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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fet - Fétis
Das Manuskript, als "(^oäex I^Lti?aru68iaiiu3)'
in Neapel aufbewahrt, wurde in Faksimiledruck von
Thewrewk de Ponor veröffentlicht (42 Taf., Buda-
pest 1893). Ausgaben von C. O. Müller (Lpz. 1839'
Neudruck mit Anhang, ebd. 1880) und Tdcwrewt
dePonor (Budapest 1889). Einen Teil hat Momm-
sen in den "Abhandlungen" der Berliner Akademie
von 1864 veröffentlicht.
Fet, Afanasij Afanafjewitsch, eigentlich ^chen-
schin, russ. Dichter, geb. 5. Dez. (23. Nov.) 1820 aus
dem Erbgutder Familie Nowosselki im Gouvernement
Orel, studierte an der Moskauer Universität, trat aber
dann in den Militärdienst. Er mackte den Russisch-
Türkischen Krieg von 1853 bis 1856 mit, nahm
hierauf seinen Abschied und zog sich auf sein Gut
zurück. Er starb 4. Dez. (22. Nov.) 1892 in Moskau.
Seit den vierziger Jahren begann F. Gedichte zu
veröffentlichen, von denen mehrere Sammlungen
erschienen (2 Tle., Moskau 1883); zu den besten
gehören die "Abende und Nächte", die Lieder an
Ophelia, Melodien, Schneefelder. Ferner lieferte er
vorzügliche Übersetzungen des Horaz, Iuvenal, von
Goethes "Hermann und Dorothea" und "Faust",
von den Liedern des Hasis, von Stücken Shake-
speares ("Julius Cäsar","Antonius undKleopatra"),
endlich von Werken Schopenhauers: "Die Welt als
Wille und Vorstellung" (Petersb. 1881) u. a. - Vgl.
F.s Memoireu (2 Bde., Moskau 1890).
röte (frz., spr. säht), Fest; I^te-Oißu (spr. dlöh),
franz. Bezeichnung des Fronleichnamsfestes.
Fetcsci (Feteschti), Ort im rumän. Kreis
Jalomita, an der Linie Bukarcst-F.-Küstcndze und
Braila-F. der Rumän. Staatsbahnen. Hier be-
ginnt die neue l'lbcrbrückung der Donau; sie besteht
aus der Borccabrücke (400 m), dem Damm und
Viadukt auf der Valtainsel (14 km) und aus der
Donaubrücke selbst, die, 750 m lang und 30 in über
Hockwasserstand hoch, auch den größten Dampfern
die Durchfahrt ermöglichen soll. Sie soll 1894 fertig
sein und die Bahnverbindung von Bukarest über
Cernavoda nach Küstendze ermöglichen.
Feti, Domenico, ital. Maler, geb. 1589 zu
Rom, gest. 1624 in Venedig, batte Cigoli zum
Lehrer. Er brachte den größten Teil seines Lebens
am herzogl. Hofe in.Mantua zu, wo er nach
Giulio Romano studierte, von dessen kräftiger und
dunkler Manier er jedoch zum ausgesprochensten
Naturalismus fortging. Er liebt drastische Auf-
fassung, faßt namentlich die rcligiöfen Stoffe durch-
aus genrehaft auf, ist aber oberflächlich in der
Charakteristik. Die meisten seiner Werke sind in
Dresden, z. B. David mit dem Haupte Goliaths,
sowie 8 Gleichnisse Christi; 10 andere im Hof-
muscum zu Wien, unter denen hervorzuheben sind:
Flucht nach Ugypten, Vermählung der heil. Katha-
rina, Der tote Leander, Jakobs Traum von der
Himmelsleiter.
Fetialen (I>.MIo8), bei den altitalischen Völker-
schaften, insbesondere den Römern, ein Priester-
tollegium, welches darüber zu wachen hatte, daß
der Abschluß von Staatsvcrträgen und die Er-
klärung von Kriegen in einer Form stattfand, daß
das göttliche Recht und damit die Götter selbst nicht
verletzt wurden. Mit dem materiellen Inbalt der
Verträge oder Erklärungen hatten sie nichts zu
schaffen. In Rom soll König Numa, nach andern
Nachrichten Ancus Mareius das Kollegium ein-
gesetzt haben. Das Kollegium der F. in Rom bestand
aus 20 lebenslänglichen Mitgliedern, die aus den
vornehmsten Geschlechtern sich selbst ergänzten. Zu
Amtshandlungen, womit gewöhnlich zwei oder auch
vier F. betraut wurden, muhten sie ein Stück Rasen
vom Kapitol (mit der Erde ausgerissene Gräser,
vei'Iienae oder Lumina genannt) als Zeichen ihrer
Unverletzlichkeit mitnehmen. Der Fetiale, der dieses
trug, der Vei'dLnki'inZ, machte dann den andern,
dessen Kopf und Haare er damit berührte, zum iMei'
i^trawL, d. h. zu einem Hausvater, der als solcher
lein Volk vertrat. Bei der Einleitung einer Kriegs-
erklärung gingen dann diese zwei oder noch häufiger
vier Mitglieder des Kollegiums (oi-atoi^ä, isFati)
ins feindliche Land und sprachen die ihnen "auf-
getragene Forderung (clariMtio) an den Grenzen
des Landes, an den ersten, der ihnen begegnete, an
den Thoren und auf dem Forum der Hauptstadt
aus, wobei sie eine Frist von 33 Tagen setzten.
Wurde der Forderung nicht genügt, so erhoben sie
feierlichen Protest und kehrten dann zurück. Nach-
dem hierauf der Krieg in der Heimat beschlossen
war, begaben sich die F. wieder nach dem feindlichen
Gebiet, um den Krieg mit einer vorgefchriebenen
Formel und einer symbolischen" Handlung zu er-
tlären. Letztere bestand darin, daß ein Fetiale
unter Ausrufung der Formel: Veiluin inäico ia-
ciohus, eine blutige, an der Spitze verfengte oder
mit Eisen beschlagene Lanze über die Grenze ins
feindliche Land warf.
Zum Abfchluh von Bündnissen mußten die F.
außer den Lumina ein im Tempel des Jupiter
Feretrius aufbewahrtes Scepter und einen eben-
dort als Symbol des Donnergottes aufbewahrten
Kieselstein (äilex) mitnehmen. Waren sie dann
vom König oder Magistrat mit ihrem Auftrag be-
traut und der eine zum Sprecher der Gesandtschaft,
zum Mtci- Mti'liwZ gemacht, so vollzog dieser den
Friedens- oder Bündnisvertrag (t'oeäus), indem er
den vorgeschriebenen Eid ablegte und mit dem Stein
ein Schwein als Opfertier fürIupiter tötete. Noch
in der republikanischen Zeit fand das Abschließen
von foeäol'H durch die F. statt. Doch muh die Ver-
wendung der F. in solchen Fällen immer mchr ab-
gekommen sein. Wenn der Kaiser Claudius noch
durch die F. Bündnisse vollziehen lieh, so geschah
dies zufolge seiner gelehrten Liebhaberei für das
Altertum. Länger erhielt sich, wie es scheint, ein
Rest von der Ansage des Krieges durch die F. Die
Ansage erfolgte später durch Abgeordnete des Feld-
herrn. Aber der symbolische Akt des Schleuderns
der Lanze verblieb den F. Man hatte, als der Krieg,
in immer fernere Länder getragen wurde, zur Zeir
des Krieges mit Pyrrhus ein Stück Land von einem
Kriegsgefangenen kaufen lassen, und nun schleu-
derten die F. ihren Speer über eine Säule, die als
Grenzsäule galt, in dieses Stück Land, das fortan
das Feindesland vorstellte. Diefer Brauch erhielt
sich bis in späte Zeit. - Vgl. Conradi, 1)6 leciali-
i)U8 6t i6('iI,Ii I>0i)n1i I^0inll.ni^ni'6 (Helmstedt 1734;
auch in Conradis "sci-ipta niwoi-N", Bd. 1, Halle
1823); Wetsels, 1)6 t6tia1iwi8 (Groningen 1854).
Fetteren (frz.), jemand feiern, ihm Ehre er-
weisen, ihm zu Ehren Festlichkeiten veranstalten.
Fetis (spr. fetiß), Francois Ios., belg. Musik-
gelehrter, geb. 25. März 1784 zu Mons, wo sein Vater
Organist war, wurde von diesem mit so glücklichem Er-
folg unterrichtet, daß er schon in seinem 10. Jahre eine
Organistenstclle seiner Vaterstadt vertreten konnte,
und kam 1800 in das Pariser Konservatorium.
Von einer längern Reise, auf der er sich mit deut-