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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Förster (Karl August) - Foerster (Wilh.)
1880) und "Abschiedsgabe, Predigten auf die Sonn-
und Festtage nebst Gelegenheitsreden" (2 Bde., ebd.
1880); seine "Gesammelten Kanzelvorträge" (6 Bde.
u. Anhang, Vresl. 1849) sind 1878-79 in 4. ii.
5. Aufl. erschienen. - Vgl. Franz, I)r. H. F., Fürst-
bischof von Vreslau, ein Lebensbild (Neisse 1875).
Förster, Karl August, Dichter und Übersetzer,
geb. 3. April 1784 zu Naumburg an der Saale,
studierte seit 1800 Theologie in Leipzig, wnrde
1806 Adjnnkt und 1807 Professor am Kadettenhause
zu Dresden, wo er 18. Dez. 1841 starb. F. trat
zuerst mit der Übersetzung von "Petrarcas Gedich-
ten" s2Tle., Lpz. 1818-19; 3. Aufl. 1851) hervor,
der Übersetzungen aus Tasso und Dante folgten.
Sein "Abriß der allgemeinen Litteraturgeschichte"
(Bd. 1-4, Abteil. 1, Lpz. 1827-30) blieb unvollen-
det. Die von Wilh. Müller begonnene "Vibliothct
deutscher Dichter des 17. Jahrh." wurde von ihm
fortgeführt und 1838 mit dein 14. Bande geschlossen.
F.s zum Teil sehr ansprechende Gedichte, deren
mebrere von Weber u. a. in Musik gesetzt wurden,
erschienen nach seinem Tode mit einem Vorwort
von Ludw. Tieck (2 Bde., Lpz. 1843).
Förster, Ludw., Ritter von, Baumeister, geb.
8. Okt. 1797 iu Vayreuth, gest. 16. Juni 1863 in
Gleichenberg in Steiermark, besuchte die Akademien
zu München und Wien. Unbefriedigt von dem klassi-
schen Stil seines Lehrers Nobile, wandte sich F. der
ital. Renaissance zu. Bereits 1844 entwarf er die
ersten Projekte einer Erweiterung des alten Wiens,
welche später teilweise nach andern Ideen durchge-
führt wurde. Durch seine Schüler, wie van der Null,
wurde F. der Begründer der heutigen Architekten-
schule Österreichs, auch erwarb er sich durch das von
ihm begonnene Fachorgan, die "Bauzeitung" (seit
1836 in Wien), große Verdienste. Seine eigenen
Bauten zeigen den Beginn des Aufschwungs; fo die
prot. Kirche im Bezirk Mariahilf, die Elisabethbrücke
(1854), der israel. Tempel, das Palais Todesco.
Auch am Arsenal war er mit Hansen beschäftigt. In
der Anwendung mittelalterlicher Stile erwies er
sich indessen weniger glücklich.
Förster,Richard, Altertumsforscher, geb. 2.März
1843 zu Gorlitz, studierte in Jena und Vreslau
klassische Philologie und war bis 1873 Lehrer am
Maria-Magdalenen'Gymnasium in Vreslau. 1868
habilitierte er sich an der dortigen Universität, war
1868-70 als Stipendiat des Archäologischen In-
stituts in Italien und Griechenland und wurde
1873 außerord. Professor der klassischen Philologie
in Vreslau, 1875 ord. Professor in Rostock, 1881
in Kiel, 1890 iu Vreslau. Er veröffentlichte u. a.:
"Hua68ti0N68 äo kttractiouk Liiuiitiationnin i'tilHti-
varuin" (Berl. 1868), "Der Raub und die Rückkehr
der Persephone in ihrer Bedeutung für^die Mytholo-
gie, Litteratur- und Kunstgeschichte" (^tuttg. 1874),
"Francesco Zambeccari und die Briefe des Liba-
nios" (ebd. 1878), "Farnesina-Studien" (Rostock
1880) und gab die "3cript0i'68 pli^io^nomici
Fi-aeci et wtini" (2 Bde., Lpz. 1893) heraus.
Foerfter, Wendelin, Romanist, geb. 10. Febr.
1844 zu Wildschütz bei Trautenau (Böhmen), stu-
dierte, nach vollendetem theol. Kursus auf dem
bischöft. Alumnat zu Köuiggrätz, 1865-68 klassische
Philologie in Wien, war 1868-74 Gymnasiallehrer
in Brunn, dann in Wien, wo er sich Ostern 1874 für
roman. Philologie habilitierte'. Herbst 1874 wurde
er Professor in Prag, 1876 Diez' Nachfolger in Bonn.
F. ist einer der thätigsten und umsichtigsten Heraus-
geber altfranz. Terte. Wichtig sind besonders die
Ausgaben von "^ioi 6t Nii-adei" und "Nlis cls
8t. 6i1i6" (2Bde., Heilbr. 1876-82), "I.i cli6va1i6i'8
2.8 ä6N8 68P668" (Halle 1877) und die Ausgabe von
"ChristianvonTroyes'sämtlichen Werken"(Bd.1-3,
ebd. 1884-90), die "Altfranz. Bwüothek" (Bd. 1-
11, Heilbr. und Lpz. 1879-87), und deren Erwei-
terung "Roman. Bibliothek" (Bd. 1 - 10, Halle
1888-93). Ferner gab F. heraus "Niokai'8 Ii
diau8" (Wien 1874), "I^K8 moc^äHäeL äel (^ill ä6 v.
(^uiiisni ä6 ^3.8tr0" (Bonn 1878), Rob. Garniers
"1^36(1168" (4 Bde., Heilbr. 1882-83), "Freundes-
briefe an Fr. Diez" (Vonn 1894) u. a. Außer seinen
Arbeiten im Gebiete der roman. Grammatik und der
Etymologie, fowie des altfranz. Wörterbuches, sei
noch auf seine Untersuchungen über die Anfänge der
Artussage in Frankreich hingewiesen, wodurch die
anglo-normann. und walische Vorstufe endgültig be-
seitigt und die Bretagne als Quelle aufgestellt wurde.
Foerster, Wilh., Astronom, geb. 16. Dez. 1832
zu Grünberg in Schlesien, studierte seit 1850 in
Berlin Mathematik und Naturwissenschaften, seit
1852 in Bonn unter Argelanders Leitung aus-
schließlich Astronomie. Nachdem er 1854 mit der
Schrift "D6 altituclius poli V0nii6n8i" promoviert
batte, ward er 1855 als zweiter Assistent bei der
Berliner Sternwarte angestellt und war seitdem bis
1862 fast ausfchließlich mit Beobachtungen und Be-
rechnungen von Planeten und Kometen beschäftigt.
Inzwischen hatte sich F. 1857 für Astronomie an der
Universität habilitiert, war 1860 zu-.n ersten Assi-
stenten der Sternwarte aufgerückt und erhielt 1863
eine außerord. Professur an der Universität. Nach-
dem er 1863-65 mit der interimistischen Leitung der
Berliner Sternwarte betraut gewesm war, wurde
er im März 1865 definitiv zu deren Direktor er-
nannt. Seitdem war F. auch als Herausgeber des
Berliner "Astron. Jahrbuchs" sowie als Mitarbeiter
an der "Europ. Gradmessung" (bis 1368) und dann
eine Zeit lang als Schriftführer dsr Astronomischen
Gesellschaft thätig. Ende 1868 ward F. unter Beibe-
haltung seines Lehramtes und seiner Stellung als
Astronom zum Direktor der Normalaichungskom-
nnssion des Norddeutschen Bundes (seit 1871 des
Deutschen Reichs) und damit zur Leitung der deut-
schen Mas^ und Gewichtsorganisation auf Grund des
metrischen Systems berufen. Seine wissenschaftlichen
Arbeiten hat F. hauptsächlich in den "Astron. Nach-
richten" und dem "Berliner astron. Jahrbuch" nieder-
gelegt ; außerdem einzelne Arbeiten über Messen und
Wägen in den von ihm herausgegebenen "Metro-
nomischen Beiträgen" (Heft 1-3, Verl. 1878-82)
und in den Publikationen des Internationalen
Komitees für Maß und Gewicht, zu dessen Vorsitzen-
den er 1891 ernannt wurde. Regelmäßige populäre
^ astron. Mitteilungen hat F. in den jährlich von ihm
herausgegebenen astron.Maierialienzum "Königlich
preuß. Normal-Kalender" seit dem Jahrgang 1872
niedergelegt. Diese "Populären Mitteilungen" er-
schienen gesammelt in 2 Bänden 1879 und 1884.
Ferner gab F. heraus eiue "Sammlung wissenschaft-
licher Vorträge", welche sich hauptsächlich auf die
Eutwickluugsgeschichte der Astronomie beziehen
und Lebensbilder mehrerer großer Forscher ent-
halten (3 Bde., Verl. 1876, 1887 u. 1890, die
beiden letzten Bände u. d. T. "Sammlung von Vor-
trägen und Abhandlungen"). Außerdem gab er den
5. Band der "Beobachtungen" der Berliner Stern-
warte (1884) heraus und eine Sammluug streng