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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Eukolit; Eukrasie; Eukrate; Eukrit; Eulabes; Eule; Eule (Hohe); Eulen; Eulen (Nachtschmetterlinge)

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Eukolit – Eulen

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Euklides'

begann um 300 v.Chr. unter Ptolemäus Soter in Alexandria Mathematik öffentlich zu lehren. Er hat die damals bekannte reine Mathematik in seinen «Elementen» (Stoicheia) wissenschaftlich zusammengestellt, welche allen ähnlichen Werken bis auf unsere Zeit zum Vorbild gedient haben. Auch durch eigene Untersuchungen (Data, Porismata) hat er die Grenzen der Mathematik erweitert, wie man besonders aus Pappus' (s. d.) Sammlung ersieht. Ausgaben seiner sämtlichen Werke besorgten Gregory (Oxf. 1703), Peyrard (3 Bde., Par. 1814–18) und Heiberg und Menge (5 Bde., Lpz. 1883–88). Die älteste griech. Ausgabe seiner «Stoicheia», die auf einer im 4. Jahrh. n.Chr. veranstalteten Revision beruhte, erschien (1533) zu Basel, dieselbe gab heraus August (2 Bde., Berl. 1826–29); ins Deutsche wurden sie übersetzt von Lorenz (Halle 1781; zuletzt hg. von Hartwig, ebd. 1860), die «Dedomena» oder «Data» von Wurm (Berl. 1825). Die vielleicht nicht unmittelbar von ihm herrührenden «Anfangsgründe der Musik» (Rudimenta musices) gab Pena (Par. 1557) heraus. – Vgl. Cantor, E. und sein Jahrhundert (Lpz. 1867); Heiberg, Litterargeschichtliche Studien über E. (ebd. 1882).

Eukolīt, Mineral, s. Eudialyt.

Eukrasie (grch.), eigentlich «gute Mischung» der Körpersäfte (im Gegensatz zur Dyskrasie); dann glückliches Temperament.

Eukráte, der 247. Planetoid.

Eukrīt, ein von G. Rose benanntes Eruptivgestein, das aus einem krystallinisch-körnigen Gemenge von Anorthit und Augit besteht, denen sich accessorisch Olivin, Hornblende, Epidot und Kupferkies zugesellen können. Man kennt ältere und jüngere E. Erstere, die zu den Diabasen gehören, durchsetzen z.B. den Kohlenkalk von Carlingford in Irland, letztere die Schichten der untern Kreide bei Neutitschein in Mähren gangförmig, bilden aber auch, so auf Island, echte basaltische Lavaströme. Es ist bedeutungsvoll, daß gewisse Meteorsteine (so diejenigen von Stannern in Mähren, von Juvenas im Depart. Ardèche u.a.) die nämliche mineralische Zusammensetzung zeigen wie die E.

Eulăbes, Atzel oder Beos, s. Stare.

Eule, Hohe, Gipfel des Eulengebirges (s. d.).

Eule, czech. Jílové, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Königliche Weinberge in Böhmen, östlich vom Einflusse der Sazawa in die Moldau, eine der ältesten Bergstädte von Böhmen, deren Bergbau auf Gold unter Kaiser Karl IV. eine jährliche Ausbeute von 1500000 Dukaten lieferte, hat (1890) 1549, als Gemeinde 2611 czech. E., Post, Telegraph, Bezirksgericht (273,19 qkm, 31 Gemeinden, 91 Ortschaften, 20075 czech. E.) und ein altertümliches Rathaus. Nach der Zerstörung der Stadt durch die Hussiten wurde der Bergbau erst wieder unter der Kaiserin Maria Theresia in vollem Umfange aufgenommen. 1886 erzeugte die Euler Gewerkschaft 8 t Golderze und aus den goldhaltigen Pyriten 0,050 kg Gold.

Eulen (Strigidae), eine Familie der Raubvögel, die durch die infolge der nächtlichen Lebensweise erworbenen Eigenschaften deutlich gekennzeichnet und von den Neuern in mehrere Gattungen zersplittert ist. Die E. sind für die Zwecke der nächtlichen Jagd organisiert, denn ihr seidenartiges Gefieder gestattet einen geräuschlosen Flug. Ihr Kopf ist groß und rund, die Augen sehr groß und nahe zusammengerückt, der Schnabel sehr kurz und scharf, von der Wurzel ↔ an gekrümmt und fast ganz zwischen den Federn versteckt, die Fänge bis an die Zehen befiedert und mit sehr scharfen Krallen bewaffnet. Ihr Ohr fängt das geringste Geräusch auf, indem bei den meisten eine Art Ohrmuschel durch eine vor den Ohröffnungen vorspringende, mit einem Kranz steifer Federn besetzte Hautfalte gebildet wird, und der Bau ihres Auges macht scharfes Sehen im Dunkeln möglich. Nicht alle sind völlige Nachttiere; in Südamerika wie im Norden kennt man mehrere am Tage umherfliegende. Jedoch gleichen sich alle in Beziehung auf ihre Ernährungsweise als Raubvögel, indem sie nur frisch getötete Tiere zur Nahrung wählen. Die stärkern (bei uns nur der Uhu) verzehren Säugetiere bis zur Größe eines Hasen oder Vögel, die schwächern leben von Mäusen, Maulwürfen, Reptilien, Fischen und Insekten. Ein Eulenpaar vertilgt, zumal wenn es Junge hat, mehr Mäuse als 10 Katzen zusammen. Die unverdaulichen Reste der Nahrung werden als sog. Gewölle ausgeworfen. Die Färbung aller ist düster, aber feine Zeichnungen schmücken dennoch ihr Gefieder; die arktische Schneeeule, der Harfang (Nictea nivea Gray, s. Tafel: Eulen, Fig. 1), ist im Alter rein weiß, jung graubraun gebändert. Die E. sind in zahlreichen Arten über die ganze Erde verbreitet. Dem Volke sind sie von jeher unheimlich erschienen, teils infolge ihres ungeselligen nächtlichen Lebens, teils wegen ihres klagenden Geschreies und des wunderlichen Ansehens ihres Kopfes und Auges, teils endlich wegen ihrer Lichtscheu und ihres sonderbaren Betragens bei Tage. Insbesondere wird das Käuzchen oder der Steinkauz (Athene noctua Scop.) sogar für einen Vorboten des Todes gehalten. Die Alten fanden in ihnen den Ausdruck des Ernstes und Denkens, und daher war die südeurop. Zwergohreule (Asio scops L., Fig. 3) der Minerva geheiligt. Mehrere Arten lassen sich leicht zähmen, sind aber unangenehme Gesellschafter. Die E. sind allen andern Vögeln verhaßt und werden geneckt, wo sie sich bei Tage sehen lassen. Diesen Umstand benutzt der Vogelfänger, der zwischen seine Leimruten den Waldkauz setzt, während der Jäger auf der Krähenhütte den Uhu gebraucht. Deutschland besitzt 9 Arten, von welchen der Uhu (Bubo maximus Sibb., Fig. 4) die größte, die gemeine Schleiereule (Strix flammea L., Fig. 2) aber die schönste und gemeinste ist. Man unterscheidet drei Hauptgruppen: die Ohreulen (Buboninae) mit Federbüscheln an den Ohren, wozu der Uhu, die Waldohreule (Asio otus, Otus vulgaris, Fig. 6) und Zwergohreule gehören; die Käuze (Ululinae) ohne Ohrbüschel, mit mehr oder minder vollständigem Schleier, wozu der Waldkauz (Syrnium aluco Boie, Fig. 5), die Schneeeule, der Steinkauz, die Sperlingseule (Athene passerina L.), die amerik. Prairieeule (Speotyto cunicularia Mol.) gerechnet werden; die Schleiereulen (Striginae) ohne Ohrbüschel, mit vollständig geschlossenem Schleier und dunkelbraunen bis schwarzen Augen, deren bekannter Vertreter die gemeine Schleiereule ist. Alle E. legen rein weiße Eier und nisten entweder in alten Krähennestern oder in Baum- und Felsenhöhlen. Die zoolog. Gärten beherbergen in der Regel die genannten Arten, die mit Mäusen und Ratten oder mit Pferdefleisch, das mit Haaren vermengt ist, gefüttert werden und dabei meist lange Jahre aushalten.

Eulen (Noctuidae), eine Familie von Nachtschmetterlingen mit über 2500 Arten, wovon allein auf Europa etwa 1000 kommen. Diese

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 410.