bezirksamt Gunzenhausen des bayr. Reg.-Bez. Mittelfranken, die Heimat Wolframs von E., hat (1890) 939 kath. E., Postexpedition, Telegraph, eine kath. Pfarrkirche und seit 1861 ein Denkmal Wolframs.

Eschenbach, Ulrich von, deutscher Epiker, der am Hofe des Erzbischofs Friedrichs II. von Salzburg (gest. 1284) und Wenzels II. von Böhmen (gest. 1305) lebte, verfaßte, seinen Namensvetter und vielleicht Verwandten Wolfram von E. nachahmend, zwei Epen, in denen er die Lügen der Artusromane durch histor. Wahrheit verdrängen wollte; er wußte nicht, daß sein "Alexander", um 1284 besonders nach der "Alexandreis" des Walther von Chatillon gedichtet (hg. von Toischer in der "Bibliothek des Litterar. Vereins" in Stuttgart, Bd. 183), und sein "Wilhelm von Wenden", für den er um 1290 den "Guillaume d'Angleterre" des Chrétien von Troyes benutzte (hg. von Toischer, Prag 1876), nicht minder sagenhaft waren als jene Artusgedichte.

Eschenbach, Wolfram von, s. Wolfram von Eschenbach.

Eschenburg, Joh. Joachim, Literarhistoriker, geb. 7. Dez. 1743 zu Hamburg, studierte in Leipzig und Göttingen Theologie und Philosophie, kam 1767 nach Braunschweig und erhielt dort 1768 eine Professur am Carolinum, befreundete sich mit Lessing innig (vgl. E.s Briefwechsel mit ihm in Hempels "Lessing-Ausgabe", Bd. 20), wurde 1786 zum Hofrat ernannt und starb als Mitdirektor des Carolinums 29. Febr. 1820. Deutschland verdankt seinen Übersetzungen die Bekanntschaft mit den vorzüglichsten engl. Schriftstellern im Gebiete der Ästhetik, wie z. B. Browns, Webbs, Burneys, Priestleys und Hurds; ferner gab er die erste vollständige Übertragung von Shakespeares "Schauspielen" (13 Bde., Zür. 1775-82). Sehr nützlich waren seine wissenschaftlich nicht selbständigen, aber höchst übersichtlichen und gelehrten Handbücher, so der "Entwurf einer Theorie und Litteratur der schönen Wissenschaften" (Berl. 1733, 5. Aufl., von Pinder, ebd. 1836) mit der "Beispielsammlung zur Theorie und Litteratur der schönen Wissenschaften" (8 Bde., ebd. 1788-95), sein "Lehrbuch der Wissenschaftskunde" (ebd. 1792; 7. Aufl. 1825), das "Handbuch der klassischen Litteratur" (ebd. 1783; 8. Aufl., von Lütke, ebd. 1837). Mit seinen "Denkmälern altdeutscher Dichtkunst" (Brem. 1799) und seiner Ausgabe von Boners "Edelstein" (Berl. 1810) war er einer der ersten, welche Dichtungen des Mittelalters neu bekannt machten; auch den Werken neuerer deutscher Dichter, wie Zachariä, Ebert, Hagedorn, Schiebeler und einzelnen Schriften Lessings wandte er seine Herausgebersorgfalt zu. Seine lyrischen, epischen und dramat.