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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Exerzierregiement - Exhaustor
Exerzierreglement, dic bindende Vorschrift
für alle militär. (fxerzicrübungcn. Das E. regelt alle
Formen, Bewegungen und Konnnandos von der
Ausbildung des einzelnen Mannes bis zum Erer-
zieren der größten Truppenverbände einer Waffe
(Brigaden) und ist für die notwendige Gleichmäßig'
kcit m der Ausbildung der Truppen unbedingt er-
forderlich. Die Verfasser früherer Reglements mach-
ten aber den Fehler, daß sie, da das Reglement alle
für die Gefechtsthätigkeit nötigen Formen ent-
hielt, auch die Gefechtsthätigkeit selbst in
bindende Formen einzwängen und schcmatisch regle-
mentarisieren wollten. Bei allem Scharfsinn und
selbst bei Zugrundelegung an und für sich ricktiger
Grundsätze mußten diese rcglcmentarischcn Bestim-
mungen für das Gefecht immer mehr und mehr zu
einem Zerrbild werden, dessen Befolgung in Wirk-
lichkeit mitunter geradezu unmöglich war.
Die neuern Reglements zerfallen meist in zwei
wesentlich verschiedene Teile, von denen der erste
unbedingt bindende Vorschristen für die Formen,
der zweite allgemeine Gesichtspunkte und Finger-
zeige für dic Gefechts thätig keit enthält. Linde-
rungen reglementarischer Vorschriften über Ele-
mentarformen haben stets das Bedenkliche, daß
die zahlreichen Jahrgänge des Veurlaubtenstandcs
entweder zum Zwecke der Umschulung einberufen
werden müssen oder von den Neuerungen nichts
erfahren; ersteres hat erhebliche Schwierigkeiten, letz-
teres ist unter Umständen gefährlich. Die Deutsche
Armee hat E. für die Infanterie (vom 1. Sept. 1888);
dasselbe gilt seit 21. Nov. 1889 auch für Pioniere
und Eisenbahntruppen; für dic Kavallerie (10. April
1886; ein neu entworfenes wird feit 1893 vorläufig
erst praktisch erprobt), für die Feldartillcrie (27. Juni
1892), für die Fußartillerie (10. Dez. 1891), für den
Tram (10. April 1890). (S. Fcchtart.)
Gxesion (lat.), dic oberflächliche Zerstörung von
Organen, besonders von Knochen, durch geschwürigc
Nx bst (lat.), es ist aus. sProzest'e.
Gxeter^ Hauptort der cngl. Grafschaft Devon,
Municipalstadt, Parlamentsborough und Bischofs-
sitz (seit der angelsächs. Zeit), an dem schiffbaren
Exe, 15 km oberhalb seiner Mündung in den Kanal,
in fruchtbarer Gegend gelegen und früher stark
befestigt', hat (1891) 37580 E., im ältern Teile
enge Straßen, aber in den Vorstädten Northernhay,
Southernhay, Pennsylvania u. s. w. schöne Bauten,
wie den bischöfl. Palast, das Denkmal Lord Iddcs-
leighs, das Schullehrerseminar und die Guildhall,
sowie schöne Plätze. Das bemerkenswerteste Gebäude
ist die schon 1050 gegründete, mit Ausnahme de5
voman. Querschisfs und der Türme jedoch erst 1280-
l370 im normann.-got. Stil erbaute Kathedrale,
124 m lang, 23 m breit, mit zwei 50 m hohen Tür-
men, mehrern Kapellen, schönen Fenstern, einer merk-
würdigen Uhr (14. Jahrh.), einem prachtvollen
bischöfl. Thron von 1470, einer der berühmtesten
Orgeln Englands, wertvoller Bibliothek (im spätgot.
Chapterhouse), vielen ausgezeichneten Denkmälern
von Bischöfen und einer Minstrels-Galery im nördl.
Schiff mit musizierenden Engeln in Nischen. Außer-
dem besitzt E. zahlreiche andere Kirchen und Kapellen,
einen Gerichtshof neben dem Eingänge der alten
Burgruine Rougemont, Markthallen, Theat3r,Zucht-
und Besserungshaus, eine Irren-, Taubstummen-
und Blindenanstalt. Dem Unterricht dienen: ein
bischöst. Seminar, Lateinschule, Handwcrkeranstalt,
Polytechnische Gesellschaft und eine Gesellschaft zur
Vrockhaus' Konvcrsations-Lcxilon.. 1-t. Aufl. VI.
Förderung der Künste, mit Bibliothek und Museum.
Im vorigen Jahrhundert war E. Hauptsitz der
Wollmanufaktur, jetzt ist neben Fabrikation von
Handschuhen, landwirtschaftlichen Maschinen und
Spitzen (Ilouiwu 1ac6) der Handel wichtig zumal
in der Einfuhr. Schiffe von 150 t gelangen bis zur
Stadt. Dem Verkehr dienen Trambahnen nach den
Vorstädten und drei Eisenbahnlinien. - E., das
I^cli Dninnonioruin der Nömcr, das Caer-Isk der
Briten, das Exanceaster dcr Angelsachsen, heißt
mittellat. i^xomN. Wilhelm der Eroberer erstürmte
E. 1085 und baute die Feste Rougemont; später
batte die ^tadt viele Belagerungen zu ertragen. -
Vgl. Freeman, ^ivintecwrai Inlttoi'x ol 1^. (^tk6-
cIi-^1 lncue Ausg., Lond. 1889); ders., Ereter (in
den "Niktoi'il'ui '1^vu3", 1887).
Exeter, Ort im County Rockingham in der Süd-
ostecke des nordamerik. Staates New-Hampshire, am
Erctcrfluß, hat (1889) etwa 3700 E., die 1781 ge-
gründete 1'Iii11i'p3 ^Ckllom^ und das NobinLon
i^0m^0 80ininai')'. Der Ort wurde 1638 gegründet
und hatte während derIndianerkriege (1690-1710)
viel zu leiden.
Exeter-Hall (fpr. hahl), Partei der Anglika-
nifchen Kirche (f. d., Bd. 1, S.627d).
üxeunt (lat.), sie gehen, treten ab (in Schau-
spielen zur Bezeichnung des Weggangs von Perso-
nen von der Bühne); exsnut oinn68, alle ab!
Nxlestuoatio, s. Nik68wcatio.
üx tianilnis orior (lat.), "aus den Flammen
gehe ich hervor", Wahlspruch des hohenloheschen
Phönirordens (s. d.).
Gxfoliieren llat.), sich abblättern, abschiefern;
Ezfoliation, Abblätterung, Abschieferung der
Knochen; exfoliativ, sich abblätternd, schieferig
ablösend.
Exhalieren (lat.), aushauchen, ausduften; da-
von das Hauptwort Erhalation.
Gxhaurieren (lat.), aus-, erschöpfen; Ez hau-
st ion, Erschöpfung, Ermüdung.
Exhaustor (lat.) oder Saugventilator, Bc-
zeicknung für eine Vorrichtung, welche dazu bestimmt
ist Gase und Dämpfe aus gewissen Teilen von Ap-
paraten durch ansaugende Wirkung zu entfernen
und sie in andere Teile der Apparate überzuführen,
um dadurch in erstern einer fchädlichen Ansamm-
lung und Spannung derselben vorzubeugen. Sie
finden vorzugsweise Anwendung in der Gasfabri-
kation und in der Tcerschwelerei der Paraffinfabri-
ken. Hier wie dort handelt es sich darum, die in
den Netorten gebildeten Dämpfe und Gase so rasch
wie möglich aus den heißen Retorten zu entfernen,
weil sonst Zerfetzungen eintreten würden, durch
welche die Leuchtkraft des Gases und der Wert deö
Teers veringert werden würde. Ilm dies zu erreichen,
schaltet man einen E. ein, der die Dämpse und Gase
in dem Maße, wie sie gebildet werden, aus den Re-
torten absaugt und sie den wcitern Rcinigungsappa-
raten und Gasbehältern oder den Kondensatoren
zuführt. Man unterscheidet im wesentlichen vier
Systeme von E., nämlich Glocke nexhaustoren,
bei denen die Bewegung des Gases durch in Wasser
auf und ab bewegte cylindrische Behälter bewirkt
wird, die bei ieder Aufwärtsbewegung das Gas
durch Ventile anfangen und bei jeder Abwärtsbe-
wegung es durch andere Ventile unter Druck vor-
wärts treiben; diese Form findet kaum mehr Ver-
wendung. Ferner Centrifugalexhaustoren,
bei denen die Gase und Dämpfe durch dic mittels
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