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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Flaschner - Flaubert

Flaschner, soviel wie Klempner.

Flasergabbro, Gestein, s. Gabbro.

Flassan (spr. -áng), Gaetan Raxis, Graf von, franz. Diplomat und Geschichtschreiber, geb. 1760 zu Bedouin im Depart. Vaucluse, trat 1787 in die Kriegsschule, wurde später Abteilungschef im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, ging aber während der Revolution zur Armee des Prinzen von Condé nach Koblenz. Nach dem 18. Brumaire (9. Nov. 1799) kehrte er nach Frankreich zurück und wurde Lehrer an der Kavallerieschule in St. Germain-en-Laye, dann Historiograph des Auswärtigen Amtes und 1814 der franz. Gesandtschaft zum Wiener Kongreß beigegeben. Er starb 20. März 1845 zu Paris. F. schrieb im Auftrag Napoleons Ⅰ. eine «Histoire générale et raisonée de la diplomatie française jusqu’au 10 août 1792» (6 Bde., 1808; 7 Bde., 1811) und die oberflächliche «Histoire du congrès de Vienne» (3 Bde., 1829; deutsch von Hermann, 2 Bde., Lpz. 1830).

Flathe, Heinr. Theod., Historiker, geb. 1. Juni 1827 in Tanneberg bei Rossen, studierte Philologie und Geschichte in Leipzig, wurde 1850 Lehrer am Gymnasium zu Plauen und 1866 Professor an der Fürstenschule zu Meißen. Seine litterar. Thätigkeit ist vorzugsweise auf die sächs. Specialgeschichte gerichtet. Außer verschiedenen Monographien in von Webers «Archiv für sächs. Geschichte» erschienen von ihm die Neubearbeitung und Fortsetzung von E. W. Böttigers «Geschichte des Kurstaats und Königreichs Sachsen» (3 Bde., Gotha 1867‒73, in Heeren und Ukerts «Geschichte der europ. Staaten»); ferner die Neubearbeitung von Engelhardts «Vaterlandskunde des Königreichs Sachsen» (3. Aufl., Lpz. 1877), «St. Afra. Geschichte der königlich sächs. Fürstenschule zu Meißen» (ebd. 1879), «Katechismus der allgemeinen Weltgeschichte» (2. Aufl., ebd. 1884), «Das Zeitalter der Restauration und Revolution 1815‒51» (in Onckens «Allgemeiner Geschichte in Einzeldarstellungen», Berl. 1883), «Die neueste Zeit» (in der «Allgemeinen Weltgeschichte» von Th. Flathe, Hertzberg u. s. w., ebd. 1887 fg.), «Deutsche Reden» (2 Bde., Lpz. 1893‒94).

Flatheads (spr. flätt’hedds), eigentlich Selisch (Salish), Indianerstamm, ehemals zwischen Bitter-Root und dem Felsengebirge, am Flathead- und Clarke-River verbreitet. Der Name hat mit Flachkopf nichts zu thun, da die Sitte des Kopf-Abplattens ihnen stets unbekannt war. Sprachlich gehören die F. zum sog. Tschaili-Selischstamm. Die Sprache ist durch eine lateinisch geschriebene Grammatik des Jesuiten G. Mengarini sowie ein ausführliches Lexikon des Kalispel- oder Kullespelmdialekts näher bekannt. Heute leben die wenigen Überreste (etwa 1000) in einer Reservation im Süden des Flatheadsees. Den F. verwandt sind die Okanagen und Shushwap in Britisch-Columbia, sowie die Stämme vom Puget-Sund und des südöstl. Teils der Vancouver-Insel.

Flatholm, Insel im Bristolkanal, zur engl. Grafschaft Somerset gehörig, im S. von Cardiff, 2⅓ km im Umfang, ist mit Leuchtturm und Batterien versehen.

Flatow. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Marienwerder, hat 1526,24 qkm, (1890) 65156 (31887 männl., 33269 weibl.) E., 5 Städte, 107 Landgemeinden und 56 Gutsbezirke. – 2) F., poln. Zlotowo, Kreisstadt im Kreis F., 136 km im SW. von Marienwerder, zwischen drei Seen, in 117 m Höhe, an der Glumia und der Linie Schneidemühl-Konitz-Dirschau der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Konitz), Steuer- und Katasteramtes, hat (1890) 3852 E., darunter 1368 Katholiken und 402 Israeliten, Post zweiter Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, Reichsbank-Warendepot, Vorschußverein; je eine evang. und kath. Pfarrkirche, kath. St. Rochuskapelle, Maschinenfabrikation, Spiritusraffinerie, Destillation, Tischlerei, Bierbrauerei; Ackerbau und Torfgräberei. Die Herrschaften F. (18947 ha) und Krojanke (5472 ha) mit 11865 ha Wald gehören dem Prinzen Friedrich Leopold von Preußen.

Flat races (engl., spr. flätt rehßĕs), Flachrennen (s. d.).

Flattergras, s. Milium.

Flatterhörnchen, s. Eichhörnchen.

Flattermaki, s. Pelzflügler.

Flatterruß, die im obern Teil der Schornsteine sich abscheidende voluminöse, stockige, kohlige Masse, zum Unterschiede von Glanzruß, der sich in der Nähe der Feuerung als kompakte, glänzende, vorzugsweise aus teerigen Bestandteilen bestehende Substanz ablagert.

Flattertiere, s. Fledermäuse.

Flatterulme, s. Ulme.

Flattieren (frz.), schmeicheln; Flatteur (spr. -töhr), Schmeichler; Flattĕrie, Schmeichelei.

Flatulénz (lat.), Blähsucht, Blähungsbeschwerden, s. Blähungen; flatulént, blähend, blähsüchtig.

Flatus (lat.), s. Blähungen.

Flatz, rechter Nebenfluß des obern Inns im Oberengadin. Der F. entspringt als Berninabach aus dem Lago Nero (2222 m), auf der Höhe des Berninapasses, fließt nach NW. und mündet, 19 km lang, bei Samaden. In seiner obern Thalstufe empfängt er rechts den Bach des Val da Fain; in der mittlern, in welcher er in einer Reihe prächtiger Wasserfälle abstürzt, links den Abfluß des Morteratschgletschers. Durch den Engpaß von Puntota bei Pontresina tritt er in die unterste Thalstufe, in der er nach Aufnahme des Rosegbachs (links) den Namen F. annimmt, der allmählich durch die Bezeichnung Berninabach verdrängt wird.

Flau, kraftlos, matt, schwach, dient in Börsenberichten zur Bezeichnung der Stimmung, bei Waren soviel wie wenig verlangt, wenig abgesetzt.

Flaubert (spr. flobähr), Gustave, franz. Romanschriftsteller, geb. 12. Dez. 1821 in Rouen, bereiste mit seinem Freunde Maxime Du Camp 1849‒51 den Orient (Ägypten, Nubien, Syrien, die Türkei) und prüfte und sammelte lange seine Kraft, ehe er als Schriftsteller hervortrat. Eine erste größere Arbeit «La tentation de Saint-Antoine», ein an Quinets (s. d.) Ahasver anknüpfender philos.-archäol. Visionsroman, ist erst spät erschienen (1874), als F. schon lange sein von ihm selbst nicht wieder übertroffenes Meisterwerk «Madame Bovary» (2 Bde., 1857; Édition définitive, Par. 1873; deutsch Dresd. 1892 und in der Kollektion Hartleben, Wien 1894) veröffentlicht hatte. Dieser Roman ist der Ausgangspunkt des modernen franz. Naturalismus, der leidenschaftslos und genau die physische Wirklichkeit darstellt und dem das Unbedeutende und Bedeutende gleich wichtig ist. F. ist nicht der Gedanke, sondern die Ausführung die Hauptsache; der Dichter hat das Höchste erreicht, wenn es ihm gelungen, ein aus schärfster, anhaltender Beobachtung hervorgehendes, mit rücksichtsloser Genauigkeit und kalter Unerbittlichkeit ausgeführtes Bild wirklicher Vorgänge zu zeichnen.