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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Fibiger; Fibonacci; Fibrīn; Fibrinogēn; Fibrinoplastische Substanz; Fibroīd; Fibroin; Fibroīn; Fibrōm; Fibröses Gewebe

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Fibiger – Fibröses Gewebe

1874 in Rußland, 1875‒78 zweiter Kapellmeister am Prager Landestheater und hatte 1878‒80 die Leitung des Chors in der russ. Kirche daselbst. Unter den jüngern czech. Komponisten hat sich F. bemerklich gemacht durch sog. symphonische Dichtungen («Othello», Op. 6, «Lenz», Op. 13), Sinfonien, Quartette und Trios, sowie durch Lieder, Balladen, Chöre, eine Klavierschule, verschiedene czech. Opern, von denen mehrere («Blanik», «Braut von Messina») in Prag zur Aufführung kamen, und durch Melodramen, namentlich die Trilogie «Hippodamia», bestehend aus drei Tragödien Vrchlickýs, deren gesprochener Text von F. durchweg melodramatisch behandelt ist.

Fibiger, Joh. Henrik Tauber, dän. Dichter, geb. 27. Jan. 1821 zu Nykjöbing auf Falster, studierte 1837‒45 Theologie und ist seit 1881 Pfarrer in Önslev und Eslildstrug (Falster). Von seinen biblischen Lesedramen «Jephtas Datter» (1849), «Jeremija» (1850) und «Johannes den Döber» (1857) ist besonders das letztgenannte beachtenswert. Auch das Trauerspiel «Kors og kjœrlighed» (1858) zeigt Talent. In neuerer Zeit kämpft er unter dem Pseudonym Diodoros, unter dem er z. B. den Gedichtcyklus «Graabröderen» (1882) veröffentlichte, gegen die realistische Strömung für den reinen und edlen Inhalt der Poesie.

Fibonacci (spr. -nattschi), Leonardo, auch Leonardo Pisano genannt, ital. Mathematiker, lebte 1180‒1250 vorzugsweise in Pisa. In seinem Werk «Liber Abaci» (1202), das die Arithmetik und Algebra der Araber darstellt, führte er die ind. oder arab. Zahlen in Europa ein. Ferner schrieb er «Liber quadratorum» (über unbestimmte Gleichungen und Zahlentheorie), «Practica geometriae», welches arithmet. und geometr. Aufgaben enthält, «Flos» (Lösung kubischer und anderer specieller Gleichungen).

Fibrīn, tierischer Faserstoff, Blutfaserstoff, ein Eiweißkörper, welcher sich im Blut (s. d.) bei der Gerinnung bildet. Man gewinnt das F. durch heftiges Schlagen oder Quirlen von frischem Blut, wobei es sich in Fasern ausscheidet, die man durch Kneten in fließendem Wasser von den Blutkörperchen befreit. Es bildet eine zähe, weiße, faserige Masse, die beim Trocknen hart und spröde wird. In verdünnten Alkalien ist es, namentlich beim Erwärmen, unter Bildung von Alkali-Albuminat, löslich, beim vorsichtigen Neutralisieren mit Säuren wird es aus dieser Lösung gefällt; ein Überschuß von Säuren löst es wieder und verwandelt es in Syntonin. Im Magen wird es sehr leicht verdaut. Starker Alkohol und Erhitzen verändern die Eigenschaften des F. Aus dem Plasma der Muskeln scheidet sich eine ähnliche Substanz, das Muskelfibrin oder Myosin (s. d.), aus. F. ist häufig das Ausgangsmaterial für die Darstellung des Peptons (s. d.). – Als Pflanzenfibrin, Glutenfibrin oder Phytomyosin bezeichnet man die geronnene Eiweißsubstanz des Klebers (s. d.).

Fibrinogēn oder fibrinogene Substanz, ein im flüssigen Blut gelöst enthaltener Eiweißkörper aus der Gruppe der Globuline (s. d.), welcher bei der Gerinnung des Blutes durch seine Einwirkung auf einen zweiten im Blut enthaltenen Eiweißkörper, die fibrinoplastische Substanz (auch Serumglobulin, Paraglobulin genannt), Veranlassung zur Bildung des Fibrins, d. h. der Blutgerinnung, giebt. (S. Blut.)

Fibrinoplastische Substanz, s. Fibrinogen.

Fibroīd, Fibrom, Desmoid oder Fasergeschwulst, eine krankhafte Geschwulst, welche vorwiegend aus Fibrösem Gewebe (s. d.) besteht und an den verschiedensten Stellen des Körpers vorkommen kann. Am häufigsten findet man Fasergeschwülste auf der äußern Haut, im Unterhautzellgewebe, an der Knochenhaut und in gewissen Körperhöhlen (Nasen-, Rachen-, Kehlkopf- und Gebärmutterhöhle), auf deren Schleimhaut sie mit einem bald kürzern, bald längern Stiele aufsitzen und vielfach als Polypen bezeichnet werden. Sie haben eine bald weichere, bald härtere Konsistenz, eine meist rundliche Gestalt und wechselnde Größe, vom Umfang eines Stecknadelkopfes bis zu dem eines Mannskopfes. Bisweilen bestehen die Fibrome nicht aus einem Fasergewebe, sondern es beteiligen sich auch noch andere Gewebe an ihrem Aufbau; in einem solchen Falle spricht man wohl auch von einem Fibrochondrōm (Faserknorpelgeschwulst), Fibrolipōm (Faserfettgeschwulst), Fibromyōm (Fasermuskelgeschwulst), Fibromyxōm (Faserschleimgeschwulst) oder einem Fibrosarkōm (Faserfleischgeschwulst). Das Wachstum der F. ist meist ein sehr langsames; über ihre Ursachen ist noch wenig bekannt. Gewöhnlich entwickeln sie sich erst im mittlern Lebensalter, doch kommen sie auch bisweilen angeboren vor. Hinsichtlich ihrer Bedeutung für den Organismus gehören sie im allgemeinen zu den gutartigen Geschwülsten, doch können sie auch gelegentlich Anlaß zu langwierigen Blutungen oder heftigen Nervenschmerzen geben. In diesem Falle sind sie durch Ausschneiden, Abbinden oder Galvanokaustik zu entfernen.

Fibroīn, der Hauptbestandteil (66 Proz.) und eigentliche Faserstoff der Seide (s. d.). Man gewinnt ihn, indem man Rohseide durch Ausziehen mit verdünnter Natronlauge vom Seidenleim befreit, sie dann auswäscht und trocknet. Es löst sich wie Cellulose in Kupferoxydammoniakflüssigkeit, enthält aber Stickstoff. Seine Zusammensetzung entspricht der Formel C₁₅H₂₃N₅O₆.

Fibrōm, s. Fibroid und Gebärmutterkrankheiten.

Fibröses Gewebe (Tela fibrosa), sehnenähnliches Gewebe des tierischen und menschlichen Körpers, welches aus dicht ineinander gefilzten, durch eine spärliche Kittsubstanz miteinander verbundenen Bindegewebsfasern besteht und den aus ihm gebildeten Organen einen hohen Grad von Härte und Festigkeit verleiht, weshalb es sich vorzüglich zum Bindungsmittel fester Teile (Knochen, Knorpel) sowie zur Übertragung von Kräften von einem Körperteil auf einen andern eignet (Sehnen). Sein Atlas- oder Metallglanz und sein schillerndes Ansehen zeichnen es in auffallender Weise vor allen übrigen Geweben aus. Das F. G. kommt im Körper teils in Form von festen, runden oder platten Strängen (als Sehnen und Bänder), teils in Form von Häuten oder Röhren von verschiedener Ausdehnung und Dicke vor, welche andern weichern Geweben zur Hülle und Begrenzung dienen. So bestehen die Knochen- und Knorpelhaut, die Muskel- und Sehnenscheiden, die harte Hirnhaut, die Faserhaut des Auges und vieler Eingeweide, zum Teil auch die äußere Haut und die serösen Häute, die Gefäßwände und die Nervenscheiden aus derartigem F. G. (S. Gewebe.) Geschwülste, welche vorwiegend aus F. G. bestehen, nennt man Fasergeschwülste oder Fibroide (s. d.).