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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eulenberg - Eulenburg (Albert)
Schmetterlinge haben einen dichtbehaarten, runden
Kopf, große Augen und Schnurren, fadenförmige
Fühlhörner, keilförmige Vorderflügel, kurzen, meist
zugespitzten Hinterleib; sie setzen sich zum Saugen
und halten dabei die Flügel horizontal über dem Leibe.
Die Raupen, von denen manche zu den sehr schäd-
lichen gehören, bilden drei Gruppen. Die einen, mit
acht Fußpaaren, bilden durch ihre meist dichte Be-
haarung den Übergang zu den Spinnern. Sie sitzen
tagsüber frei auf den Futterpflanzen. Die der zweiten
Gruppe, der typischen E., haben ebenfalls acht Fuß-
paare, sind aber kahl, oft fchön gefärbt, während
die Schmetterlinge meist düstere Farben haben; fie
schlüpfen meist bei Tage in die Erde und fressen
nachts. Die Raupen der dritten Gruppe bilden,
durch die mangelnde Ausbildung von einem oder
zwei Fußpaaren, den Übergang zu den Spannern.
Die Puppen sind glatt, mit langer Rüsselscheide,
selten in einem Gewebe eingeschlossen. Es gehören
dahin: die Gemüse- oder Latticheule (lolia.
ol6i'acLH ^.), die gelbbraune Raupe auf Kohl, Lat-
tich, Mangold; der Herzwurm oder die Kohl-
eule (?o1ia dra88ica6 2^.) in den Kohllöpfen; die
Graseule (^31-0^3 Framiui8 ^.), Verwüsterin der
Wiesen im Norden; die Saat eule (^rotig 86^6-
turn /?/.), die sich tags in der Erde birgt und nachts
die Wintersaat zerstört; das Ipsilon (?1u8ia
ßamniH ^.) auf Klee, Zuckererbfen; die Kiefern-
eule slraclika, pini^Lläa. ^cln^e?', s. Tafel: Schäd-
liche Forstinfekten II, Fig. 3), eine arge
Waldverwüsterin; die Rittersporneule ((Hg.-
lieiea. äslpdinii ^)., s. Tafel: Schmetterlinge II,
Fig. 3), eine der schönsten und seltensten deutschen
Arten; die im Herbst fliegende Xantkia tulva^o ^
(Fig.8); die gelbeBandeule oderHausmutter
(^FrotjZ Hmdria ^., Fig. 16), deren fette Raupe
im Frühjahr nächtlich an Primeln und andern nie-
dern Pflanzen frißt; (^tep^ia a,1cli6ini8ta. Oc/tseM.
(Fig. 20), deren Raupe gleichfalls nächtlich ist und
sich von Wicken nährt; ^LpiäßH c6i8ia /Mbn.
(Fig. 28) und die in Deutschland weit verbreitete
Gattung Ordensband (s. d.), darunter das rote
Ordensband ((^tocala pi-0ini883. /^., Fig. 31).
Gulenberg, Hermann, Mediziner, geb. 20. Juli
1814 zu Mülheim a. Rh., studierte von 1832 bis 1834
ztt MlM Medizin und siedelte dann nach Berlin über,
wo er unter Schwanns Leitung die Dissertation
"1)6 r6la 6ia8tica" (Berl. 1836) als erste monogr.
Arbeit über das elastische Gewebe veröffentlichte.
Er ließ sich nach längern Reisen als praktischer Arzt
in Lennep nieder, wurde 1846 Kreisphysikus in Bonn
und habilitierte sich daselbst als Privatdocent für ge-
richtliche Medizin und Arzneimittellehre. 1850 wurde
er Medizinalrat des Medizinalkollegiums und Kreis-
physikus zu Koblenz, begründete hier mit Erlen-
mcyer in Bendorf das "Korrespondenzblatt der
deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und gerichtliche
Medizin" und beschäftigte sich eingehend mit der
endemischen Verbreitung des Kropfes und Kretinis-
mus in dem Kreise Koblenz, worüber er mit Mar-
fels "Beiträge zur pathol. Anatomie des Kretinis-
mus" (Wetzlar 1857) veröffentlichte. 1860 wurde
E. als Regierungs- und Medizinalrat nach Köln
versetzt und bearbeitete hier seine "Lehre von den
schädlichen und giftigen Gasen" (Braunschw. 1865).
1870 als Geh. Medizinalrat und vortragender Rat
in das Kultusministerium berufen, wurde er 1871
Mitglied der wissenschaftlichen Deputation und 1874
Geh. Obcrmedizinalrat. Seit 1887 lebt er nach
seinem Austritt aus dem Kultusministerium zu
Vonn. E. schrieb noch: "Das Medizinalwesen in
Preußen" (Berl. 1874), ein "Handbuch der Gewerbe-
hygieine" (ebd. 1876), und im Verein mit Fach-
männern ein "Handbuch des öffentlichen Gesund-
heitswesens" (2 Bde., ebd. 1881 - 82), "Schul-
gesundheitslehre" (mit Bach, ebd. 1891); auch redi-
gierte er von 1870 bis 1890 die von Casper be-
gründete "Vierteljahrsschrift für gerichtliche Medizin
und öffentliches Sanitätswesen".
Gulenburg, preuß. Grafenfamilie, die ihren Ur-
sprung von den dynastischen Burggrafen vonWettin
ableitet, vondenen einZweig um 1170Schloß, Stadt
und Herrschaft Eilenburg erwarb. Während sich eine
Linie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrh, in Böh-
men seßhaft machte, aber schon 1538 im Manns-
stamme erlosch, fand die erste Ansiedelung des Ge-
schlechts im deutschen Ordenslande Preußen erst
vorübergehend zu Anfang des 15. Jahrh., dauernd
aber nach der Beendigung des Vundeskrieges (1454
-66) statt. Von den Mitgliedern dieses Zweiges
wurde Ernst Christoph, Freiherr zu E., 19. Sept.
1786 mit allen seinen Nachkommen von König
Friedrich Wilhelm II. in den prcuß. Grafenstand er-
hoben und ist der Stammvater aller jetzt lebenden E.
Von seinen fünf Söhnen begründeten B 0 th 0 Wil-
helm (geb. 1778) aufLeuneburg-Prassen, Wenzel
Heinrich (geb. 1779) auf Wicken, Alexander
Ernst (geb. 1781) auf Gallingen und Friedrich
Leopold (geb. 1787) auf Perkniken die noch jetzt
blühenden vier Zweige des grast. Hauses zu E. Die
Häupter derselben sind zur Zeit: 1) Graf Richard
zu E., geb. 12. Jan. 1838, Majoratsherr auf Leune-
burg-Prassen, Obermarschall und Vorsitzender des
ostpreuß. Provinziallandtags, erbliches Mitglied
des preuß. Herrenhauses; 2) Graf Botho zu E.
(s. d.), geb. 31. Juli 1831, Präsident des preuß.
Staatsministeriums und Minister des Innern;
3) Graf Arthur zu E., geb. 14. Jan. 1853, Be-
sitzer der gallingischenLehngi'lter; 4) Graf Philipp
zu E. (f. 0.), geb. 12. Febr. 1847, deutscher Bot-
schafter in Wien, das Haupt des Liebenberger
Hauses. Außerdem sind Botho Heinrich (s. d.)
und Friedri ch Albrecht, Graf zu E. (s. d.), hervor-
zuheben. - Vgl. von Mnlverstedt, Urkundensamm-
lung zur Geschichte und Genealogie der Grafen zu
E. (2 Bde., Magdeb. 1877-79).
Gulenburg, Albert, Arzt, geb. 10. Aug. 1840 zu
Berlin als Sohn des um die Einführung der fchwed.
Heilgymnastik verdienten Arztes und Orthopäden
M. E., studierte seit 1857 in Berlin und Bonn
Medizin, wurde 1863 Assistent am Universitäts-
trankenhause zu Greifswald und verfaßte hier die
(1864) von der Hufelandfchen Gesellschaft in Berlin
prämiierte Preisschrift: "Die hypodermatische In-
jektion der Arzneimittel" (Berl. 1865; 3. Aufl. 1875).
Seit 1866 in Berlin als Privatdocent für Nerven-
krankheiten und Elektrotherapie habilitiert, wirkte
E. als Assistenzarzt der mediz. Universitätspoliklinik
und bearbeitete auf Griesingers Anregung in Ver-
bindung mit P. Guttmann die "Pathologie des
Sympathicus" (Berl. 1873), sowie ein treffliches in
mehrere Sprachen übersetztes "Lehrbuch der Nerven-
krankheiten" (ebd. 1871; zweite, sehr erweiterte Auf-
lage 1878). An den Feldzügen von 1866 und 1870
nahm E. als Militärarzt thätigen Anteil und folgte
1874 einem Ruf als ord. Professor der Arzneimittel-
lehre und Direktor des Pharmakologischen Instituts
zu Greifswald, kehrte jedoch 1882 wieder nach Ber-