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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Frankreich (Handel)

ausgeführt. Für die Tabaksfabrikation, welche Staatsmonopol ist, bestehen 21 große Manufakturen. Von Wichtigkeit ist auch die Zuckerindustrie (s. oben Landwirtschaft, S. 61 b), ferner die Fabrikation von Schaumweinen (in der Champagne), von Schokoladen- und Konditorwaren (Paris) und von eingemachten Früchten.

Handel. Den größten Aufschwung nahm der Handel zur Zeit Colberts, wo auch eine Seemacht begründet wurde. Im 19. Jahrh. suchte man ihn besonders durch Einrichtung eines Auskunftsbureaus im Handelsministerium, Gründung einer Gesellschaft zur Förderung des Exporthandels und durch Errichtung von Handelskammern im In- und Auslande zu heben. Handelskammern giebt es (1887) 91, von welchen die zu Marseille schon 1650, die von Dünkirchen 1700 gegründet worden ist. 1880 hatte F. die Handelsverträge mit fremden Staaten gekündigt und von 1882 ab auf 10 Jahre auf Grund des autonomen Zolltarifs neue Verträge mit Großbritannien, Italien, Belgien, Schweden und Norwegen, Spanien, Portugal, den Niederlanden, der Schweiz, Österreich-Ungarn und Serbien abgeschlossen, während Deutschland, Rußland, die Türkei und Rumänien die Rechte der meistbegünstigten Nationen genossen. Durch Gesetz vom 29. Dez. 1891 ist die Regierung ermächtigt worden, neue Vereinbarungen zu schließen, um den Staaten den franz. Minimaltarif gewähren zu können. Diese Verhandlungen haben zu einem vollständigen Vertrage mit Schweden-Norwegen und zu provisorischen Vereinbarungen mit den Niederlanden, Belgien, der Schweiz und Griechenland geführt. Das Übereinkommen mit der Schweiz hat inzwischen einem vertraglosen Zustande Platz gemacht. Die Zahl der Bankrotte betrug in den Jahren von 1881 bis 1885: 6895, 7061, 6966, 7719, 8024 und stieg 1886 bis auf 8759, die höchste Ziffer, welche je erreicht worden ist.

Der franz. Außenhandel zerfällt in General- und Specialhandel (s. Handelsstatistik).

Im J. 1716 wird die Einfuhr auf 100 Mill. Frs. und die Ausfuhr auf etwas mehr, 1787 aber auf 4-500 Mill. und 5-600 Mill. Frs. geschätzt. In den nachfolgenden Jahren bis 1827 sind, abgesehen von Kriegszeiten, keine bedeutenden Schwankungen im Handelsverkehr zu bemerken. Folgende Tabelle giebt bis 1876 den zehnjährigen Durchschnitt, von da an aber den Wert für einzelne Jahre in Millionen Francs an:

Jahre Generalhandel Einfuhr Ausfuhr Specialhandel Einfuhr Ausfuhr

1827-36 667 698 480 521

1837-46 1088 1024 776 713

1847-56 1503 1672 1077 1224

1857-66 2987 3293 2200 2430

1867-76 4262 4202 3408 3307

1880 6113 4612 5033 3468

1882 5962 4764 4822 3574

1884 5239 4218 4343 3232

1886 5117 4246 4208 3249

1888 5187 4298 4107 3246

1889 5320 4803 4316 3704

1890 5452 4840 4436 3753

1891 5938 4731 4768 3570

1892 5136 4551 4188 3461

1893 4951 4326 3854 3236

Von den wichtigsten Waren des Specialhandels entfallen in Millionen Francs (1893) auf:

Warengruppen Einfuhr Ausfuhr

Nahrungs- und Genußmittel 1061 710

Rohstoffe 2229 784

Fabrikate 564 1742

Mit Ausnahme von Zucker und Baumwollgarn sind die fremden Waren, welche zeitweilig zugelassen wurden, um eine Umgestaltung oder eine weitere Bearbeitung in F. zu erfahren, weder in der Einfuhr noch in der Ausfuhr des Specialhandels einbegriffen. Dieselben hatten 1891 bei der Einfuhr einen Wert von 83 Mill. Frs. Der Wert der nach erfolgter Bearbeitung wieder ausgeführten Erzeugnisse betrug 152 Mill. Frs.

Ein- und Ausfuhr der wichtigsten Waren in Millionen Francs:

Einfuhr 1891 1892

Wein 401,2 302,10

Getreide 554,4 524,48

Wolle 392,4 383,33

Kohle 250,8 188,57

Seide 282,7 279,96

Häute 236,4 179,98

Baumwolle 248,7 232,53

Ölsamen 227,8 147,43

Holz 234,4 118,34

Kaffee 161,2 152,62

Tiere 84,3 58,75

Chemikalien 82,1 104,49

Wollgewebe 73,1 62,20

Fleisch 70,8 36,53

Seidengewebe 71,8 60,54

Flachs 51,0 67,49

Zucker 56,7 54,64

Maschinen 55,6 56,64

Fett - 31,79

Tafelfrüchte 61,1 48,91

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Ausfuhr 1891 1892

Wollgewebe 349,8 341,92

Seidengewebe 251,7 254,06

Wein 249,1 223,32

Häute 175,2 115,59

Zucker 100,2 95,05

Lederwaren 139,4 121,40

Seide 138,0 254,05

Konfektionswaren 99,8 90,53

Wolle 123,0 125,65

Butter und Käse 118,4 90,20

Pariser Artikel 111,1 124,75

Baumwollgewebe 105,0 98,26

Metallwaren 87,1 86,92

Liqueure u. s. w. 71,5 6,6

Tiere 58,1 33,26

Chemikalien 55,1 60,79

Maschinen 45,7 36,01

Modewaren 43,2 44,09

Bijouterien 48,1 30,86

Holzwaren 37,6 30,55

Im J. 1893 wurde Getreide für 393, Wolle 353, Seide 237, Wein 197, Ölsamen 194, Häute 184, Kohle 182, Baumwolle 167, Kaffee 139, Holz für 126 Mill. Frs. eingeführt. Von den Ausfuhrwaren überschritten den Wert von 100 Mill. Frs.: Wollgewebe (290), Seidengewebe (212),Wein (187), Häute (160), Pariser Artikel (129), Seide (124), Konfektionswaren (119), Wolle (119), Lederwaren (111), Zucker (106), Baumwollgewebe (100 Mill. Frs.).

Der Verkehr mit Edelmetallen ist großen Schwankungen unterworfen. 1875 wurden an Gold 608 Mill. Frs. ein-, 137 Mill. ausgeführt. 1880 betrug die Einfuhr 295, die Ausfuhr 408; 1885 erstere 243, letztere 207; 1892 erstere 385, letztere 108 Mill. Frs. Silber zeigt in denselben Jahren in Einfuhr die Werte 266, 101, 235 und 124, in Ausfuhr 81, 62, 137 und 107 Mill. Frs. 1893 wurden Edelmetalle für 466 Mill. ein- und für 244 Mill. Frs. ausgeführt.

Specialhandel in Mill. Frs. mit fremden Ländern:

Verkehrsländer Einfuhr 1890 1892 Ausfuhr 1890 1892

Großbritannien 627,4 530 1029,7 1030

Belgien 627,4 530 537,6 502

Deutschland 351,0 337 341,6 355

Spanien 353,8 277 152,6 134

Schweiz 104,2 92 242,8 227

Italien 121,9 132 149,9 132

Rußland 194,6 165 16,6 13

Österreich-Ungarn 113,1 62 17,6 16

Türkei 133,0 116 60,3 60

Skandinavien 78,8 64 31,2 36