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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fieser - Fiesole (Mino da)
Cybö, Giovanni Luigi F.s Gemahlin. Die Fa-
milie der F. ist erloschen. - Die Verschwörung
des F. ist in Dichter- und Geschichtswerken viel-
fach, zum Teil aber mangelhaft behandelt worden.
Zu nennen sind von erstern außer Schillers Trauer-
spiel die Tragödie "I'i^HUL" von I. I. A. Ancelot,
welche der wirklichen Geschichte widerspricht, und
der Roman des Giov. Campiglio "11 cont6 äi
I^Äv^Fna" (Mail. 1822); von Geschichtswerken sind
erwähnenswert: A. Mascardi, "1^3. couFinrg. äi
1^." (Antw. 1629), wovon Kardinal Retz einen
schwachen Abklatsch geliefert; Spinola, "Oocunienti
i8p3.ii0-36Q0V68i äeii'Hickivio ä6 8iinaQCll3 " (in
den "^.tti äeilH ZociLtü. 1^iZnr6 äi gtorig. patriH",
Bd. 8); Reumont, "Eleonora Cybo und ihre An-
gehörigen" sin den "Beiträgen zur ital. Geschichte",
Bd. 4, Verl. 1855); Brea, "suila. couFwi-H äei conw
^. I.. ^i680Qi" (ebd. 1864); Canale, "3toi'iH äsli^
I6pndd1ie3. äi Oönova 1528-50, 08813.16 con^iure
ä6i ^i63Hi 6 (Mo" (Genua 1874); Garozzo, "I^uovi
äocumsuti Lulia. cou^iura äsi (^onto 6. 1^. 1^."
(ebd. 1886); der treffliche Aufsatz von Belgrano
im "^rckivio 8t0ric0 itaiiano", Ser. III, Bd. 4,
S< 216; Staffetti, "1^3. con^iuilz, äel l'. 6 la, corte
äi i0303.ua: äocnnisuti iii6s!iti" (Genua 1892).
Fieser, Emil, liberaler Politiker, geb. 8. April
1835, studierte in Heidelberg und Ireiburg die
Rechte, wurde 1864 Amtsrichter in Offenburg, 1868
Staatsanwalt in Villingen, 1870 in gleicher Eigen-
schaft nach Konstanz versetzt, 1879 Landgerichtsrat
in Karlsruhe, 1882 erster iÄtaatsanwalt und 1890
Landgerichtsdirektor daselbst. Seit 1873 ist F. Ab-
geordneter im bad. Landtag. Er schloß sich den
Nationalliberalen an und stand bald mit an der
Spitze dieser Partei in Baden. Insbesondere aus
dem Gebiete der Kirchenpolitik bekämpfte F., der
selbst Altkatholik ist, in der vordersten Reihe die
Ansprüche des Klerikalismus. Dem Reichstage ge-
hörte F. 1887-90 für Karlsruhe-Bruchfal an.
Fiefole, Stadt in der ital. Provinz Florenz,
mit Florenz (7 Km) durch eine villenbefetzte Straße
und elektrische Bahn verbunden, in 295 m Höhe auf
einem Zügel, dessen Gipfel an Stelle der alten
Burg ein Franziskanerkloster mit herrlicher Aussicht
trägt, ist Residenz des Iefuitengenerals und Sitz
eines Bischofs und hat (1881) 4649, als Gemeinde
13888 E., eine Kathedrale (1028-1201), jetzt reno-
viert, eine dreischiffige Basilika mit schönen Fresken
und Reliefs, einen bifchöfl. Palast, Iesuitmkolleg
und zwei alte Kirchen, Sta. Maria Primerana
(10. Jahrh.) und Sant' Alessandro mit 15 antiken
Säulen, Reste etrusk. Mauern und eines Theaters
(16 Sitzreihen); Steinbrüche und bedeutende Stroh-
flechterei, 1km entfernt Badia di F., ein 1028 ge-
gründetes, von Vrunellcschi neu erbautes Kloster
mit schöner Loggia. Es war zeitweis Aufenthalt
Picos von Mirandolaund ist jetzt adlige Erziehungs-
anstalt. - ^a.68ula,<3 war einer der bedeutendern
Orte Etruriens und eine der 12 Vundesstätten. Die
Römer erlitten hier 225 v. Chr. durch die Gallier
eine Niederlage. Sulla kolonisierte F. mit seinen
Veteranen. Später wurde es Hauptwaffenplatz Ca-
tilinas. Stilicho schlug hier 406 n. Chr. 200000
Vandalen, Alanen, Sueven und Vurgundionen
unter Radagais. Die Stadt wurde 539 von Belisar
belagert und 1010 von den Florentinern einge-
nommen und zerstört.
Fiefole, Fra Giovanni Veato Angelico da, mit
fcinem weltlichen Namen Guido da Pictro, oft
nur Fra Angelico genannt, ital. Maler, geb.
1387 zu Vicchio im Gebiete von Mugello, trat 1407
mit seinem, als Miniaturmaler wirkenden Bruder
zu F. bei Florenz in den Dominikanerorden. Die
kirchlichen Streitigkeiten, namentlich der Zwie-
spalt bei der Papstwahl, störten auch den Frieden
seines Klosters, infolgedessen sich F. zu einer län-
gern Wanderung genötigt sah. In Cortona, wo-
selbst in San Domenico seine thronende Madonna
mit vier Heiligen und Engeln noch erhalten ist,
Siena und andern Orten weilend, lernte er be-
sonders den reichen Zauber der Sieneser Schule
kennen, die seinem verwandten, tiefpoet. Gemüt
eine bestimmte Richtung gab. Als dann die Brü-
derschaft in dem von den Mediceern errichteten
Kloster San Marco in Florenz seit 1442 eine blei-
bende Stätte gesunden, schuf F. hier die herrlichsten
seiner von lauterster Andacht und Herzensinnigkeit
beseelten Werke. Hervorzuheben sind von diesen im
Kreuzgange: Christus am Kreuz, Der heil. Petrus
Martyr, Christus mit den Wundmalen, Christus
als Pilger; im Kapitelsaal eine große Kreuzigung
mit 20 Heiligen, in denen die schmerzliche Teil-
nahme an dem Opfertode des Heilands den ergrei-
fendsten Ausdruck gefunden bat, ferner im ersten
^tock die Verkündigung. 1447 ging er nach Or-
vieto, wo er in der Capella Nuova des Doms die
Altarwölbung ausmalte: Christus in der Glorie
als Weltrichter, zu beiden leiten Propheten und
Heilige. Papst Martin V. berief ihn nach Rom, wo
er in der Nikolauskapelle des Vatikans großartige
Fresken aus dem Leben der Heiligen Laurentius
und Stephanus entwarf. An Tafelbildern besitzt u. a.
dieUfsiziengalerie in Florenz eine herrliche Madonna
zwischen Heiligen und 12 musizierenden Engeln, die
Akademie daselbst eine Kreuzabnahme Christi, Ge-
schichte des heil. Cosmas und Damianus; ferner
das Berliner Mufeum das Jüngste Gericht (drei-
teilig), eins der Hauptwerke des Künstlers, das
Louvre in Paris eine Krönung Maria. Er starb
1455 in Rom, wo sich in Sta. Maria sopra
Minerva sein Grabstein befindet. Die kath. Kirche
hat F. zum Range eines Seligen (Ve^to) erhoben.
F. ist der Maler des reinen Katholicismus im
Sinne mittelalterlicher Schwärmerei. Er gehört
eigentlich nicht zu den großen Neuerern der Flo-
rentiner Schule, deren Kraft und männliche Energie
ihm fern blieb; vielmehr gleicht er einem Meister
des 14., der sich in das 15. Jahrh, verloren hat
und nun ganz allgemein die Ergebnisse der neuen
Kunstübung sich zu eigen macht. - Vgl. E. Förster,
Leben und Werke des Fra Giov. da F. (Negensb.
1859)^ Ley, Fiesole (Lond. 1886).
Fiesole, Mino da, eigentlich Mino di Gio-
vanni, florentin. Bildhauer, geb. 1431, war ein
Schüler des Defidcrio da Settignano. Er zeichnete
sich durch große Geschicklichkeit und monumentalen
Sinn sowie durch lebhafte Phantasie aus, ohne
doch an sorgfältiger Naturbeobachtung und Durch-
führung feiner Werke seinen großen Zeitgenossen
Desiderio, Rossellino und Verrocchio gleichzukom-
men. Längere Zeit scheint er in Rom thätig ge-
wesen zu sein und eine förmliche Werkstatt gehalten
zu haben, sodaß der Charakter der röm. Skulpturen
am Ende des 15. Jahrh, wesentlich durch ihn be-
stimmt wurde. Seine bedeutendsten Werke sind die
Grabdenkmäler in der Vadia zu Florenz, im Dom
von Fiesole, das Grabmal Pauls II. in den Grotten
des Vatikans, das des Kardinals Fortiguerra in