Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Franceschini; Franceschini (Marcantonio); Francesco; Franceville; Franche; Franche-Comté; Francheville; Franchi

24

Franceschini – Franchi (Alessandro)

Franceschini (spr. -tscheskihni), Baldassare, ital. Maler, geb. 1611 in Volterra, wo sein Vater Bildhauer war, studierte in Florenz bei Rosselli, später unter Giovanni da San Giovanni. Er eignete sich große Fertigkeit im Komponieren, in der Technik und eine wirkungsvolle Farbengebung an und erhielt bedeutende Aufträge für Kirchen und Profanbauten, besonders von den Mediceern; so schmückte er in Sta. Croce die Kapelle Niccolini, die Kirchen Sta. Annunziata (Krönung der Maria), Sta. Maria maggiore und den Pitti-Palast. Eine Zeit lang lebte er in Rom, kehrte aber wieder nach Florenz zurück, wo er 1681 starb.

Franceschini (spr. -tscheskihni), Marcantonio, ital. Maler, geb. 5. April 1648 zu Bologna, gest. daselbst 24. Dez. 1729, war Schüler des Carlo Cignani und machte dann Studienreisen nach Genua und Rom. In Rom beteiligte er sich 1711 an den Kartons für die Mosaiken im St. Peter, kehrte dann aber 1714 nach Genua, endlich nach Bologna zurück. In Genua hatte er den großen Ratssaal mit Fresken geschmückt, welcher 1777 verbrannte. Sein größter Gönner war der Fürst Hans von Liechtenstein in Wien, in dessen Palast in der Rossau noch jetzt die Dekorationen F.s, darunter eine Schlafende Venus mit Amor, erhalten sind. Von seinen Ölgemälden besitzt die Dresdener Galerie: Die büßende Magdalena zwischen tröstenden Frauen, das Hofmuseum zu Wien: Der heil. Karl Borromäus bei den Pestkranken in Mailand und eine Büßende Magdalena. F. gehört zu den fruchtbarsten Dekorationsmalern der Carracci-Schule; seine Werke sind heiter und gefällig, aber charakterlos und gesucht in der Wirkung.

Francesco (ital., spr. -tschésko), männlicher Vorname: Franziskus, Franz.

Franceville (spr. frangß'wil), Station in Französisch-Kongo in Äquatorialafrika, am Zusammenflusse des Passa und des obern Ogowe auf einem 420 m hohen Plateau. Von hier aus werden die Waren durch Bateke nach dem 200 km entfernten Leteki an der Alima getragen, um hier nach dem Kongo verschifft zu werden. F., 1880 von Brazza gegründet, war anfangs der Ausgangspunkt aller franz. Forschungsexpeditionen nach dem Osten und Norden.

Franche, soviel wie Franse (s. d.).

Franche-Comté (spr. frangsch kongteh), die ehemalige Freigrafschaft Burgund, auch Hoch- oder Deutsch-Burgund, umfaßte als Provinz Frankreichs die heutigen Depart. Doubs (mit Ausnahme des damaligen württemb. Mömpelgard), Jura und Haute-Saône und hat 15743 qkm und (1891) 856965 E. Sie zerfiel in die Oberämter (bailliages) Besançon, Amont oder Vesoul und Aval oder Lons-le- Saunier; Hauptstadt war Besançon.

Zu Cäsars Zeit bewohnten das Land die Sequaner, nach deren Besiegung es der Provinz Belgica prima einverleibt wurde. Später bildete es nebst der westl. Schweiz die Provinz Maxima Sequanorum. Im 5. Jahrh. wurde es von den Burgundern in Besitz genommen und ihrem Reiche einverleibt. Durch Chlodwigs Nachfolger ward das Land gleich dem übrigen Burgund (s. d.) 534 mit der fränk. Monarchie vereinigt und teilte deren Schicksale. Eine neue Epoche schien anzubrechen, als der alamann. Graf Rudolf 889 das Transjuranisch-Burgundische Königreich stiftete, das die F. und die westl. Schweiz umfaßte. 1032 kam es an Kaiser Konrad Ⅱ. und damit in Personal-Union mit dem deutschen Königtum. Kaiser Lothar trennte das ↔ Herzogtum Kleinburgund, die westl. Schweiz, von der F., die seit jener Zeit wegen ihrer vorzüglichen Freiheiten diesen ihren Namen führt und durch die Erbtochter Beatrix 1156 dem Kaiser Friedrich Barbarossa zugebracht wurde, der Besançon 1184 zur freien Reichsstadt erhob. 1208 kam das Land durch Heirat an Otto Ⅱ. von Meran und 1248, nach dem Aussterben des Meranschen Mannsstammes, an die Grafen von Châlon. Durch die Heirat König Philipps Ⅴ. war die F. 1316 an die franz. Krone gefallen, wurde jedoch bei dessen Tode, 1322, dem Herzoge Eudes Ⅳ. von Burgund abgetreten. Beim Aussterben des altburgund. Herrscherhauses 1361 fiel das Land an Margarete von Flandern, deren Tochter es dem Stifter des neuburgund. Hauses, dem franz. Prinzen Philipp dem Kühnen, 1384 wieder zubrachte. Bei dem Tode Karls des Kühnen 1477 kam es nach langen Streitigkeiten mit Karl Ⅷ. von Frankreich im Frieden von Senlis 1493 an Maximilian von Österreich, den Gemahl der burgund. Erbtochter Maria, wurde zum burgund. Reichskreise geschlagen und nach Kaiser Karls Ⅴ. Abdankung der span. Linie des Hauses Habsburg zugeteilt. Im Dreißigjährigen Kriege war die F. lange Zeit der Tummelplatz der Franzosen, die sich seitdem ihrer zu bemächtigen suchten. Endlich fiel sie (mit Ausnahme der erst 1793 abgetretenen Grafschaft Mömpelgard) im Frieden zu Nimwegen 1678 an Frankreich, nachdem sie Ludwig ⅩⅣ. schon 1674 erobert hatte. – Vgl. Joly, La F. ancienne et moderne (Par. 1779); Mémoires et documents inédits pour servir à l’histoire de la F. (von der Akademie zu Besançon herausgegeben, 3 Bde., Besançon 1839–44); Rousset, Dictionnaire de la communes de la F. (6 Bde., ebd. 1853–58); Clerc, Histoire des État-généraux et des libertés publiques en F. (2 Bde., ebd. 1883); Bouchot, La F. (Par. 1889); Maag, Die Freigrafschaft Burgund und ihre Beziehungen zu der schweiz. Eidgenossenschaft 1477–1678 (Zür. 1891).

Francheville (spr. frangsch'wíl), Pierre, auch Francavilla, Franqueville, franz. Bildhauer, geb. 1548 zu Cambrai, ging 1564 nach Paris, dann nach Innsbruck, wo der kunstsinnige Erzherzog Ferdinand Ⅱ. sich seiner annahm und ihn an Giovanni da Bologna empfahl, der ihn zu Florenz als Schüler aufnahm und an seinen vielen Arbeiten Anteil nehmen ließ. Indessen machte sich F. bald selbständig, wie seine allegorischen Gestalten der Demut, Keuschheit und Klugheit in der Kapelle Niccolini beweisen. Weiter fertigte er die vier Evangelisten für den Dom zu Genua. 1601 berief ihn Heinrich Ⅳ. nach Paris und machte ihn zum Hofbildhauer. Als solcher entwickelte er eine rege Thätigkeit in der Ausschmückung zahlreicher Paläste und Gärten. Er starb um 1615 in Paris. Im Louvre befindet sich sein 1612 vollendeter David und die Gefangenengruppe (1614) zu dem 1604 gefertigten Reiterstandbilde des Königs. F.s Stil schließt sich an den seines Lehrers an; schlanke feine Figuren, vornehme Kühle der Empfindung, ausgezeichnete Charakteristik im Bildnis kennzeichnen seine Kunst. Vielseitig gebildet, versuchte er sich auch als Architekt, Maler und Schriftsteller.

Franchi (spr. -ki), Alessandro, Kardinal-Staatssekretär, geb. 25. Juni 1819, durchlief das röm. Seminar und wurde von Pius Ⅸ. 1846 zum Kämmerer befördert, in dessen Auftrag er 1848 in Wien bei Kaiser Ferdinand die Abtretung der österr. Teile Italiens betrieb. Mit besserm Erfolg verhandelte

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 25.