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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fortifikation
nötige Stabilität der Türme ist so berechnet, daß
beim heftigsten Sturm (273,5 1^ Winddruck pro 1 hm
Fläche) das eigene Gewicht der Brücke noch doppelte
Sicherheit gegen ein Umkippen bietet. Die sich
daraus ergebende untere Breite der Türme ist
36,575 in. Nach oben nimmt die Breite aus Mate-
rialersparnis bis zu 10,058 rn ab, entsprechend einer
Neigung von 1:7,5. Die vier Eckpfosten der Pfeiler-
türme bestehen aus Röhren von 3,658 in äußerm
Durchmesser und sind dnrch verschiedene ans Taf. I,
Fig. 2 ersichtliche Krcuzverbindungen versteift. Bei
den Kragarmen hat der Untergurt und alle auf
Druck beanspruchten Hauptglieder der Ausfachung
ebenfalls Rohrquerschnitt, die gezogenen Teile und
Windkrcuze jedoch Kastenquerschnitt mit Wänden
aus Netzwerk. Die Mittelträger sind .Halbparabel-
träger, in der Mitte 15,240 in, an den Enden 12,102 in
hoch. Die Zufahrtsbrücken sowie die innere Fahr-
babnbrückc bestehen aus Parallelträgern mit oben-
liegcnder Fahrbahn. Das Material für das ge-
samte Tragwcrk ist Martinstabl, der in den fertigen
Stücken (Stäben, Platten, Gusikörpern) von den
beiden in Newton und Vlochairn bei Glasgow ge-
legenen Werken der Steel Company of Scotland
und dem Siemensschen Werke in Landore bei
^wansea (Südwales) geliefert wurde. Für die
Pfeiler kam Granit von Abcrdeen (für die Außcn-
mauer), Sandstein von Arbroath (für die innern
den Druck aufnehmenden Partien), harte Klinker
(für einzelne Stellen) und Kalksteine (als Stein-
zuschlag zum Beton der Gründung) zur Verwen-
dung. Als Mörtel diente ausschließlich Portland-
cemcnt.
Das sehr wechselnde Eigengewicht der Brücke ist
bei den Hauptstützen 43,3 t pro 1 in, in der Mitte
der Hauptöffnungen nur 6,7 t, im ganzen für die
Hauptöffnungen 50000 t. Die der Berechnung zu
Grunde gelegte Verkchrslast war von dem Board of
Trade zu 6,660 t pro 1 in vorgeschrieben worden.
Der gesamte seitliche Winddruck ergiebt sich zu
8300 t. Nach dem Voranschlag bcliefen sich die
Baukosten auf 34 Mill. M., wuchsen jedoch auf
50 Mill. M. an. Die Anzahl der gleichzeitig thätigen
Arbeiter war je nach der Jahreszeit 3-4000. Die
Beendigung des Baues erfolgte 9. Dez. 1889. Der
erste Zug stchr am 23. Jan. 1890 über die Brücke,
lind am 4. März desselben Jahres fand die feier-
liche Eröffnung durch den Prinzen von Wales statt.
- Vgl. Barkhausen, Die F. (Berl. 1889); Zeitschrift
des Vereins deutscher Ingenieure (1891, S. 8, 34
und 63).
Fortifikation (lat.), Vefestigungskunst (s. d.);
davon fortifikatorisch, auf F. bezüglich, z. B.
fortifikatorische Aulagen soviel wie Befestigungs-
anlagen, fortifikatorische Verstärkung einer Stellung
soviel wie Verstärkung durch Befestigungsanlagen.
F. ist auch Bczeichnuug für eine in jeder Festung
des Deutschen Reichs bestehende Ingenieurbehörde,
die in örtlicher Beziehung dem Kommandanten der
Festung unterstellt ist, im übrigen aber, mit mehrern >
andern gleichen Behörden, zu einer Festungsinspek- !
tion gehört (s. Ingenieurinspektion). An der Spitze !
einerjeden F. steht der Ingenicuroffizier vom Platz
(meist ein älterer Stabsoffizier); je nach der Größe
der Festung sind ibm eine Anzahl von Ingenieur-
offizieren als Postenoffiziere unterstellt, die mit der
Fürsorge für bestimmte Teile der Festungsanlagen
betraut sind; Wallmeister (im Range von Feldwebeln
stehend) führen unter den Postenoffizieren die Auf-
sicht über einzelne Werke, Baulichkeiten, Materia-
lienniederlagen und auszuführende Arbeiten.