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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fächerflügler - Fachholz
kam nach Europa aus China und Indien, wo sie ganz
vorzüglich aus geschnitzten Elfenbeinplatten oder
Holzstäben gefertigt wurden. Die Stäbe oder Platten
bildeten allein den F. oder sie wurden mit Papier oder
Seide überspannt und darauf wurden ornamentale
wie figürliche Scenen im Geschmack des 18. Jahrh, ge-
malt (s. Fig. 3). Die franz. Industrie machte daraus
unter Ludwig XV. und Ludwig XVI. einen Gegen
stand des Luxus und der feinsten Kunstarbeit in Perl-
mutter, Elfenbein und Schildkrot, wie auch in Gold,
Silber und anderm Material. Es sind heute gesuchte
und teuer bezahlte Antiquitäten. Nachdem der F.
während der Französischen Revolution fast überall
aus der Mode gekommen war, wurde er später wieder
iu Aufnahme gebracht und ist seitdem ein wesentlicher
Bestandteil des eleganten Damenputzes geblieben.
Gegenwärtig bildet er einen Hauptzweig der moder-
nen Fabrikation von Galanteriegegenständen, be-
sonders zu Paris. Die gewöhnlichste jetzt verwendete
Form in Europa sind die Faltfächer (s. Fig. 3,4,5),
welche auf Gestellen von Holz, Elfenbein, Schild-
patt oder Horn in Papier, Seide, Straußenfedern,
bei besonders feinen, für Vemalung bestimmten
F. in gegerbter Echwanhaut hergestellt werden.
Vielfach läßt man auch die einzelnen Blätter der
F. nach Art, der Stammbücher von Bekannten
mit Sprüchen u. s. w. versehen. Von Japan und
China kommen zahllose F., bei welchen bemaltes
Papier über einen gespaltenen Bambusstab aus-
gespannt ist. Dort sind diese F. in jedermanns
Händen. In Indien fertigt man sie auch aus Stroh,
zum Teil in sehr großen Dimensionen. - Vgl. S.
Blondel, lliLwirk äs" 6v6ntail8 sPar. 1875); Frau-
berger, Die Geschichte des F. (2 Hefte, Lpz. 1878
-79); Uzanne, I^veutaii (Par. 1881); Alte und
neue F. aus der Wettbewerbung und Aufstellung
zu Karlsruhe 1891 (69 Taf. in Folio, mit Text von
Nosenberg, Wien 1892). - über den F. im Vogel-
äuge s. Äuge (Bd. 2, S. 109 a).
Fächerflügler, Strepsipteren (AtrspLip-
wi-H), Name einer höchst merkwürdigen Unter-
ordnung der Insetten, deren Männchen mit rudi'
mentären Frehwerkzeugen, kleinem Vor- und Mit-
tel-, aber sehr großem Hinterbrustringe, kurzen
stummelförmigcn Flügeldecken, großen und breiten,
der Länge nach faltbaren Hinterflügcln, kurzen, meisl
gabelig geteilten Fühlhörnern versehen sind, wä'h-
rend die Weibchen ungeflügelt sind und wurmähn-
lich erscheinen. Aus den Eiern, welche diese Weibchen
produzieren, kommen Larven hervor von ähnlicher
Gestalt wie die sog. Silberfischchen (s. d., I^pisina)
und mit Springvermögen ausgestattet; dieselben
sind sehr klein, siedeln sich, wie z. V. die in der
nachstehenden Figur dargestellte Ärt (X6U68 v68-
PHI-Ulli Z0FFi), bei uns in Europa auf allerlei
Bienen- und Wespenarten (in tropischen Län-
dern auch auf Ameisen und Schaben) an, wer-
den von diesen in deren Brutstätte getragen,
bohren sich hier in eine Larve der betreffenden In-
sektenart ein, häuten sich und werden zu fußloscn,
walzenförmigen Maden, die sich auf Kosten ihrcs
Wirten ernähren und im Wachstum mit demselben
gleichen Schritt halten, so daß beide Larven zu glei-
cher Zeit sich verpuppen, wobei der Gast sich mit
seinem Körperhinterende zwischen die Bauchringel
seines Wirtes hindurch nach außen vordrängt.
Wird die Puppe des Wirtes zur Imago, so wird
es auch die des Schmarotzers, aber die durch Para-
sitismus so hocdgradig degenerierten Weibchen blei-
ben an Ort und Stelle und werden von den im
Frühling bei Sonnenschein lebhaft herumschwär-
menden Männchen begattet. Aus den Eiern, die
im weiblichen Körper allenthalben in großer Zahl
zerstreut liegen, entwickeln sich im mütterlichen
Leibe selbst die Larven, die dann durch besondere
Röhren nach außen auf Blüten und von diesen auf
die geeigneten Hautflügler und somit indirett in
I
^
das Nest des Wirtes gelangen, oder aber auch
im Nest selbst auskriechen und sich an die Larven
machen. Die F. bilden nur eine Familie, die Sty-
lopiden, und man nennt mit ihnen behaftete In-
sekten stylopisiert. Die systematische Stellung
der F. ist noch nicht ganz klar: der Entdecker Rossi
stellte die Tiere zu den Hautflüglern, Lamarck zählt
sie zu den Fliegen, Gerstäcker reiht sie den Netzflüg-
lern an, während Vurmeister, Schaum, Lacordaire
u. a. in ihnen durch Parasitismus umgebildete Käfer
sehen, die aus andern Käferformen mit Hypermeta-
morphose (s. Metamorphose) hervorgegangen sind.
Manches in der Naturgeschichte dieser Insekten, über
die hauptsächlich W. Kirby, K. Th. von Siebold,
Westwood u. a. schrieben, ist noch lange nicht er-
tannt und sichergestellt.
Fächerförmige Schichtenftellung, in der
Geologie eine Stellung der Schichten, die durch
starke Zusammenpressung von Schichtenfalten in-
folge seitlichen, gebirgsbildenden Druckes, also ho-
rizontalen Schubes, entsteht. Es fallen dann auf
beiden Seiten einer Centralzone von ältern vertikal
stehenden Schichten die jüngern unter die ältern ein.
F. S. findet sich öfters in den Alpen, z. V. an den
sog. Centralmassiven des Montblanc, St. Gottbard.
Fächerkorallen, s.CölenteratenundOktaktinien.
Fächerpalme, s. Oor^pd^; auch soviel wie
Weinpalme <s. Loi-H88N8).
Fächerpapagei sOeroptMZ 3.ccipiti-juu8 ^.),
ein 27 cm langer, etwa 40 ein klafternder Papagei
von Guayana, Surinam und Nordbrasilien. Ober-
seite grün, an der Unterseite sind die Federn rot
mit stahlblauem Rande. Die Federn des Hinter-
kopfs und Nackens sind verlängert, duntelblutrot
mit blauer Spitze und bilden eine aufrichtbare, den
Kopf gegen den Hals absetzende Krause. Diese merk-
würdige Papageiform ist in Tiergärten noch sehr
selten vertreten.
Fächerfchwänzer, alle lebenden Vögel, weil
ihre Schwanzfedern im Gegensatz zu denen des aus-
gestorbenen ^i'ckHßnptoi^x ff. d.) bei verkürzter
Schwanzwirbelsäule fächerförmig angeordnet sind.
Fächertauben (Ooni-a), s. Kronentaube.
Fächerthor, s. Schleuse.
I'a.okonx (frz., spr. faschöh), ärgerlich, verdrieß-
lich, beschwerlich fallend; fachieren, erzürnen;
sich fücbieren, ärgerlich werden.
Fachholz, s.Fachwert.