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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fichteninsel - Fichtner (Karl Albrecht)
unter dem Namcn Burgunderharz, gekochter l
Terpentin, Weihpech, raffiniertes Harz
M68iua pini i'^ttinata) .Handelsprodukt ist. Das
gleiche Produkt liefern in andern Gegenden lFin-
land, Osterreich) die Fichte, ?icoa vul^i-iZ ^'n/5,
und wohl auch noch andere Nadelhölzer, deren Harz
man mit oder ohne nebenhergehende Gewinnung
von Terpentinöl vom größten Teil des ätherifchen
Öls und des Wassers befreit und durch Stroh durch-
seiht. Entfernt man durch längeres Erhitzen alles
Wasser und Terpentinöl aus dem Burgunderharz,
so verbleibt als Rückstand Kolophonium (s. d.),
Geigenharz, kurzweg Harz im Handel genannt,
und heutzutage beinahe ausschließlich bei der Ter-
pentinölgewinnung in Nordamerika aus ?iim8
anLtlkUg IA'c/i. und ?inu8 taeäa. ^., zwei Fichten-
arten der Küstenlandschaften Carolinas, gewonnen.
Die F. enthalten verschiedene organische Säuren,
von denen die isomeren Pimarsäure, (^I^l^
(Schmelzpunkt 148° (). im Galipot und Bordeaux-
Kolophonium), und die Abietinsäure (Schmelzpunkt
165° ö., in amerik. Kolophonium) genauer identifi-
ziert sind. Die F., besonders das Kolophonium,
sinden Verwendung zur Firniß-, Seifen-, Siegel-
lack-, Harzöl-, Pech- und Wagenschmierfabrikation;
die alkalische Lösung, durch Alaun gefällt, ist der
Harzleim der Papicrfabrikanten; auf der Erzeu-
gung von Reibung beruht die Verwendung für die
Riemen der Treibmaschinen und für die Haare der
Geigenbogen: medizinisch dient F. als Zusatz zu
Pflastern. Wichtiger Handelsplatz für F. ist Ham-
burg, welchem 1891 225825 Doppelcentner Kolo-
phonium im Werte
von 2 034 740 M.
von Nordamerika
und 38540 Dop-
pelcentner Galipot
und Burgunder-
Harz im Werte von
608 870 M. von
Frankreich ein-
führte. Die Ver-
packung geschieht
in Fässern zu 150-300 k^ Inhalt.
Fichteninfel, Insel im SO. von Neu-
caledonien, s. Pins (Ile des); span. An-
tille, s. Pinos lIsla de).
Fichtenkreuzfchnabel, s. Kreuzschnabel.
Fichtennadeläther, ein früher durch
Destillation von Fichtennadeln mit Wein-
geist, jetzt durch Mischung von Fichtennadelöl (s.d.) >
mit Spiritus dargestelltes Produkt. Meist werden
noch eine Anzahl anderer ätherischer Öle zur Verbesse-
rung des Geruchs hinzugefügt. Eine geeignete Vor- !
schrift dazu ist folgende: 80,0 3 Fichtcnnadelöl, !
10,0 F Wacholderbeeröl, 5,03 franz. Rosmarinöl,
3,0 F Lavcndelöl und 2,0 F Citronenöl werden in
900,0 F Weingeist von 90 Proz. gelöst und die
Mischung filtriert.
Fichtennadelbäder, s. Bad (Bd. 2, S. 254 ^).
Fichtenuadelextrakt, Latschenkiefern ex-
tra kt (I^xu-acwm pwi foliorum), der durch Aus-
kochen der Fichtennadeln und Eindichten des Aus-
zugs gewonnene Extrakt. Hierbei wird die Dar-
stellung des F. mit der des Fichtmnadelöls (s. d.)
verbunden. Er dient als Znsatz zu Bädern.
Fichtennadelöl, Kiefernadelöl, Wald-
woll öl (Oleuin pini foUorum), ein durch Damps-
destillation von Fichtennadeln erhaltenes äthen-
sches Öl, das dem Terpentinöl nahe verwandt,
wenn nicht damit identisch ist. Dem F. wird Heil-
kraft zugeschrieben; es ist jedoch nicht offizinell.
Fichtennadelröte, s. Fichtenritzenschorf.
Fichtenrinde, nach der Eichenlohe das Haupt-
gerdematerial, besonders in den Gebirgsgegen-
den von Deutschland und Österreich. Sie wird zum
Gerben mit Spiegelrinde oder Knoppern u. s. w. ver-
mischt. Zu ihrer Gewinnung werden in den Fichten-
Hochwaldungen die Mittel- und kleinen Bauhölzer
sofort nach dem Fällen gefchält. Gute F. ist auf der
Innenseite gelblich bis bräunlich und glatt, auf der
Außenseite rotbraun und mit dünner, feinschuppiger
Borke versehen. Der Gerbstoffgehalt schwankt je nach
Alter, Lage und Standort zwischen 2,5-14 Proz.
Am gerbstosfreichsten (8-10 Proz.) sind die Rinden
von 30- bis 60jährigen Bäumen. Man rechnet in
der Praxis, daß zwei Teile Fichtenlohe einen Teil
Eichenlohe ersetzen.
Fichtenritzenfchorf, ein parasitischer Pilz lll>3-
türwm in^cro^orum 2i. N"-t.), der die sog. Fick-
tennadelröte oder Fichtenschütte erzeugt. Die
Nadeln der vorjährigen Triebe werden krank, bräun-
lich und fallen ab. Namentlich in neuerer Zeit hat
sich diese Krankheit in Deutschland sehr verbreitet.
Am empfindlichsten scheinen die Fichten im Alter von
10 bis etwa 40 I. von dem Pilz befallen zu wer-
den. Erholen sich auch sehr.viele wieder, so leidet
doch der Zuwachs Schaden. ^omvxa.
Fichtenrost, soviel wie Fichtennadelrost,s. Obr^-
Fichtenfchütte, s. Fichtenritzenschorf.
Fichtenfchwärmer,T an nen pf eil,Kiefern-
oder Föhren-
schwärmer (v6i-
lopdila i)iug.8ti'i
/>.), ein ziemlich
großer aschgrauer
Abendschmettcr-
ling mit drei
schwarzen Linien
auf den Vorder-
_ ^ ^" flügeln, dessen
grün- und gclb-
gejtreifte, mit einer roten Rückenbinde ver-
sehene, fast singerlang werdende Raupe die
Nadelholzbäume verwüstet und zuweilen, wie
1837 und 1838 in der Annaburger Heide,
ziemlichen Schaden anrichtet. Die Raupe
verpuppt sich in der Erde und die Puppe
überwintert. Der Schmetterling, der pfeil-
schnell fliegt, kriecht im Mai und Juni aus. Ob-
gleich weit größer als die Raupe der Fichteneule,
ncktet sie doch weniger Schaden an, da sie nur
selten massenhaft vorkommt und stark von Schlupf-
wespen heimgesucht wird. (lH. beistehende Figur.)
Fichtenfpargel, s. Monotropa.
Fichtenfpinner, s. Prozessionsspinner. Als F.
wird ost auch der Kiefernspinner (s. d.) bezeichnet.
Fichtner, Karl Albrecht, Schauspieler, geb.
7. Juni 1805 zu Coburg, wurde 1820 Mitglied
dcr Köhlerschen Gesellschaft, mit der er in Offen-
bach, Pforzheim, Hagenau, Straßburg und Baden-
Baden spielte, und kam 1822 an das Theater an
der Wien. Bald ging er indes zum Vurgtheater
über, auf dom er 5. Äug. 1824 als Pete/in Ifj-
lands "Herbsttag" zum erstenmal austrat und dem
er bis 31. Jan. ^865 angehörte. F. starb 19. Aug.
1873 zu Gastein. Besonders in der Darstellung von
Liebhabern und jugendlichen Helden hat er Vor-