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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Foule; Foulon; Fouqué

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Foule - Fouqué

blieb er bis 19. Jan. 1867. F. starb 5. Okt. 1867 zu Tarbes.

Sein Bruder, Bénoit F., der das Bankiergeschäft fortsetzte, war 1834‒48 Mitglied der Kammer, in der er sich als entschiedener Anhänger der Julidynastie erwies. Er zeichnete sich ebenfalls als Finanzmann aus und starb 30. Juli 1858.

Foule (frz., spr. fuhl), Menge, Haufe, namentlich von Personen; en foule, in Menge.

Foulon (spr. fulóng), Joseph Franz, franz. Generalintendant, eins der ersten Opfer der Französischen Revolution von 1789, geb. 1715 zu Saumur, war Generalintendant bei den Armeen von Soubise und Broglie im Siebenjährigen Kriege, Generalintendant der Landarmee und Marine unter dem Marschall von Belleisle und 1771 Intendant der Finanzen. Als im Juli 1789 die Armee unter dem Herzog von Broglie um Paris zusammengezogen ward, erhielt F. wieder die Stelle ihres Generalintendanten und zog damit die Wut des empörten Volks auf sich. In Viry, wohin er sich nach Erstürmung der Bastille geflüchtet hatte, ward er von Landleuten erkannt und 22. Juli nach Paris geschleppt. Er sollte nach dem Gefängnis der «Abtei» gebracht werden, aber der Pöbel entriß ihn seinen Wächtern und knüpfte ihn an einer Laterne des Grèveplatzes auf. An demselben Tage fiel auch sein Schwiegersohn Berthier de Sauvigny, Intendant von Paris, der von einem Proskriptionskomitee im Palais-Royal aufgestachelten Volkswut zum Opfer.

Fouqué (spr. fukeh), Friedr. Heinr. Karl, Freiherr de la Motte-, Dichter, Enkel des folgenden, geb. 12. Febr. 1777 in Brandenburg, trat 1791 in die preuß. Armee, machte den Rheinfeldzug mit, verließ aber 1803 den Dienst, um auf seinem Gute Nennhausen bei Rathenow ganz seinen litterar. Neigungen zu leben. Bei der Erhebung Preußens trat er bei den freiwilligen Jägern ein und nahm erst als Lieutenant, dann als Rittmeister an den bedeutendsten Schlachten des Freiheitskrieges von 1813 teil, bis er infolge körperlicher Anstrengung sich genötigt sah, den Abschied zu nehmen. Später lebte er abwechselnd in Paris und auf Nennhausen, hielt seit 1831 in Halle Vorlesungen über die neueste Geschichte und über Poesie, wurde 1842 von Friedrich Wilhelm Ⅳ. nach Berlin berufen und starb daselbst 23. Jan. 1843. F. schließt sich im allgemeinen der Romantischen Schule an. Religiosität, Ritterlichkeit und Galanterie sind die Grundelemente seiner Dichtungen, und obgleich er in seinen poet. Formen oft hart und gezwungen erscheint, so offenbart er doch nicht selten eine Fülle von Phantasie und ein eigentümlich kräftiges poet. Leben. Später wurde er manierierter, pietistisch und feudal-aristokratisch, so daß er zuletzt zu den Anschauungen seines Jahrhunderts, z. B. in seinen Gedichten «Die Weltreiche» (6 Hefte, Halle 1835‒40), in schroffem Gegensatze stand. Als Dichter trat F. zuerst unter dein Pseudonym Pellegrin auf in den «Dramat. Spielen von Pellegrin», hg. von A. W. Schlegel (Berl. 1801), den «Romanzen vom Thale Ronceval» (ebd. 1808), dem Roman «Alwin» (2 Bde., ebd. 1808), der «Historie vom edeln Ritter Galmy und einer schönen Herzogin von Bretagne» (2 Bde., ebd. 1806) und einigen Schauspielen. Den Geist der nordischen Sage und altdeutschen Dichtung, der F. am meisten ansprach, atmet vor allem das dramat. Gedicht «Der Held des Nordens» (Trilogie: «Sigurd der Schlangentöter», «Sigurds Rache» und «Aslauga», Berl. 1808), dem er zuerst seinen wahren Namen vorsetzte, sowie die vaterländischen Schauspiele «Eginhard und Emma» (Nürnb. 1811) und «Alboin, der Longobardenkönig» (Lpz. 1813). Mit enthusiastischem Beifall wurden F.s Ritterroman «Der Zauberring» (3 Bde., Nürnb. 1813; neue Aufl., Braunschw. 1855) und sein bestes Werk, das zarte und sinnvolle, in fast alle europ. Sprachen übersetzte Märchen «Undine» (Berl. 1811; 26. Aufl., Gütersl. 1887) aufgenommen, das auf der alten Sage vom Ritter von Staufenberg beruhte. Unter seinen übrigen Werken genossen seinerzeit hohes Ansehen: das romantische Heldengedicht «Corona» (Tüb. 1814), «Sintram und seine Gefährten» (Berl. 1814), «Die Fahrten Thiodolfs» (2 Bde., Hamb. 1815), «Heldenspiele» (Stuttg. 1818), «Altsächs. Bildersaal» (4 Bde., Nürnb. 1818‒20), das geschichtliche Epos «Bertrand du Guesclin» (3 Bde., Lpz. 1821), seine seltsame, von ihm selbst aufgezeichnete «Lebensgeschichte» (Halle 1840); ferner seine «Gedichte» (5 Bde., Stuttg. 1816‒27), «Geistliche Gedichte» (2. Aufl., Berl. 1858) und «Christl. Liederschatz» (ebd. 1862), letztere beide hg. von Albertine de la Motte F. Seiner Richtung treu, gab F. mit L. von Alvensleben die «Zeitung für den deutschen Adel» (1840‒41) heraus. Er selbst besorgte eine Ausgabe seiner «Ausgewählten Werke» (12 Bde., Halle 1841).

F.s zweite Gattin, Karoline, geborene von Briest, geb. 1773 zu Nennhausen, vermählte sich 1790 in erster Ehe mit einem Herrn von Rochow, nach ihrer Scheidung von diesem 1803 mit F.; sie starb 20. Juli 1831 zu Nennhausen. Außer Romanen (wie «Roderich», «Das Heldenmädchen aus der Vendée» u. s. w.) und Erzählungen, in denen sie sich dem Geschmacke ihres Gatten anschloß, schrieb sie «Briefe über Zweck und Richtung weiblicher Bildung» (Berl. 1811) sowie «Briefe über die griech. Mythologie» (ebd. 1812). Ihre Briefe und kleinen Aufsätze erschienen u. d. T. «Der Schreibtisch, oder alte und neue Zeit» (Köln 1833). – Auch F.s dritte Gattin, Albertine, geborene Tode, mit der er sich während seines Aufenthaltes in Halle vermählte, schrieb einen Roman «Reinhold» (2 Bde., Berl. 1865).

Fouqué (spr. fukeh), Heinr. Aug., Freiherr de la Motte-, preuß. General, geb. 4. Febr. 1698 im Haag, stammte aus einer alten normann. Familie, ward 1706 Page am Hofe des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau, machte 1715 den pommerschen Feldzug mit, wurde zum Offizier ernannt und 1729 Hauptmann. Friedrich d. Gr. schenkte ihm als Kronprinz sein Vertrauen und verkehrte mit F. während seiner Gefangenschaft zu Cüstrin. Ein Zerwürfnis mit seinem Chef, dem Fürsten von Dessau, bewog F., den preuß. Dienst 1738 zu verlassen und in dän. Dienste zu gehen. Als aber Friedrich Ⅱ. 1740 den Thron bestiegen hatte, rief er F. zurück und ernannte ihn zum Obersten. F. machte die schles. Kriege mit, war während des zweiten Gouverneur von Glatz und zeichnete sich, zum Generallieutenant aufgestiegen, im Siebenjährigen Kriege aus (namentlich bei Prag, bei Landeshut, bei Habelschwerdt), so daß ihm der König, als er 1759 nach Sachsen marschierte, die Deckung Schlesiens, besonders des wichtigen Passes von Landeshut, anvertraute. Beim Beginn des Feldzugs von 1760 nötigte Laudon durch meisterhafte Operationen F., seine starke Stellung bei Landeshut zu räumen; später jedoch mußte F. sie gegen seine Überzeugung auf Befehl des Königs wieder besetzen,