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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Et hoc meminisse juvabit - Etienne

Völker), Bleek (für Afrika, Australien und Polynesien), Brasseur de Bourbourg (für amerik. Völker), Budentz (für finn. Völker), Buschmann (für amerik. Völker), Büttner (für Bantu), Caldwell (für dekan. Völker), Castrén (für die ural-altaischen Völker im allgemeinen), Cristaller (für Neger), R. N. Cust (für ind. und afrik. Völker), von der Gabelentz (für die melanes. Völker), Gatschet (für amerik. Völker), Th. Hahn (für die Hottentotten), Hale (für Australien, Polynesien und westl. Nordamerika), Hollander (für die Malaien), W. von Humboldt (für die Basken und malaiischen Völker), Hunfalvy (für finn. Völker), Junghuhn (für die Malaien), Kern (für die Malaio-Polynesier), Kölle (für Afrika), Lepsius (für afrik. Völker), Miklosich (für die Zigeuner), Mitterrutzner (für afrik. Völker), Fr. Müller (für mehrere asiat. und afrik. Völker), Pimentel (für amerik. Völker), Phillips (für die Basken), Radloff (für die tatar. Völker), Reinisch (für afrik. Völker), Riedel und Roorda (für die Malaien), Schafarik (für die slaw. Völker), Schiefner (für die finn.-tatar. und kaukas. Völker), Schott (für die ural-altaischen Völker), F. Spiegel (für die iran. Völker), Steinthal (für mehrere asiat. und afrik. Völker), von den Steinen (für Südamerikaner), van der Tuuk (für die Malaien), Vambéry (für Turkvölker), Zeuß (für die Völker Europas überhaupt). Nebstdem enthalten die Werke der Sprach- und Altertumsforscher Ewald, Gesenius, Lassen, Movers, Muir, Nöldeke, Renan reiches Material namentlich für die Kulturvölker der Indogermanen und Semiten, während die reichsten Sammlungen von Einzelstudien, Wörterverzeichnisse u. s. w. jetzt wie früher von den Missionaren ausgehen. Aus neuester Zeit ist F. Müllers "Grundriß der Sprachwissenschaft" (Bd. 1-4, Wien 1876-88) zu erwähnen.

Die beschreibende Ethnographie hat besonders durch die seit Cook immer mehr planmäßig angestellten Sammlungen von Geräten, Waffen u. s. w. fremder Völker, durch die urgeschichtlichen Forschungen und die Arbeiten wissenschaftlich gebildeter Reisender und Missionare einen ungeahnten Aufschwung genommen. Man beginnt die Untersuchungen auf diesem Gebiet viel systematischer zu führen, als in frühern Zeiten, und pflegt selbst bei rein praktischen Unternehmungen (Kriegs- und Handelsexpeditionen) diesem Gebiet des Wissens sein Augenmerk zuzuwenden. Treffliche Leistungen auf dem Gebiet der beschreibenden Ethnographie sind die "Artes africanae" von Schweinfurth (Lpz. 1875), der Katalog des Museums Godeffroy in Hamburg von Schmeltz, die großen Museumswerke von Bastian, Kubary, A. B. Meyer, die Bändereihe der amtlichen Berichte des Bureau of Ethnography zu Washington u. a. Die größten zusammenfassenden Arbeiten sind die von Waitz und Gerland ("Anthropologie der Naturvölker", 6 Bde., Lpz. 1859-65) für die Völker Afrikas, Amerikas und Australiens, die teilweise reich illustrierten Werke von Peschel, Ratzel, Platz, Tylor, Wood, Quatrefages.

Die systematische Ethnographie, die auf den Ergebnissen der linguistischen und beschreibenden Ethnographie fußt, erstrebt eine wissenschaftlich begründete Einteilung der Menschenrassen (s. d.). Daß der Sinn für ethnogr. Probleme auch in weitern Kreisen immer reger wird, beweisen die anthropol.-ethnogr. Gesellschaften, die in neuester Zeit in den größern Städten fast aller Kulturvölker sich gebildet haben; sie geben meist periodische Berichte und Mitteilungen heraus, die das wertvollste Material für den Bearbeiter dieser Wissenschaft enthalten. (S. Anthropologie.) Ebenso hat man auch in neuester Zeit in mehrern Städten Sammlungen (Ethnographische Museen, auch Museen für Völkerkunde genannt) angelegt, welche den Zweck verfolgen, das Interesse für Ethnographie in weitern Kreisen anzuregen und das äußere Leben der verschiedenen Völker zu veranschaulichen. Eins der bedeutendsten Institute dieser Art ist das Museum für Völkerkunde in Berlin.

Et hoc meminisse juvabit, s. Forsan et haec olim meminisse juvabit.

Etholŏgie (grch.), Schilderung des Charakters einer Person, der Sitten und Gebräuche eines Volks.

Ethos (grch.), s. Pathos.

Etienne (spr. etĭénn), Buchdrucker, s. Stephanus.

Etienne (spr. etĭénn), Charles Guillaume, französischer dramat. Dichter und Journalist, geb. 6. Jan. 1778 zu Chamouilley (Haute-Marne), besuchte das Gymnasium zu Bar-le-Duc und ging 1796 nach Paris, wo er mit der einaktigen Oper "Le Rêve" (1799) auftrat, die ziemlichen Erfolg hatte. Dann erschienen eine große Anzahl Theaterstücke, darunter "Brueys et Palaprat" (1807), ein sehr gelungenes Lustspiel. Im Lager zu Brügge verfaßte er die Posse "Une matinée du camp ou les petits bateaux". Ein anderes Stück: "Une journée au camp de Bruges" (1804), empfahl ihn dem Herzog von Bassano, der E. als Privatsekretär in seinen Dienst nahm. Als solcher begleitete E. den Herzog nach Deutschland und Polen. Nach seiner Rückkehr ward er 1810 zum Censor des "Journal de l’Empire" und zum Chef des Preßdepartements ernannt. 1810 fand die erste Aufführung seines besten Stücks: "Les deux gendres", statt, und noch im selben Jahre wurde er in die franz. Akademie aufgenommen. Nach der Rückkehr der Bourbonen wurde E. seiner Ämter entsetzt; während der Hundert Tage begrüßte E. den Kaiser im Namen des Instituts und wurde wieder mit der Leitung des «Journal des Débats» (des ehemaligen "Journal de l’Empire") beauftragt. Unter der zweiten Restauration ward E. aus der Akademie ausgeschlossen, in die er erst 1829 wieder eintrat. Er war mehrmals Mitglied der Deputiertenkammer; 1830 unterzeichnete er die Adresse der 221; unter der Juliregierung ward er Mitglied der Pairskammer. Er starb 13. März 1845 zu Paris. E. schrieb auch mehrere polit. Flugschriften und gab in Gemeinschaft mit Martainville eine "Histoire du théâtre français depuis le commencement de la Révolution jusqu’à la réunion générale" (4 Bde., Par. 1802) heraus. Seine sämtlichen Werke veröffentlichte A. François (5 Bde., Par. 1846-53). - Vgl. Sainte-Beuve, Causeries du lundi, Bd. 4 (1859); Léon Thiessé, E., essai biographique et littéraire (Par. 1853).

Etienne (spr. etĭénn), Michael, Publizist, geb. 21. Sept. 1827 zu Wien, war frühzeitig litterarisch thätig und kam 1849 wegen Preßvergehen ins Gefängnis. 1850 entzog er sich durch die Flucht weitern Verfolgungen, lebte bis 1855 in Paris als Korrespondent deutscher Blätter, eine Zeit lang auch als Mitarbeiter an der "Correspondance Havas", und wurde wegen seiner Opposition gegen den Staatsstreich zugleich mit Moritz Hartmann in Mazas in Haft gehalten. In Wien, wohin er 1855 zurückkehrte, trat E. an die Spitze des Journals "Donau",