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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Favaro - Favor
im 14. Jahrh, politisch bedeutenden Familie Chiara-
inonte; Bergbau auf Schwefel, Alaun und Turmalin,
Ä'larmorbrüche und Handel mit Südfrüchten.
Favaro, Antonio, ital. Mathematiker, geb.
2l. Mai 1847 zu Padua, studierte dafelost, in
Turin und Zürich Mathematik und Mechanik. Er
wurde 1870 Docent und 1872 Professor der Mathe-
matik an der Universität seiner Vaterstadt. Unter
seinen sehr zahlreichen Schriften sind die bedeutend-
sten: "I^a 8tÄtica ßrau'ca neii'in86Fnameiit0 tec-
nico 8up6ri0re" (Vened. 1873), "I^ioni äi 8tlltica
ssi-llüc^" (ebd. 1873; 2. Aufl. 1877), "Ineäita ^Ii-
leiana," (ebd. 1880), "(I^lileo Oalilei 6 1o 8tuäio äi
^llllovH" (2 Bde., Flor. 1882), "scritti inediti 6i
<IHÜl60 ^lilei" (Rom 1884), "Ni8ceUan69. Oali-
^eilina, ineäita" (Vened. 1887), "^lnovi 8tuäi Olili-
leiani" (ebd. 1891). Die Herausgabe der National-
ausgabe der Werke Galileis ist F. anvertraut.
Favart (spr. -wahr), Charles Simon, franz.
Opern- und Lustspieldichter, geb. 13. Nov. 1710 zu
Paris, gewann sehr jung durch sein Gedicht "1^
I^i-ance äelivree par I". Ideelle ä'0r1eÄN8n einen
Preis bei den^Ieux Üormix,und schrieb seit 1734 für
die franz. komische Oper sllie^tre lle 1a ^ciire). 1745
heiratete er eine Sängerin dieses Theaters, die
selbst einige Stücke, z. B. "Annette et ^.udin",
verfaßt haben soll. Sie wurde gewöhnlich "I^a pe>
tite ^IiantNI^" genannt und hieß eigentlich Marie
I u st i n e V c n e d i c t e D u r 0 n c e r a y, geb. 15. Juni
)727 zu Avignon. Von ihr war der erste Versuch
ausgegangen, Soubretten und Landmädchen in dem
diesen Rollen entsprechenden Kostüm zu spielen.
Als die komische Oper 1745-52 sich auf die Auf-
führung von Vallettpantomimen eingeschränkt sah,
übernahm F. die Direktion der Schauspielertruppe,
welche der Marschall von Sachsen auf feinen Feld-
zügen nach Flandern mit sich führte. Später wurde
die Frau Mitglied der Italicnischen Oper, während F.
seit 1752 die glänzend erneuerte komische Oper der
1^011-6 8aint - I^urent leitete und in ihr gute Sitte,
Geschmack und feinen Scherz einführte. Unter seinen
Stücken, die meist auf dem Lande fpielen und ver-
tünstelt naive Bauern und Bäuerinnen vorführen,
sind die ausgezeichnetsten "I^a oders:Ii6u86 ä'e8pi'it"
<1741), das erste Stück, das F. drucken ließ, "I^e coc;
6u viIiHF6", "I^a tille mal Fai-äee" und "^inette ü, 1a
coui-u, wonach Ch. F. Weiße sein "Lottchen am Hofe"
dichtete. Seine beste Komödie war "I^nFlai8 3,
Voi'äeÄiix". (^einc Gattin starb 22. April 1772, er
selbst 12. Mai 1792. F.s und seiner Gattin Werke
erschienen als "^Iieatre äe monsieur et maäaine
^." (10 Bde., Par. 1763 - 72). Ferner "I^tre
ck0i8i" (3 Bde., ebd. 1810), "(lluvres cd0i3ie8"
(3 Bde., ebd. 1813). Wichtig sind seine "NemoireZ
et eorreLponäance litteraii x'3" (3 Bde., ebd. 1808).
Beider Sohn, Charles Nicolas F., geb. 1749,
gest. 1. Febr. 1806, hat ebenfalls einige Stücke ge-
schrieben, war jedoch mehr als Sänger auf dem
ital. Theater denn als Dichter ausgezeichnet.
Favart (spr. -wahr), Marie, eigentlich Pierette
Ignace Pingaud, franz. Schauspielerin, geb.
16.Febr. 1833 zu Beaune, bildete sich auf dem Kon-
servatorium zu Paris und debütierte 1848 auf der
Bühne des ^eatre fi-an<^i8, dem sie feitdem (mit
Ausnahme einiger Monate, während deren sie auf
den Varie'te's spielte) ununterbrochen als eins der
gefeiertsten Mitglieder angehört. Seit 1854 ist sie
Sociötaire des Theaters. Durch Anmut und Vor-
nehmheit sich auszeichnend, spielt sie hauptsächlich
tragische Nollen des alten Spielplans neben mo-
dernen Partien, wie Dona Sol, Marion Delorme
u. s. w. Sie verheiratete sich mit dem Schauspieler
Louis Arsene Delaunay (s. d.).
Favö, Ildephonse, franz. General und Militär-
schriftsteller, geb. 12. Febr. 1812 in Dreur, war
1836 mit Napoleon III. gelegentlich des Straß-
burger Putsches in Beziehungen getreten und wurde
der militär. Mitarbeiter des Kaisers bei dessen
litterar. Arbeiten. Er schrieb "^ouveau 8V8t6me
d'^rtillerie äe oHinMAue äe I^oui8 Xapoleon
Noimparte" (Par. 1850) zur Empfehlung der zwölf-
pfündigen Granatkanone und 1851 eine Broschüre
über die Leistungen dieses Geschützes; ferner ver-
faßte er den 3. und 4. Band der "NtuäLs 8ur 1e
M880 et 1'avenir äe I'artiiierie" (ebd. 1862-63),
deren 1. u. 2. Band Napoleon während seiner Ge-
fangenschaft im Schlosse zu Ham begonnen und
1846-51 veröffentlicht hatte. Von iMnn Schrif-
ten F.s sind zu erwähnen: "Xouveau steine äe
c1ef6N86 äe8 pi3.ce8 korte8" (1841), "I1i8t0ire et
tactiHue äe3 troi8 at-ni68" (1845), "Hiktoire cle
I'artillei-ie" (2 Bde. und Atlas, Par. 1845-47),
"V63 U0UV6N68 cHr3,1)in68 et äe leur 6ini)i0i" (1847).
F. wurde 1850 Adjutant Napoleons, 1865 zum Kom-
mandanten der Polytechnischen Schule ernannt, be-
fehligte 1870 - 71 während der Belagerung von
Paris einen Teil der dort befindlichen Feldavtillerie
und hielt nach dem Friedensschlüsse Vorträge an
der Polytechnischen Schule, welcke 1877 u. d. T.
"(^0ur8 ä'a,i't mNita,ii'6" veröffentlicht worden sind.
In letzter Zeit wandte er sich mehr histor. Studien
zu und schrieb "I^'auoiemie lionie" (1880) und
"I^'einpire 668?'rauc8 clepiii8 83. fouäHtiou^'u^u'ü.
80Q äememdrement" (1888). 1876 wählte ihn die
Pariser Akademie der Wissenschaften zum Mitgliede.
Faventinus, Didymus, Pseudonym für Me-
lanchthon (s. d.).
Faversham (spr. fäww'rschämm), Stadt in der
engl. Grafschaft Kent, an einer kleinen Bucht der
Nordküste, 14 kin im WNW. von Canterbury, an
den Linien London-Dover und F.-Margate, hat
(1891) 10478 E., eine stattliche Pfarrtircke'mit alten
Skulpturen, Schiffsbau, Ziegeleien, Austernfang
und dient als Hafen für das ^tourthal. Die Haupt-
einfuhr besteht aus Bauholz und Kohlen, die Aus-
fuhr aus Hopfen und landwirtschaftlichen Erzeug-
nissen. Die eigene Flotte zählt 300 Fabrzeuge. In
der Nähe Pulverfabriken. Von der berühmten Abtei
mit den Gräbern Stephans von Blois und seiner
Gemahlin ist fast nichts erhalten.
?a.vöts linßMs (lat.), "hütet die Zungen!"
enthaltet euch unheiliger Rede! dann überhaupt:
fchweigt! Ursprünglich Zuruf, welchen die röm.
Priester bei Beginn des Opfers an die Anwesenden
zu richten pflegten.
I'a.vsnr (frz., spr. -wöhr), Gunst, Gewogenheit.
Faviers Sprengmittel, s. Explosivstoffe 2.
Favignana (fpr. -winjahna), die größte der
Ägadifchen Infeln (s. d.).
Favn, dän. Maß, s. Faden.
Favonius, bei den alten Römern Name des
Früblingswindes, entsprechend dem Zephyros (s. d.)
der Griechen.
I'a.vor (lat.), Gunst, Begünstigung; IV äelen-
8i0ni8, im Kriminalprozeß die Begünstigungen,
welche dem Angeschuldigten zu seiner Vcrtoivl^ung
zu gute kommen, z. B. daß ihm immer das letzte
Wort gebührt, daß er seinen Verteidiger frei wählen