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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Förster (Franz) - Förster (Heinr.)
söhn von Jean Paul Friedrich Richter hat F^ 1826
-38 an der Herausgade von dessen Nachlaß und
Briefwechsel den hauptsächlichsten Anteil gehabt.
Unter anderm schrieb er von "Wahrheit aus Jean
Pauls Leben" (8 Bde., Bresl. 1827-33) die fünf
letzten Bände, verfaßte eine kürzere Biographie des
Dichters für die Ausgabe von dessen "Ausgewähl-
ten Werken", Bd. 16(Berl. 1849), und gab den
"Papierdrachen" (2Tle., Franks. 1845) sowie "Polit.
Nachtlänge von Jean Paul" (Heidelb. 1842) und
"Denkwürdigkeiten aus dem Leben von Jean Paul
Friedr. Nichter" (4 Bde., Münch. 1863) heraus.
Eigene dichterische Versuche veröffentlichte F. in
einem Vändchen "Gedichte" (Lpz. 1854). Nach Be-
endigung der "Denkmale deutscher Kuust" begann
F. die "Geschichte der ital. Kunst" (5Vde./Lpz.
l869 -78) und die "Denkmale ital. Malerei"
(4 Bde., ebd. 1869 - 82). Bei seinen wiederholten
Reisen in Italien hat F. manche wicbtige kunst-
geschichtliche Entdeckungen gemacht. Aus seinem
Nachlaß erschien die Selbstbiographie "Aus der
Jugendzeit" (Stuttg. 1887).
Förster, Franz, Rechtsgelehrter, geb. 7. Juli
1819 zu Vrcslau, war 1850-58 Kreisrichter in
Löwenberg, dann Appellationsgerichtsrat in Greifs-
wald, wurde 1874 Wirkl. Geh. Oberregierungsrat
und Direktor im Kultusmiuisterium für Kirchen-
angelcgenheiten; er arbeitete die Entwürfe der Grund-
buchordnuug, der Vormundschaftsordnung und der
neuen Gerichtsverfassung aus. F. starb 8. Aug.
1878. Er ist verdient um die wisseuschaftliche Be-
handlung des preuß. Rechts in den Werken "Klage
und Einrede nach preuß. Recht" (Brest. 1857),
"Preuß. Grundbuchrecht" (Berl. 1873) und nament-
lich "Theorie und Praxis des heutigen genieinen
preusi. Privatrechts" (ebd. 1864-73; seit der 4. Aufl.
von Eccius bearbeitet; 6. Aufl. in 4 Vdn. 1892).
Förster, Friedrich, histor. Schriftsteller und
Dichter, Bruder von Ernst F., geb. 24. Sept. 1791
zu Münchengosserstädt, studierte zu Jena Theo-
logie, dann Archäologie und Kunstgeschichte. 1813
trat er in das Lützowsche Freikorps, wurde in
den folgenden Feldzügen mehrmals verwundet und
avancierte zum Offizier. Nach feiner Rückkehr ans
Paris, wo er bei Zurückfordcrung der Kunstschätze
thätig war, wurde er in Berlin Lehrer an der Ar-
tillerie- und Ingenieurschule, 1817 als Verfasser
mehrerer Aufsätze in der "Nemesis" aus dem königl.
Dienste entlassen, auch in seiner neuen Thätigkeit
an der Universität gehemmt. Nachdem er seit 182)
die "Neue Berliuer Monatsschrift", dann 1823-26
die "Vossische Zeitung" und 1827-30 in Verbin-
dung mitHäring (Wilibald Alexis) das neue "Ber-
liner Konversationsblatt" redigiert hatte, unter-
nahm er eine Kunstreise nacb Italien und erhielt
nach seiner Rückkehr eine Anstellung bei der königl.
Kunstkammer in Berlin, wo er 8. Nov. 1868 starb.
Von F.s histor. Schriften sind zu erwäbnen: "Bei-
träge zur neuern Kriegsgeschichte" (Berl. 1815),
"Der Feldmarschall Blücher und seine Umgebun-
gen" (Lpz. 1821), "Friedrichs d. Gr. Jugendjahre,
Bildung und Geist" (Berl. 1822), "Grundzüge der
Geschickte des preuß. Staats" (2 Bde., ebd. 1818)
und "Handbuch der Geschichte, Geographie und
Statistik des preuß. Reichs" (3 Bde.', ebd. 1820
-22). Mit den Schriften "Ungedruckte eigenhän-
dige vertrauliche Briefe und amtliche Sckreiben
Albrechts von Wallenstein" (3 Bde., 1828-29),
"Preußens Helden in Krieg und Frieden. Die Ge-
schichte Preußens seit dem Großen Kurfürsten bis
zum Ende der Freihmsmege" (7 Tle., Verl. 1846
u. ö.), "Albrecht von Wallenstcin" (Potsd. 1834)
und "Wallensteins Prozeß" (Lpz. 1844) hat er viel
zur Aufhellung der Pläne und Absichten dieses
Feldherrn und besonders der Motive zu feiner
Ermorduug beigetragen. Diesen Arbeiten reihen
sich noch an: "Friedrich Wilhelm I., König von
Preußen" (3 Bde., Potsd. 1834-35) und das Werk
"Die Höfe und Kabinette Europas im 18. Jahrh."
(3 Bde., nebst Urkundenbuch, 2 Bde., ebd. 1836-39).
Später schrieb F. eine Reihe populärer histor.
Werke, wie: "Leben und Thaten Friedrichs d. Gr."
s2. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1842), "Christoph Columbus"
l2. Aufl., 3 Bde., ebd. 1846). Seine Kriegslieder,
Romanzen, Erzählungen und Legenden vereinigte
F. in einer Sammlung u. d. T. "Gedichte" (2 Bdchn.,
Verl. 1838). In "Peter Schlemihls Heimkehr"
(2. Aufl., Lpz. 1849) lieferte er eiue Fortsetzung/zu
der Dichtung Chamissos. Außerdem bearbeitete er
mehrere Stücke Sbakespeares und einige kleinere
Lustspiele für die Bühne und verfaßte das histor.
Drama "Gustav Adolf" (Berl. 1833); auch wirkte
F. mit bei der Herausgabe der Werke Hegelß. F.
ist der Gründer des Wissenfchaftlichen Kunstvercins
zu Berlin, dem er lebenslang als Sekretär an-
gehörte. Nach seinem Tode erschien der Anfang
einer Selbstbiographie u. d. T. "Kunst und Leben"
(hg. von Klette^ Lpz^ 1873).
Förster, Heinr., Fürstbischof von Vreslau, geb.
24. Nov. 1800 zu Großglogau, studierte zu Vreslau,
erhielt 1825 die Priesterweihe, wurde Kaplan zu
Liegnitz, dann Pfarrer zu Laudshut; 1837 als
Domherr, erster Domprediger und Inspektor des
Klerikalseminars nach Breslau berufen, begründete
er in dieser Stellung seinen Ruf als einer der
bedeutendsten Kanzelredner der kath. Kirche in
Deutschland. Gelegentlich der sog. "christkatho-
lischen" Vewegnng (1844) in Schlesien trat er als
entschiedener Vorkämpfer des röm.-kath. Kirchen-
tums auf. An der Synode deutscher Bischöfe (1848)
zu Würzburg nahm er teil als Vertreter feines
Freundes Diepcnbrock sowie mit diesen: an der
Deutschen Nationalversammlung zu Frankfurt a. M.
Nach Diepeubrocks Tode wurde F. 19. Mai 1853
zu dessen Nachfolger im Bistum Breslau gewählt.
Das Verdikt Roms gegen die Lehren Günthers
brachte ihn in Konflikt zunächst mit Joh. Baptist
Baltzer (s. d.), sodann mit der Vreolauer kath.-
theol. Fakultät und deren staatlich begründeten
Stellung. Auf dem Vatikanischen Konzil gehörte F.
zu den Gegnern des Iufallibilitütsdogmas; später
unterwarf er sich demselben und schritt gegen die
Opponenten in der Vreslauer theol. Fakultät ein.
Nachdem F. wegen Zuwiderhandlungen gegen die
Maigesetze eine Reihe von Geldstrafen auferlegt
worden war, wurde durch den obersten kirchlichen
Gerichtshof das Absetzungsverfahren gegen ihn
eingeleitet und F. durch rechtskräftiges Urteil vom
6. Okt. 1875 seines Amtes entsetzt. Seitdem lebte
er, auf den österr. Teil seiner Diöcese beschränkt,
auf Schloß Johannisberg in Böhmen, wo er 20. Okt.
1881 starb. Unter seinen zahlreichen Veröffent-
lichungen find zu nennen: "Der Ruf der Kirche in die
Gegenwart" (4.Aufl., 2Vde., Negensb. 1879),"Die
chri'stl. Familie" (5. Aufl., ebd. 1879), "Kardinal
Diepenbrock. Ein Lebensbild" (Vresl. 1859; 3. Aufl.
Regensb. 1878), die "Gesammelten Hirtenbriefe
aus den 25 Jahren 1853-78" (2 Bde., Regensb.
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