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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Feuerwalze - Feuerwehrausrüstung
gesteigert wurde. Abgesehen von zahlreichen Einzcl-
verbesjerungen derArtillerietcchnik ist es namentlich
die Annahme der Hinterladung auch für die Ge-
schütze, durch welche die Leistungsfähigkeit der Ar-
tillerie in hohem Grade gesteigert worden ist. Die
erwähnten Fortschritte in der technischen Entwick-
lung der F. übten naturgemäß auf die fernere
Wandlung der taktischen formen und auf die ganze
Kampfweise einen tiefgreifenden Einfluß aus: der
Gebrauch tiefer Formationen im wirksamen Feuer-
bcrcich ist fast zur Unmöglichkeit geworden; man ist
in weit höherm Maße als früher auf die geöffnete
Ordnung hingewiesen und das Feuergefecht (s. d.) ist
mehr als je der entscheidende Faktor.
Feuerwalze, s. Seescheiden.
Feuerwanze (I^rkocorig), eine Gattung der
Landwanzen mit ziemlich flachem, gestrecktem Kör-
per, mit lebhafter, meist rot und schwarzer oder gelb
und schwarzer Färbung. Von den beiden deutschen
Arten ist die gemeinste die besonders am Fuß alter
Lindenbäume gesellschaftlich lebende gemeine F.
(i^i-rliocoliZ aptkruZ ^.), volkstümlich auch Sol-
dat oder Dragoner genannt, 9-10 min lang,
schwarz mit rotgerandetem Bruststück und Hinter-
leib, Flügeldecken zinnoberrot, jede mit einem schwar-
Feuerweber, s. Nupieetog. ^zen Fleck.
Feuerwehr, die vereinigten Menschcnkräfte,
welche berufen sind, unter Benutzung von sog. totem
Material (Geräte und Löschmittel) in geordneter
Weise Schadenfeuer schnell zu löschen, die weitere
Ausbreitung desselben zu verhindern sowie Gut
und Leben bei Feuersgefahr zu retten und zu bergen
(s. Feuerlöschwesen).
Die Organisation des Dienstes der F. er-
folgt entweder auf dem Grundsatze der vollen oder
teilweisen Verufsmähigkeit, der Freiwilligkeit oder
der Pflicht. Dementsprechend unterscheidet man Be-
rufs-, bezahlte, freiwillige und Pflichtfeuerwehren.
Die Berufs feuerweh r besitzt eine ständig kaser-
nierte Mannschaft, welche jeden Augenblick bereit ist,
nach einem Brandplatze abzurücken. Unter bezahl-
ter F. versteht man eine solche, deren Mitglieder
für ihre auf dem Brandplatze geleisteten Dienste
zwar bezahlt werden, entweder nach der Zeit oder
durch eine festgefetzte Summe, die sich jedoch in
der Regel auf das Alarmzeichen wenigstens zum
Teil erst sammeln müssen. Der Dienst bei der F.
ist abcr nicht ihr ausschließlicher Beruf. Der Natur
der Sache nach kann eine bezahlte F. der Verufs-
feuerwehr beliebig nahe gebracht werden. Die
Pflichtfeuerwehr bildet sich aus den dienst-
fähigen Angehörigen eines Gemeinwesens durch be-
hördlichen oder unter Umständen, z. B. bei Fabriken
oder dergleichen, auch durch privaten Zwang. In
neuerer Zeit hat man begonnen, die Vorzüge der
Verufsfeuerwehr hinsichtlich des raschen Erscheinens
auf dem Brandplatze durch Errichtung von ständigen
Wachen, namentlich bei Nacht, auch den übrigen
F. wenigstens teilweise zu verleihen. Nach welchem
der angegebenen Grundsätze eine F. zu organisieren
ist, oder ob sie kombiniert zur Verwendung gelangen,
hängt von den besondern Verhältnisfen ab. Neuer-
dings ist der Organisation der F. auf den: platten
Lande in Deutschland überall durch die Verwal-
tungsbehörden die angestrengteste Aufmerksamkeit
zugewendet worden.
Die Ausbildung der Feuerwehrmann-
schaften hat sich bei den Verufsfeuerwehren auf
Qlle Geräte und Einrichtungen zu erstrecken, bei frei-
willigen undPflichtfcuerwehren hat es sich hingegen
zweckmäßiger erwicfen, für jede der vorgenannten
Gerätc-gruppen eine besondere Bedienungsmann-
schaft zu bilden. Ein größeres Korps wird hiernach
eingeteilt in 1) eine Abteilung für Wasserversorgung
oder Hydranten, 2) eine Abteilung für Spritzen,
3) eineRettungs- und Eteigerabtcilung, 4) Pioniere
(Einreiher), denen häufig eine Ordnungsabteilung
(freiwillige Schutzmannschaft) zwecks Absperrung
des Vrandplatzes und Überwachung geretteter
Gegenstände beigegcben ist. Bei geringerer An-
zahl von Mannschaften teilt man das Korps nur
in a. Spritzen- und Hydrantcnmannschaften und
d. Steiger- und Nettungsmannfchaften. Bei sehr
kleinen F. bilden alle Mannschaften nur eine Abtei-
lung mit verschiedenen Rotten, die sich nach Bedarf
bei den verschiedenen Arbeiten gegenseitig zu unter-
stützen haben. Zur Ermöglichung schneller Hilfe-
leistung bei Unglücksfällen wird in der Regel ein
Teil der Mannschaften im Sanitätsdienst aus-
gebildet, über die Organisation der F. in verschie-
denen großen Städten s. Feuerlöschwesen. - Vgl.
Faber, Die freiwilligen F. (3. Aufl., Lpz. 1874);
Fiedler, Geschichte der deutschen Feuerlösch- und
Rettungsanstalten (Berl. 1873): Schumann, Taktik
der Berufsfcuerwehr (ebd. 1868).
Feuerwehrausrüstung. Die F. soll so be-
schaffen sein, daß der Feuerwehrmann ohne Ver-
zögerung die auf der Brandstelle nötigen Hand-
arbeiten und Verrichtungen ausführen kann. Zur
perfönlichen Ausrüstung des Feuerwehrmanns
(Steiger) gehören Helm, Gurt mit Karabiner
und Notnagel, Beil, Laterne und Signal-
pfeife oder Hupe; bei den Druckmannfchaften
der Spritzen freiwilliger Feuerwehren meist nur
letztere und Leibgurt, Mütze oder Helm. Der Helm
gewährt Schutz gegen herabfallende Gegenstände
und wird aus Messingblech, Leder und Filz her-
gestellt, in neuester Zeit hat man auch das bekannt-
lich sehr leichte Aluminium versuchsweise hierzu
verwendet. Lederhelme sind die gebräuchlichsten.
Zum Schutz des Feuerwehrmanns gegen Wasser-
strahlen und glühende Asche werden an den Helmen
sog. Nackenleder angebracht. Steigergurte
dienen zum festen Anschluß des Rocks und zur An-
bringung des Bcilgehängcs, Karabinerhakens und
Notnagels; sie werden aus Leder, WoN- oder Hans-
gurt von 8 bis 12 cm Breite und mit Riemen und
Schnallen versehen angefertigt und müssen zur
Sicherheit des Mannes, der sich mittels des an ihm
befestigten Karabiners beim Steigen an Leiterspros-
sen anhängt, höchst solid ausgeführt sein und wie
der Karabiner eine Tragfähigkeit von mindestens
250 1^3 besitzen. Der Notnagel ist ein Haken, der
in einem am Stcigergurt angenähten Täschchen auf-
bewahrt und im Notfall vom Feuerwehrmann an
passender Stelle eingeschlagen wird, um sich an seiner
Leine, die neben Rettungszwecken auch zum Schlauch-
ablassen u. a. dient, aus einem Fenster nach unten
mangels einer andern Rückzugsiime herabzulassen.
DieLeine,sog.Steigerlcine,mußausbestemHanj
hergestellt, je nach den örtlichen Verhältnissen 18-
22 ni lang sein und eine Belastung von mindestens
2501^ ohne Nachteil aushalten. Das Beil (Spitz-
hacke, Fläche mit Hammer) benutzt der Feuerwehr-
mann zum Ausdecken von Dielen, Durchschlagen
von Mauerwerk u. s. w., es wird in einem Gehänge
(Tasche) am Steigergurt getragen. Die Laterne
(Steigerlaterne) ist für den Steiger ein unentbehr-