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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Exenterieren - Exerziermeister

gelöffelt und der stehen gelassene becherförmige Rest der letztern durch Nähte Zu einer Kugel geschlossen wird, die nach geschehener Verheilung sich vorzüglich zum Auffetzen eines künstlichen Auges eignet.

Exenterieren (lat.), die Eingeweide herausnehmen, ausweiden; Exenteration oder Exenterismus, das Herausnehmen der Eingeweide, s. Embryotomie.

Exequatur (lat., "er vollziehe!"), die von einer Regierung dem Konsul (s. d.) einer fremden Macht erteilte Erlaubnis zur Ausübung seiner Funktionen.

Exeque, ein Getreidemaß in den portug. Besitzungen in Niederguinea, geteilt in 4 Cazungueles und an Inhalt ungefähr der Fanga von Lissabon (55,563 l) gleich.

Exequialmesse, s. Exequien.

Exequien (lat. exsequiae), bei den Römern die feierliche Leichenbegleitung und überhaupt die Bestattungsceremonien (s. Bestattung der Toten); in der kath. Kirche die Messen (Exequialmessen) für einen Verstorbenen, die am Tage der Beerdigung und häufig noch an weitern Tagen, namentlich auch am Jahrestage des Todes, in der Regel in der Pfarrkirche des Verstorbenen gelesen werden. - Vgl. Probst, Exequien (Tüb. 1856).

Exequieren (lat.), vollziehen, vollstrecken, durch Exekution (s. d.) Schulden eintreiben, auspfänden.

Exercitia spiritualia. (lat., "geistliche Übungen"), in der kath. Kirche besondere, unter Leitung eines Geistlichen angestellte Übungen in der Frömmigkeit, wie Betrachtungen, geistliche Lektionen, Gebete, die in vorgeschriebener Ordnung miteinander wechseln, verbunden mit einem zurückgezogenen und enthaltsamen Leben. Für Priester vor Empfang der Weihen vorgeschrieben, für Laien vor dem Genuß des Abendmahls empfohlen, werden sie von Geistlichen und Laien auch ohne solchen Anlaß je nach Bedürfnis übernommen. Schon früh waren solche N. 3. in den Klöstern beliebt; eine ziemlich genaue Ordnung und weite Verbreitung erhielten sie durch Loyola, den Stifter der Jesuiten.

Exercitium (lat.), Übung, insbesondere die militär. Schulung (s. Exerzieren); im Unterricht die schriftliche häusliche Übersetzung in eine fremde Sprache.

Exergue (frz., spr. -érg, "Abschnitt"), in der Numismatik der kleine unter dem Gepräge einer Münze befindliche und von ihm durch eine horizontale Linie abgesonderte Raum, in dem gewöhnlich die Jahrzahl oder das MünZstättenzeichen ist; auf neuern Münzen selten.

Exerzieren (lat.), üben, einüben, besonders in Bezug auf die Truppenausbildung gebraucht. Unter E. im weitern Sinne versteht man die Schulung und Vorbereitung der Führer und Mannschaften für den Krieg. Alle Übungen müssen daher auf den Krieg berechnet sein. Die wichtigsten Anforderungen die der Krieg stellt, sind: strengste Disciplin und Ordnung bei höchster Anspannung aller Kräfte. Diese Eigenschaften der Truppe so anzuerziehen, daß sie ihr zur andern Natur werden, ist ein Hauptzweck aller Übungen auf dem Exerzierplatz wie im Gelände. Die Bedingungen des Gefechtsfeldes auf dem Übungsplatz im vollen Umfange zum Ausdruck zu bringen, ist freilich nicht möglich; neben den Verlusten fehlen auch die sonstigen Eindrücke, die im Ernste nachteilig einwirken. Eine wesentliche Aufgabe der Friedensausbildung ist es daher, den moralischen Wert der Truppe zu begründen und zu steigern und alle auf dieses Ziel wie auf die Erhaltung der Mannszucht hinwirkenden Mittel in Bewegung zu setzen. Diese Aufgabe wird zu einem nicht geringen Teil gelöst durch Erhaltung der Straffheit in Darstellung der einzelnen Formen bei allen Übungen.

Unter E. im engern Sinne oder (Schulexerzieren versteht man die Einübung der Truppen in der Handhabung der Waffen und in den taktischen Formen und Bewegungen, welche im Exerzierreglement (s. d.) genau vorgeschrieben sind nebst Angabe der dazugehörigen Kommandos; das Schulexerzieren findet meist auf besonders dazu bestimmten Exerzierplätzen mit ebenem und festem Boden statt. Die Ausbildung (Schule) des einzelnen Mannes nennt man Detailexerzieren; die Ausbildung des Zuges sowie der Compagnie u. s. w. in den für diese Abteilungen gültigen taktischen Formen Zugschule, Compagnieschule u. s. w.

Verschieden von dem reinen Schulexerzieren des Exerzierplatzes ist das E. im Gelände, d. h. ein Üben der taktischen Formen und Bewegungen auf beliebigem Boden mit Zugrundelegung eines Gefechtsgedankens; es bleibt dabei jedoch immer die Einübung der Formen als Hauptzweck, während die Felddienstübungen und größern Truppenübungen mehr die angewandte Taktik zum Gegenstande haben und bei den Manövern die Übung der Führer in der Handhabung der Truppen unter Berücksichtigung des Geländes und der gegebenen Kriegslage in den Vordergrund tritt.

Exerzierknochen, eine knöcherne Verhärtung im Deltamuskel und im zweiköpfigen Beugemuskel des Oberarms-, welche infolge einer chronischen, mit Ablagerung von Kalksalzen einhergehenden Entzündung des Muskelgewebes bei solchen Personen entsteht, die überhaupt eine Disposition zur Knochenneubildung besitzen. Veranlassung zu einer derartigen chronischen ossifizierenden Muskelentzündung geben entweder anhaltende Überanstrengungen oder fortgesetzte mechan. Insulte (Stoß, Druck, Anschlagen des Gewehrs beim Exerzieren u. dgl.) des betreffenden Muskels. Ähnliche Verknöcherungen finden sich als sog. Reitknochen bei manchen Reitern in den großen Zuziehermuskeln an der Innenseite der Oberschenkel. Die Beschwerden, welche derartige Verknöcherungen der Muskeln verursachen, bestehen in Schmerzhaftigkeit bei gewissen Bewegungen und in einer mehr oder mindergroßen Beeinträchtigung der Bewegungsfähigkeit. Die Behandlung besteht bei erheblichen Funktionsstörungen in der operativen Entfernung der verknöcherten Muskelpartie. Völlig verschieden davon sind die sich zuweilen bildenden ausgedehnten, fortschreitenden Verknöcherungen zahlreicher Muskeln, so daß sich die Kranken gar nicht bewegen können; sie beruhen auf einer fehlerhaften (ererbten) Anlage der Gewebe oder Zellen des menschlichen Körpers. Bei manchen ältern Vogelindividuen, besonders bei verschiedenen Hühnerarten, treten ähnliche lokale Muskelverknöcherungen normal auf.

Exerziermeister, in der deutschen Marine die Geschützführer, die einen besondern Ausbildungskursus im Schießen und Geschützexerzieren auf dem Artillerieschulschiff durchgemacht haben, wodurch sie zur Ausbildung von Geschützmannsschften geeignet sind. Sie tragen unter dem Geschützführerabzeichen einen roten Winkel auf dem Arm und erhalten eine besondere Zulage.