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Fichtelgebirgsbahn – Fichtenharz
jura nach SW. ziehen. Es ist zugleich eine Hauptwasserscheide; hier finden sich die Anfänge von vier Thalsenkungen, die ihre Wasser nach vier Himmelsgegenden den drei größten Strömen Deutschlands, Rhein, Donau und Elbe zuführen. Drei dieser Flüsse entspringen auf dem Bergstock des Schneeberges: die Eger, der weiße Main, der durch den Rhein, wie die Eger durch die Elbe der Nordsee sein Wasser zuführt, und die zur Donau eilende Naab, welche sonach dem Schwarzen Meere tributär ist; der vierte Fluß, die Thüringer Saale, entspringt nur 7 km weiter nördlich. Im NW. von dem Frankenwalde, im NO. von der Hochfläche des Vogtlandes begrenzt, nach SW. steil zum Hügellande Oberfrankens abfallend und im SO. durch die Naab-Wondrebebene vom Böhmerwald getrennt, stellt sich das Gebirge als plateauartige Massenerhebung dar, die etwa 990 qkm bedeckt und weit mehr das Ansehen eines Berges als eines Gebirges hat, weshalb es von den Anwohnern auch nur Fichtelberg genannt wird. Indessen lassen sich drei Teile unterscheiden, eine Centralgruppe und zwei äußere Bergketten. Die erstere, der innere Kern, aus Granit, Gneis und Glimmerschiefer bestehend, erreicht ihre größte Höhe im granitischen Schneeberge (1051 m) und in dem südlichern Ochsenkopf (1023 m). Zu dieser Gruppe gehören ferner: der Nußhardt (972 m), Farnleite (970 m), Platte (820 m), Totenkopf, Hohe Mütze (831 m) und die Kössein (942 m). Sie fällt in steilen Absätzen gegen W. und S. zur Bayreuther Bergfläche, weniger steil nach O. gegen Weißenstadt und Wunsiedel ab. An sie schließt sich im N. die Waldsteiner Bergkette mit dem Großen Waldstein (878 m), dem Epprechtstein (817 m), Kornberg (830 m), Selberforste und Hengstberg (668 m); auf der Südseite die Weißensteiner Höhenreihe mit dem Steinwald (940 m), Plößberg (618 m), dem Reichs- und dem Kohlwald an, die im S. rasch zur Oberpfalz abfällt; beide enden an der böhm. Grenze. Zwischen diesen Ketten breitet sich eine wellenförmige Fläche, die innere Bergebene (etwa 550 m) des F. aus. Zwischen dem Schneeberg und dem Ochsenkopf ist die tiefe Schlucht der Seelohe, welche den Fichtelsee enthält, ein 779 m hoch gelegenes Torfmoor, aus welchem Main und Fichtelnaab Wasser empfangen. Aus den flachen Hochebenen im S. und SW. erheben sich viele einzeln stehende Basaltkegel. Die Gipfel bilden dagegen runde Kuppen, teils mit mächtigen Felstrümmern überschüttet, teils stark mit Fichten und anderm Nadelholz bewaldet, oft aber auch bis auf ihre Spitzen angebaut.
Das ganze Gebirgsland ist stark bewohnt, etwa 80 E. auf 1 qkm. In dem höhern Teile, mit rauhem Gebirgsklima, viel Nebel, Schnee und Reif, gedeihen nur spärlich Hafer, Kartoffeln, Flachs und Futterkräuter; dagegen giebt es Holz im Überfluß, ebenso Heidel-, Preißel- und Wacholderbeeren, welche in großer Menge ausgeführt werden, sowie Eisen, Vitriol, Schwefel, Kupfer, Blei und viele Arten von Marmor, in einigen Gewässern Perlmuscheln, namentlich im Weißen Main und einigen Seitenbächen der Saale. Der früher sehr lebhafte Betrieb der Eisenerzgruben und Hüttenwerke, insbesondere der mit Holzkohle arbeitenden Hochöfen ist sehr zurückgegangen, dagegen beschäftigen Spinnerei und Weberei, Knopf-, Glas- und Porzellanfabrikation (besonders in Selb) sowie Steinschleiferei eine große Anzahl Menschen. Sehr entwickelt ist die Baumwollindustrie zumal am Rande des Gebirges (Hof, Bayreuth). Berühmt sind die Granite, die vortreffliche Politur gestatten und zu Prachtbauten weithin versendet werden. Holz- und Bretterhandel ist lebhaft, auch die Holzschleiferei gewinnt an Bedeutung. – An großen Straßen führen unter andern über das F. die von Hof über Wunsiedel nach Amberg und die von Eger über Weißenstadt nach Bayreuth. Auf der Nordwestseite wird es von der Bayr. Staatsbahn (Hof-Kulmbach) überschritten; im W., S. und SO. umziehen es Linien, die von Bayreuth nach Eger führen. Quer hindurch von N. nach S. führt die Bahn von Schwarzenbach nach Redwitz. Interessante Punkte sind Alexandersbad (s. d.) bei Wunsiedel, Berneck (s. d.) und das Sandsteinlabyrinth der Luisenburg. – Vgl. Münnich, Das F. (Dresd. 1859); Mayenberg und Müller, Kleiner Wegweiser durch das F. und den Frankenwald (3. Aufl., Hof 1890); Das F., die Fränkische und Nürnberger Schweiz (10. Aufl., in «Griebens Reisebibliothek», Berl. 1892); Eisenbach, Der Führer im F. (6. Aufl., Wunsiedel 1890); Schmidt, Führer durch das F. (ebd. 1891); Zapf, Der Sagenkreis des F. (Münchberg 1874); ders., Fichtelgebirgsalbum. Natur-, Kultur- und Geschichtsbilder (Hof 1892); Gümbel, Geognost. Beschreibung des F. (mit Atlas, Gotha 1879); Pfeiffer, Specialkarte des F. 1: 50000 (6. Aufl., Wunsiedel 1891).
Fichtelgebirgsbahn, bayr. Staatseisenbahn, von Nürnberg nach Oberkotzau mit Zweigbahnen (201,9 km, 1877‒79 eröffnet).
Fichtelsee, s. Fichtelgebirge.
Fichtenbastkäfer (Hylastes cunicularis Knoch), ein den Fichten schädlicher häufiger Bastkäfer (s. d. und Forstinsekten), von schwarzer, seltener bräunlicher Färbung, mit dicht punktiertem, fast so breitem als langem Halsschild, 4‒4,5 mm lang.
Fichtenborkenkäfer, s. Forstinsekten.
Fichteneule, Förleule oder Kieferneule (Trachea piniperda Esp.; s. Tafel: Schädliche Forstinsekten Ⅱ, Fig. 3, beim Artikel Forstinsekten), ein zu den Eulen (s. d.) gehöriger Schmetterling (30‒35 mm) mit gelbrot und grauen Oberflügeln, deren zwei mittlere weiß und roten, nach unten zusammenlaufenden Querbinden durch eine weiße Linie verbunden werden und große weiße Flecke haben. Die grüne mit drei weißen oder gelben Rückenstreifen und einem orange Seitenstreifen gezierte Raupe (Fichten- oder Kiefernraupe) ist ein gefürchteter Nadelholzverwüster. Sie bohrt sich ganz in die Maitriebe der Kiefern und Fichten ein und frißt später die alten Nadeln vollständig ab. Zur Vertilgung der unter Moos überwinternden dunkelbraunen Puppen hat man mit Erfolg Schweine in die befallenen Forsten eingetrieben.
Fichtenglucke, s. Kiefernspinner.
Fichtenharz, Sammelname für Harze verschiedener Nadelhölzer. Die westfranz. Seestrandskiefer, Pinus pinaster Sob., liefert, wenn das aus ihrem Stamm ausfließende balsamische Harz durch Verdunsten des ätherischen Öls eintrocknet, eine gelbliche, in der Hand knetbare, nach Terpentin riechende Masse, das Galipot des Handels (Resina pini Galipot, Thus). Wird der aus der Seestrandskiefer ausfließende Terpentin frisch der Destillation unterworfen, so bleibt ein Rückstand von F., welches spröder als Galipot ist, gelb bis bräunlich aussieht, undurchsichtig infolge seines Gehalts an Wasser und ätherischem Öl ist und